10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Lukas 12,1

"Als sich unterdessen viele Tausende der Volksmenge versammelt hatten, so dass sie einander traten, fing er an, zu seinen Jüngern zu sagen, zuerst: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, welcher Heuchelei ist."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
Zitate von Carl Eichhorn anzeigen

Warnung vor Heuchelei

"Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, welches ist die Heuchelei!"

Eine der ernstesten Mahnungen, die der Herr seinen Jüngern ans Herz legte, war die Warnung: "Hütet euch vor der Heuchelei!" Denn sie ist ein Grundübel. Nichts verabscheut der Heiland so sehr wie sie. Er ist die Wahrheit in Person. Bei ihm war keine Spur von Scheinwesen und Unlauterkeit. Alles bei ihm war lauter durch und durch. "Keine Lüge ward je in seinem Munde erfunden." Sein Auge erblickte die versteckte Lüge, wie sie besonders im Gewand der Frömmigkeit auftritt. Vor solcher Heuchelei warnte er die Seinen. Sie ist eine besondere Gefahr der Frommen. Die Welt schilt sie samt und sonders Heuchler, übersieht aber dabei, dass sie selbst in der Heuchelei ganz drinsteckt. Denn in der Welt haben Verstellung und Schein ihre Heimat. Doch auch die Frommen haben allen Grund, vor diesem Gift und bösen Sauerteig sich zu hüten. Das unwahre Wesen durchdringt allmählich das ganze Innere gleich dem Sauerteig, wenn man nicht ernstlich dagegen angeht. Es gibt eine Heuchelei nach zwei Seiten. Im Kreis der Frommen zieht man gern das fromme Kleid an. Man gibt sich für besser, als man ist. Man versteckt den alten Menschen und seine böse Art geflissentlich. Man tut, als nähme man eine Zurechtweisung an, und man bleibt doch bei seinem Sinn. Paulus rühmte sich am liebsten seiner Schwachheit, weil er grundehrlich war, und wollte um keinen Preis, dass jemand höher von ihm halten möchte, als es der Wirklichkeit entsprach. Viele verhüllen ihre Schwachheiten und tragen geflissentlich ihr Gutes zur Schau. Sie scheinen sanftmütig nach außen, und inwendig sind sie reißende Wölfe. Sie recken sich und schmücken sich wohl gar mit fremden Federn, sind geziert und gekünstelt im Reden, machen andere nach. Lauter Unwahrhaftigkeiten und heuchlerisches Scheinwesen! - Im Verkehr mit der Welt zeigt sich die Gefahr der Heuchelei auf andere Art. Man verbirgt das Gute, das der Heilige Geist gewirkt hat, und passt sich der Welt an, nur um nicht anzustossen und nicht verspottet zu werden. Man will sich nicht als Jünger Jesu zu erkennen geben. Man versteckt sein Christentum. Man tut mit und stellt sich der Welt gleich. Man will nicht zurückstehen und für rückständig gelten. Man will der Schmach und Verfolgung ausweichen und auch in der Welt noch Geltung und Ehre haben. Gerade diese Art von Heuchelei hat Jesus in unserer obigen Stelle im Auge. Er sagt seinen Jüngern: Geht nur gleich und ganz heraus, versteckt euren Jüngerstand nicht! Es ist auch ganz vergeblich; denn die Welt merkt es doch, dass ihr es mit dem Jesus von Nazareth haltet. Wenn ihr auch noch so heimlich tut und nur im Verborgenen davon redet. Es ist viel klüger, wenn ihr gleich offen hervortretet, dann weiss die Welt, wie sie mit euch daran ist. Geht im Blick auf den Herrn, der sich auch unser nicht schämt, den Weg! Ihr werdet dem Sturm trotzen in des Herrn Kraft. Lassen wir uns von ihm warnen!


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
Zitate von Ludwig Hofacker anzeigen

Wir dürfen nicht meinen, als ob es unter uns keine Pharisäer mehr gebe und diese Denkungsart nur jener jüdischen Sekte angehört habe. O nein, auch in der Christenheit sind viele, erstaunlich viele Pharisäer. Nur die äußere Gestalt der Sache hat sich verändert; der darunter liegende Sinn ist der nämliche wie damals. Es gibt freilich keine Leute unter uns, die breite Denkzettel an ihren Kleidern tragen, die keinen Bissen Brot essen, ohne vorher die Hände zu waschen, und die aus diesen und dergleichen äußerlichen Beobachtungen und Übungen eine Gerechtigkeit zusammenflicken, die vor Gott gelten soll; solche Dinge haben in der christlichen Kirche ihren Wert und ihr Ansehen verloren und taugen nicht mehr zu unsern Sitten. Aber gibt es nicht auch Menschen unter uns, die in ihrer Herzensblindheit das, was äußerlich im Christentum ist, für das Wesentliche ansehen und die Beförderungsmittel der Gottseligkeit, die Gnadenmittel, für die Gottseligkeit und Gnade selbst halten? Wie viele mögen wohl unter uns sein, jawohl unter uns, die sich auf ihre Frömmigkeit, auf ihr rechtschaffenes Christentum etwas zugut tun, und weil sie fleißig zur ÏGrche und zum heiligen Abendmahl gehen, weil sie in der Bibel lesen und zu ihren Zeiten ihre Gebete verrichten, sich für gute Christen halten und meinen, die Aufforderung zur Bekehrung gehe sie nicht an, indem sie solches nicht nötig haben? Sehet, das sind die nämlichen Pharisäer wie zu der Zeit Christi; sie wickeln sich, wie jene, in ein äußeres Scheinbild der Gerechtigkeit und nennen dieses die wahre Gerechtigkeit. Und was soll ich sagen von den tugendhaften Leuten dieses Zeitlaufes, welche die Gerechtigkeit und das Verdienst Christi meinen entbehren zu können und eben darum das Wort vom Kreuze, wenn es ihnen ohne Schminke angeboten wird, schnöde von sich weisen? Ist es denn eine wahre Tugend, derer sie sich rühmen? Nein, nur ein elendes Flickwerk von allerhand eigenliebigem Selbstbetrug, von allerhand vermeintlichen Vorzügen, die das eigengefällige Herz sich selbst zugesprochen hat oder die es, auf die heuchlerischen Schmeichelworte anderer hin, an sich zu finden glaubt; eine Mischung von natürlicher Gutmütigkeit, Stolz, Torheit und Unbekanntschaft mit dem Willen Gottes, die erst das Feuer jenes Tages zersetzen muß. Erforsche mich, o Gott! Sieh, ob ich's redlich mein, ob ich vor dir so sei, wie ich vor Menschen schein! Vor dir ist alles bloß, vor deinem Angesicht vergeht der falsche Schein; die Schminke bleibet nicht.

Ein Mensch kann nur so viel im Himmelreiche taugen, als seine Seele gilt vor deinen Hammenaugen. Drum mache du mich selbst von Herzen arm und klein, demütig, kindlich, still, von aller Tücke rein.