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Predigten zu Lukas 12,32
Zitate von Carl Eichhorn anzeigen
Furchtlosigkeit der Kinder Gottes
"Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben."
Wer mächtig ist durch seinen Einfluss, stark durch seine Kraft und durch die Zahl derer, die zu ihm halten, braucht sich nicht zu fürchten. Die Herde des Herrn Jesu aber ist klein an Zahl, an Einfluss und an Kraft. Es gehören zu ihr meist nur "kleine Leute". Gilt einer in der Welt etwas, muss er erst klein werden. - Diese kleine Herde ist umgeben von Wölfen. Es fehlt nicht an feindlichen Angriffen und Widerstand. Schon das Volk Gottes im Alten Testament musste bekennen: "Sie haben mich oft gedrängt von meiner Jugend auf." Jesaja aber redet die Gottesgemeinde mit den Worten an: "Du Leidvolle, über die alle Wetter gehen!" Eben die Anfeindung, der Spott und die Verachtung sind ein Hauptgrund, warum die Herde so klein ist. Der Weg der Schmach gefällt vielen nicht.- Doch die kleine Herde hat einen großen und guten Hirten. Er ist der gute, der schlechthin gute Hirte. Er liebt seine Schafe wie sich selbst; denn er hat sie mit seinem eigenen Leben erworben. Er kennt und pflegt sie und leitet sie auf rechter Straße, mögen noch so viele Schwierigkeiten und Gefahren sich erheben. Er ist kein Mietling, der seine Schafe verlässt, wenn der Wolf kommt, sondern die Schafe sind sein Eigentum, und für sie ist er unter Dahingabe seines Lebens eingetreten. Er lebt für sie, und niemand kann sie aus seiner Hand reißen. Der Herr Jesus ist allem gewachsen. Wenn Menschen wider ihn wüten, so legt er Ehre ein, und wenn sie noch mehr wider ihn wüten, ist er auch noch gerüstet. Darum fort mit aller Furcht; denn Ursache zur Furcht ist nicht vorhanden. Die einzige Furcht des Schäfleins soll die sein, dass es von dem Hirten abkommen könnte. Alles andere besorgt er. - Klein und schwach sind die Schafe. Schwach und doch stark, weil sie einen starken Hirten haben. Klein und doch groß, weil der große Hirte der Schafe sie in seine Pflege genommen hat. Und einst werden sie das Königreich empfangen. Denn es ist des Vaters Wohlgefallen, gerade der kleinen Herde einst die königliche Herrschaft zu übergeben. Wenn der Heiland erscheint, empfangen sie das Weltregiment und werden mit ihm regieren. Das ist der Wille Gottes. Und was er will, muss geschehen. Dem Apostel Paulus wurde einst die Versicherung zuteil: "Du musst nach Rom kommen!" Nun stellte sich ihm alles mögliche in den Weg: böse Anschläge, Schiffbruch, eine giftige Otter, die ihm an die Hand fuhr. Aber Paulus kam nach Rom; denn Gott wollte es. Gegen die kleine Herde stürmt es von allen Seiten. Und zuletzt kommt der größte Sturm: die Trübsal unter dem Antichrist. Es scheint aus mit ihr zu sein. Aber Gottes Wille ist, dass sie das Königreich erlangt. Einst wird der Ruf ertönen: "Der allmächtige Gott hat das Königreich eingenommen!" Dann übergibt er es der kleinen Herde. Wahrlich, es ist der Mühe wert, sich zu dieser kleinen Herde zu halten und bei ihr auszuharren!
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"Sei ohne Furcht, du kleine Herde, denn es hat eurem Vater gefallen, euch das Königtum zu geben."
Gott ist ein Gott kleiner Anfänge. Das Königreich der Himmel soll "euch" werden. In diesem persönlichen Fürwort ist die ganze Unscheinbarkeit der kleinen Jüngerschar ausgedrückt, von der Jesus sich umgeben sah. Wird nicht die Grösse des Inhalts das so menschliche, ja allzumenschliche Gefäss sprengen? Werden nicht die "Kleingläubigen" und "Unverständigen" das Evangelium des Sohnes völlig missverstehen? Werden nicht sie, denen die "Geheimnisse des Himmelreiches" anvertraut wurden und die "den Schlüssel des Himmelreiches" empfangen haben, das Königreich Gottes aufs Neue den Armen im Geist, den Mühseligen und Beladenen, den Hungernden und Dürstenden, den Zöllnern und Sündern verschließen? Wird nicht Gottes verborgenes Wirken in der Mission der Jünger zur fanatischen Propaganda, das Fleisch gewordene Wort zum heiligen Buchstaben, die durch Erleuchtung des Geistes gewirkte Erkenntnis nur zu einem pflichtgemässen Dogma und Bekenntnis werden?
