10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Lukas 13,6

"Er sagte aber dieses Gleichnis: Es hatte jemand einen Feigenbaum, der in seinem Weinberge gepflanzt war; und er kam und suchte Frucht an ihm und fand keine."

Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
Zitate von Ludwig Hofacker anzeigen

Freilich, der Heiland weinte über Jerusalem; und auch im Gleichnis unseres heutigen Evangeliums offenbart er etwas von der unaussprechlichen Geduld und Langmut Gottes, der, wie der Herr auf die eingelegte Fürbitte des Weingärtners hört, so auch auf die hohepriesterliche Fürbitte des Heilands achtet, zuwartet und Gnadenfrist gibt. Das Herz des Heilands ist noch voll Zärtlichkeit und Geduld; so sucht er noch jetzt durch seine hohepriesterliche Fürbitte die strafende Gerechtigkeit Gottes aufzuhalten, um die Sünder womöglich zur Buße zu kehren. Dieser Fürbitte Jesu haben wir alle es zu danken, daß wir noch leben, noch in der Gnadenzeit stehen. Siehe, daher kommt es, daß du noch stehest, alter Sünder, obgleich reif für die Hölle; daher kommt es, daß du noch die unaussprechliche Gnade genießest, das Evangelium zu hören; daher kommt es, daß er dich mit manchen Leiden heimsucht; daher kommt es, daß es dir oft deutlicher als je wird: Ich muß anders werden; daher - weil der heilige Weingärtner die Axt, die schon an die Wurzel der Bäume gelegt ist, aufgehalten, dir Büß- und Gnadenfrist erbeten hat, und nun alles an- wendet, um noch Früchte der Buße aus dir herauszulokken. »Ich will ihn umgraben und bedüngen«, spricht er im Evangelium. O welche Treue! Solch ein unfruchtbarer, fauler Baum sollte ja längst weggerafft sein.

Aber durch dieses Hohepriestertum Christi wird die Gerechtigkeit Gottes nicht zerstört. Denn der Hohepriester selbst gesteht nach dem Gleichnis zu, daß ein unfruchtbarer Baum des Abhauens würdig ist, und sagt selber, wenn er nach der Gnadenfrist keine Frucht trage, dann soll er umgehauen werden. Zuletzt offenbart sich doch Gottes rächender Arm; so hat er sich bewiesen an Jerusalem, so hat er sich schon an Tausenden bewiesen, und so wird er sich ferner noch beweisen. Am Tages des Zorns wird kaum der Gerechte bestehen; wo soll aber der Ungerechte bleiben? - Darum zu Christo hin, aus der Lauheit heraus, aus dem Leichtsinn heraus, aus dem Maulglauben heraus! Denn es wird wahrlich anders gehen, als wir nach unsern weichlichen und bequemen Gedanken glaubten!

Herr Jesu, führ mich durch die enge Pforte bei dem Licht von deinem Worte; laß mich ja nicht sicher leben, nicht der Weltlust mich ergeben, mich nicht bis zum Grab verschulden, was ich leide, gläubig dulden, und nach überstandnen Proben deine Macht im Himmel loben!


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
Zitate von Ludwig Hofacker anzeigen

Wir sind von Natur wilde Bäume, welche keine oder ungenießbare und unbrauchbare Frucht tragen, Bäume, welche zu nichts taugen, als daß sie umgehauen und ins Feuer geworfen werden, Bäume, welche auch nach dem Gesetz der Gerechtigkeit Gottes ihrer Natur nach zu nichts anderem aufgehoben wären, als daß sie in das Feuer geworfen werden. Es gibt ja verschiedene Bäume in dieser Welt - fruchtbare und unfruchtbare -, Bäume, welche ihrer Natur nach Frucht tragen und deren Frucht von den Menschen benützt wird, und Bäume, welche ihrer Natur nach keine Frucht tragen und deswegen eben als Holz benützt, umgehauen und entweder verarbeitet oder ins Feuer geworfen werden. Ein solcher wilder Feigenbaum, der in dem großen Wald der Sünderwelt aus dem Samen Adams entsprossen ist und der seiner Natur nach keine oder nur schlechte und saure Früchte tragen kann, das bin ich und du von Natur. Und nun schaue die große Gnade über uns; uns wilde, unfruchtbare, nur zum Brennen aufgehobene und taugende Bäume hat der himmlische Weingärtner genommen und in seinen Weinberg, wohin eigentlich kein Feigenbaum gehört, versetzt, er hat auf den wilden Stamm edle fruchttragende Reiser gepflanzt durch sein Evangelium, durch die Sakramente, durch seinen Geist, durch so viele Unterweisung über den Weg zur Seligkeit, er hat bis jetzt keine Mühe und Arbeit an uns gespart, er hat durch manches Leiden, das er uns zusandte, den Boden um uns her locker gemacht und um uns gegraben, er hat uns beschnitten früh und spat, es ist ihm ein rechter Ernst gewesen damit, daß er uns so darstelle, auf daß wenn der Eigentümer komme, er demselben uns zeigen und sagen könne: Siehe wie die Bäume Frucht tragen; es ist ein Lust, sie nur anzusehen. Welche unaussprechliche Gnade und Wohltat. Wahrlich wir haben hohe Ursache, uns einmal auch in den Staub zu beugen vor dem Gott, der so viel an uns tut. Liebe, wie vergelt ich dir, was du Guts getan an mir!