Gewiss, das alles - und unendlich mehr - drohte dem angebrochenen Gottesreich. Dem allen ist es im Laufe der christlichen Zeitrechnung unzählige Male verfallen. Es ist aber nicht untergegangen. Es fiel nicht mit dem Jünger. Es wurde nicht Staat mit dem christlichen Weltstaat, es wurde nicht Buchstabe mit dem dogmatischen Bekenntnis. Zwang der Mensch das Reich Gottes erst in die Formen und in die Art seines eigenen Wesens, baute erst die Kirche das Reich Gottes, anstatt dass sie sich vom Reich Gottes bauen ließ, dann überließ das Königreich der Himmel dem Menschen den Schein des Himmelreiches. Jedoch die Kraft desselben stand daneben, trat in neuen Jüngern auf. Wäre das Königreich der Himmel die Schöpfung der Kirche und nicht die Kirche die Schöpfung des Himmelreiches, gewiss, dann wäre das Reich Gottes längst auf Erden untergegangen.
Gott fürchtete sich jedoch nie, im Verlauf der Geschichte mit seiner Wahrheit und Offenbarung in die kleinen und unscheinbaren Dinge hinabzusteigen. Er begann seine Gottesschöpfung innerhalb der Menschheit nie mit Macht und Glanz, sondern hüllte sie in die kleinsten, unscheinbarsten Anfänge. Es ließ sich in die alte Welt tragen durch die Botschaft der Apostel und durch das Zeugnis und das Leben der schlichtesten Jesusjünger. Innerlich überwältigt von dieser Erscheinung konnte Paulus mithin seinen Brüdern in Korinth schreiben: "Seht doch einmal: wer ist bei euch zum Heil berufen, Brüder? Da finden sich nicht viele Weise nach menschlichem Urteil, nicht viele Einflussreiche, nicht viele Edelgeborene. Vielmehr, was der Welt als töricht gilt, das hat sich Gott erwählt, damit er die Weisen beschäme."
Zitate von Jakob Kroeker anzeigen
"Sei ohne Furcht, du kleine Herde, denn es hat eurem Vater gefallen, euch das Königtum zu geben."
Gott ist ein Gott großer Dinge. Was den Jüngern vom Vater gegeben werden soll, das ist "das Königreich der Himmel". Wonach Propheten viele Jahrhunderte ausgeschaut, was ihr Mund als Offenbarung Gottes gekündet, ihr Griffel auf Pergament zum Trost kommender Geschlechter verewigt hatte, das sollten sie in ihrem Leben in Erfüllung gehen sehen. Es lag in diesem Jesuswort etwas so Überraschendes für die Jünger, ja es war eine der grandiosesten Paradoxien der Geschichte. Ihnen, den Fischern vom See Genezareth, sollte werden, um was letzthin Könige und Cäsaren mit ihren Völkern Jahrtausende schon gekämpft hatten: Das Königreich. Was anderen durch Politik und Macht, durch Religion und Kultus nicht geworden war, sollten sie in der schlichten, einfachen Nachfolge Jesu finden: eine Welt der sozialen Gerechtigkeit, der göttlichen Vollmachten, des ewigen Friedens, der gegenwärtigen Gottesherrschaft.
Nach menschlichen Maßstäben gemessen, war so eine Sprache völlig unverständlich. Aber Jesus sah bereits in den kleinsten Anfängen einer in der Seele seiner Jünger beginnenden Gottesherrschaft die Herrlichkeit eines kommenden vollendeten Gottesreiches. In dieser Freude konnte er bei einer anderen Gelegenheit in seliger Anbetung sprechen: "Ich preise dich, o Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies den Weisen und Klugen verborgen und es den Einfältigen geoffenbart hast. Ja, Vater, so hat dir's gefallen!" Dieser Ausbruch der innerlichen Freude geschah nicht etwa auf Grund überraschender Erfolge, die Er in der letzten Zeit durch sein Wirken erzielt hatte. Im Gegenteil, selbst Johannes der Täufer hatte seine Jünger mit der Frage zum Herrn gesandt: "Bist du der Kommende, oder sollen wir noch auf einen anderen warten?" Johannes konnte nicht verstehen, dass Jesus in seinem messianischen Wirken so bei Einzelheiten stehen blieb. Wartete doch auf allen Gebieten des menschlichen Lebens die Not auf den Retter, die Versklavung auf den Erlöser, die Ungerechtigkeit auf die Gerechtigkeit, die Finsternis auf das Licht. Jesus lässt seinem alten Freund und Wegbereiter sagen: "Blinde werden sehend, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, ja Tote werden auferweckt und Armen wird die Botschaft vom Heil verkündigt, und selig, wer nicht an mir irrewird." Jesus ließ sich nicht entmutigen und seine reine Freude nicht trüben, dass die verheißene Gottesherrschaft auf Erden zunächst in Einzelerscheinungen zum Durchbruch kam. Geschehenes war ihm Garantie für das noch zu Geschehende.
"Fürchte dich nicht, du kleine Herde; denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben."
Welch ein herrlicher Trost und welche Beruhigung für diejenigen, die das Reich Gottes suchen, dabei aber große Schwachheit fühlen und befürchten, dass sie es nicht erreichen könnten, - welch ein Trost, wenn sie über die Bedeutung eines solchen Wortes des Herrn aufwachen könnten. Denn Seine Worte "Fürchte dich nicht" müssen ja die Verheißung enthalten, dass Er, der alle Gewalt hat, uns vorwärtshelfen wird, wie übel es für uns auch außehen mag.
Aber hier muss doch genau beachtet werden, dass Er nicht zu allen Menschen ohne Unterschied redet. Er sagt ausdrücklich, wer diesen Trost haben soll. Er sagt: "Du kleine Herde." Gewiss ist der Herr gnadenvoll gegen alle Menschen, das kann nicht anders sein; trotzdem aber sind viele in einem solchen Zustand, dass sie wirklich Grund haben, sich zu fürchten, ja, das allerärgste zu befürchten, was gedacht werden kann, dass sie nämlich geradezu verdammt werden und nie das Reich Gottes zu sehen bekommen sollen. Zu ihnen sagt der Herr nicht: "Fürchte dich nicht." Es ist darum wieder notwendig, zwischen verschiedenen Seelenzuständen zu unterscheiden, während es "heute" heißt, wo noch allem abgeholfen werden kann, wenn wir nur die Stimme des Herrn hören wollen.
Dieses Trostwort "Fürchte dich nicht" sagt der Herr nur Seiner kleinen Herde, nur denen, die Er als Seine Schafe bezeichnet. Und bei Joh. 10 sehen wir, wie Er ganz besonders von den Schafen redet und spricht: "Ich kenne Meine Schafe und bin bekannt den Meinen."Sie hören Meine Stimme und folgen Mir, und niemand wird sie aus Meiner Hand reißen!" Und in dem Text vom Jüngsten Tag sagt Er, wie Er dann alle Menschen scheiden wird, die einen von den anderen, gleichwie ein Hirte seine Schafe von den Böcken scheidet; die Schafe wird Er zu Seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken. Alles läuft darauf hinaus, wie der Herr in Seinen Urteilen zwischen den verschiedenen Seelen unterscheidet. Er redet überall lieblich und tröstlich zu denen, die Er Seine Schafe nennt; zu denen dagegen, die zu Seiner Linken stehen, sagt Er die schrecklichsten Worte: "Geht hin von Mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!"
Darum, wie tröstlich und lieblich unsere Textworte auch sind, so müssen wir, um weder selbst betrogen zu werden, noch jemanden zu betrügen, doch beachten, dass dieser Trost nur denen gehört, die Jesus als Seine Schafe erkennt und von denen Er sagt: "Sie hören Meine Stimme, sie folgen Mir." Er sagt nicht, dass sie so gut, so treu und so stark sind, wie sie sein sollten, am allerwenigsten sagt Er, dass sie sündenfreie Heilige seien. Nein, wohl sind sie Sünder, wie sie selbst bitterlich beklagen. Aber während die ganze Welt frei nach der Lust und den Gedanken des eigenen Herzens lebt, werden sie als Jesu Schafe trotz aller ihrer Gebrechen doch von Seiner Stimme geleitet und fragen unausgesetzt nach Seinem Wort und Seinem Wohlgefallen. Sie hangen Ihm an, werden von Seinem Wort gestraft und gezüchtigt, von eben diesem Wort aber auch getröstet und durch das ganze Leben getreulich geleitet.
Du, der du gern ein rechter Christ sein willst und der du den Heiland und Sein Evangelium nicht entbehren kannst, aber unter so vielen ungebührlichen Sünden leidest, so dass du befürchtest, das Reich Gottes nie zu sehen zu bekommen, und der du oft nahe daran bist, ganz zu verzweifeln und alles fahren zu lassen, durch eine besondere Gnade Gottes aber noch immer an deinem Heiland hängst und Ihn und das ewige Leben nicht ganz verlassen kannst - höre, was der Herr in unserem Texte spricht, der Herr, der zuletzt am Jüngsten Tag alle richten wird, der einzige, den wir zu fragen haben. Denn wem sollte ich glauben, wenn nicht Ihm? Und Er sagt nun hier: "Fürchte dich nicht, du kleine Herde; denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben." Höre, welch ein fester Grund für unseren Trost, dieses "eures Vaters Wohlgefallen" ist. Hier werden unser Trost und unsere Hoffnung wieder nur auf den eigenen Willen und das freie Geben der göttlichen Majestät gegründet. Darum glaube gewiss, dass dies auch der einzige Grund ist. Sobald du nur eins der Schafe seiner kleinen Herde bist, so gibt Er dir das Reich. Das war das freie Wohlgefallen des Vaters. Denn "Er hat uns verordnet zur Kindschaft gegen (für) sich selbst durch Jesus Christus, nach dem Wohlgefallen Seines Willens."
Und was ist nun der Wille und das Wohlgefallen des ewigen Vaters? So spricht der Herr: "Dass Er euch das Reich gebe." Welchen will Er das Reich geben? Euch, die ihr die kleine Herde seid, voller Gebrechen im Glauben, im Gehorsam, im Mut und im Verständnis. Deshalb will Er euch das Reich als ein freies Geschenk, als eine freie Gabe geben. "Denn aus Gnaden seid ihr selig geworden durch den Glauben, und dasselbe nicht aus euch; Gottes Gabe ist es." Eine Gabe ist es! "Nicht aus den Werken, auf dass sich nicht jemand rühme." Denn gerade deshalb gibt Er es denen, die eine kleine Herde sind, nicht aber den Starken und Mutigen, wenn auch diese letzteren hinsichtlich der Werke weniger zu bereuen und zu beweinen haben. "Denn ist es aus Gnaden, so ist es nicht aus Verdienst der Werke; sonst würde Gnade nicht Gnade sein." Und nun ist es des Vaters Wohlgefallen, dass Er, während wir wirklich alle Sünder sind, das Reich denen geben will, die ihre Sünden erkennen, Gnade suchen und im Glauben leben.
Wohlan, nun hat es keine Not, Kommt her, ihr armen Herden! Kauft Wein und Wasser, Milch und Brot; Der Mann bezahlt's, der weiss und rot; Umsonst soll alles werden.
Zitate von Aiden Wilson Tozer anzeigen
Sprachliche Figuren sind nicht christliche Lehre
Vor einiger Zeit hörte ich, wie sich ein Mann negativ über den Brauch der Sonntagspredigt äußerte. Er bestand darauf, dass ein Mensch nach seiner Bekehrung sofort hinausgehen sollte, um Seelen zu gewinnen, und nicht in die Gemeinde, um Predigten anzuhören. Zur Illustration meinte er, ein Bauer durchleuchte seine Eier nur einmal und nicht immer wieder, sondern er liefert sie danach an den Markt. Doch seine Argumentation hatte eine ernste Schwachstelle: Christus hat zu Petrus nicht gesagt: »Durchleuchte meine Eier!«, sondern: »Weide meine Schafe!« Das Füttern der Schafe kann man nicht ein für alle Mal erledigen. Es ist ein liebender Akt, der in regelmäßigem Abstand so lange zu wiederholen ist, wie die Schafe leben. Petrus hat gut verstanden, was sein Herr meinte – denn Jahre später ermahnt er die Ältesten der Gemeinde: »Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist!« Und kein Wort sagt er über das Durchleuchten von Eiern! Bildliche Sprache sollte die Wahrheit verdeutlichen, nicht neu schaffen. Christen sind lebendige Geschöpfe, die von Nahrung abhängen, und so muss man ihnen oft und ausreichend Speise geben, wenn sie gesund bleiben sollen. Unser Herr wählte das Bild von den Schafen, weil es mit den Tatsachen übereinstimmt. Das Bild mit den Eiern tut das nicht. Hüten wir uns vor Leuten, die sprachliche Bilder zur Grundlage einer Lehre machen. Auch die Bibel sollten wir zu etwas Besserem verwenden, als aus ihr Sprachfiguren so lange zu verdrehen, bis sie unser Vorurteil bestätigen!