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Predigten zu Johannes 5,6

"Als Jesus diesen daliegen sah und wußte, dass es schon lange Zeit also mit ihm war, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden?"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Willst du gesund werden?"

Das Schlimmste bei manchen unbekehrten Leuten ist, dass sie nicht geheilt werden möchten und nicht zurückgebracht werden wollen.

"Oh", sagt ihr, "wir haben den aufrichtigen Wunsch, errettet zu werden."

Ich glaube das nicht. Was meint ihr denn mit Errettung? Meint ihr damit, vor der Hölle bewahrt zu werden? Das wünscht natürlich jeder. Habt ihr je einen Dieb getroffen, der nicht den Wunsch gehabt hätte, vor der Verhaftung und dem Gefängnis bewahrt zu bleiben? Wenn wir aber von der Errettung sprechen, so meinen wir die Errettung von der Gewohnheit des Unrechttuns, die Errettung von der Macht des Bösen, der Liebe zur Sünde, der Ausübung von Untaten und dem Trieb, Freude an den Übertretungen zu finden. Wünschst du wirklich, von angenehmen und gewinnreichen Sünden errettet zu werden?

Suche einen Trunkenbold, der aufrichtig betet, von der Trunksucht erlöst zu werden. Bringe mir einen unkeuschen Menschen, der ernstlich wünscht, rein zu sein. Suche mir jemand, der ein gewohnheitsmässiger Lügner ist und doch ein Verlangen hat, die Wahrheit zu sprechen. Bringe mir jemand, der selbstsüchtig gewesen ist und sich in seinem Herzen deshalb hasst und das Verlangen hat, Christus ähnlich zu werden. In solchen Fällen ist die Schlacht schon halb gewonnen. Der erste Schritt ist schon getan.

Ich denke an einen Menschen, der das zu sein wünscht, was er nicht ist und in eigener Kraft nicht sein kann. Ich meine einen Menschen, der fleht: "Mein Herz ist wie ein Stein. Ich möchte Christus lieben, aber ich fühle, dass ich an die Welt gekettet bin. Ich möchte gern rein sein, aber, ach, die Sünde überfällt mich und reißt mich mit sich fort." Zu solchen Leuten kommt das Evangelium mit der Macht eines Befehls.

Willst du gesund werden, mein Freund? Dann kann es geschehen. Möchtest du von der Sünde errettet werden? Du kannst es. Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du errettet werden. Er kommt zu euch, die ihr ihn nötig habt; zu euch, die ihr schuldig seid; zu euch, deren Hände verdorrt sind.


Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Der Wille nach Gesundung der Seele

"Willst du gesund werden?"

Der Kranke am Teich Bethesda war schon 38 Jahre an sein Lager gefesselt. Er dachte nicht ernstlich daran, dass es noch einmal anders werden könnte. Er war an seine elende Lage gewöhnt. Nun rüttelte ihn der Herr aus seiner Stumpfheit auf. Er lässt einen Lichtstrahl in das dunkle, öde Einerlei seines Lebens fallen: Auch dir ist noch zu helfen; auch für dich ist noch Hoffnung. Willst du? Und wer wollte nicht aus seinem Jammer herauskommen? -

Leider sehnen sich die meisten gar nicht danach, von dem viel unseligeren Jammer der Sünde befreit zu werden. Sie haben sich an ihren gottfremden Zustand gewöhnt. Sie wissen es nicht anders. So hat man es von jeher getrieben. So machen es die anderen auch. Die Seele fühlt gar nicht, dass sie krank ist. Ja, sie ist leidenschaftlich solchen Dingen ergeben, von denen sie weiss, dass sie ihr Verderben bringen und vielleicht den Leib noch dazu ruinieren. Sie hängt an der Wollust, am Alkohol, am Morphium. -

Die Krankheiten des Leibes sind ein Bild der Schäden, Gebrechen und Wunden der Seele. Der Geiz führt eine Verhärtung herbei. Er umgibt die Seele wie mit einer Kruste und versteinert sie allmählich. Die Lüste und Leidenschaften haben eine innere Zersetzung, Zerrüttung und Auflösung im Gefolge. Der Mensch versumpft, vertiert, verkommt. Jede Sünde bindet und knebelt die Seele wie eine lähmende Krankheit, dass sie sich nicht frei bewegen und zu Gott aufschwingen kann. Sie versetzt sie in eine Stickluft, entzieht ihr die gesunde, erquickende Himmelsluft. Sie scheidet sie von Gott, bei dem sie allein Gesundung findet, und überliefert sie dem Siechtum und dem Tod. -

Die schlimmste Folge der Sünde ist die furchtbare Schädigung des Gewissens. Jede Übertretung ist eine Verletzung dieses Organs, das so empfindlich ist wie das Auge. Durch fortgesetzte Misshandlung wird es ganz ertötet. Dann ist eine Wiedergenesung ausgeschlossen. Solange noch eine schmerzliche Empfindung da ist oder durch Gottes Wort erweckt werden kann, ist das Gewissen noch nicht ganz erstorben. -

Willst du gesund werden? Mit dieser Frage tritt Jesus an jeden heran, der noch eine Empfindung für seine innere Krankheit und Not hat. Willst du? Vielleicht dazwischen, für einige Augenblicke. Aber dann gibst du dich wieder dem alten Wesen hin. Du willst und willst doch nicht. Du entschuldigst deine Fehler, verkleinerst sie. Einem Kranken, der nicht als krank bezeichnet werden will, dem ist nicht zu helfen. Es gibt Kranke, die den Todeskeim in sich tragen und sich für gesund erklären. Fühlst du deine traurige innere Lage und willst du gesund werden um jeden Preis, dann kann der große Seelenarzt dich in seine Behandlung nehmen. Und wenn der Schaden verzweifelt böse ist und die Wunden unheilbar: Er kann und wird sie heilen. Seine Wunden bringen Genesung. Sein Blut ist die Arznei, die eine zu Tode verwundete und kranke Seele wiederherstellen kann. Gib dich diesem Arzt nur vertrauensvoll hin! Es misslingt ihm keine Kur.


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Willst du gesund werden?"

Merkwürdig mag die Frage jenen Kranken am Teich Bethesda berührt haben. Achtunddreissig Jahre schon hatte er da gelegen, und ihm war keine Hilfe widerfahren. Hatte er sich an das Siechtum gewöhnt? War ihm das Daliegen bequemer als die Tätigkeit, die ein Leben in Gesundheit erfordert hätte? Ohne Zweifel hat das tiefblickende Auge des großen Arztes etwas bemerkt, das diese Frage ans Licht bringen sollte. Und heute? Ach, es liegen mitten in der christlichen Gemeinde manche Kranke, Lahme, Blinde, Verdorrte (V. 3), die mehr oder weniger bewusst, vielleicht schon seit Jahren auf Hilfe warten. Sie wissen, dass ihnen etwas fehlt, aber sie finden die Heilung nicht. An sie richtet sich die ernste Heilandsfrage: Willst du gesund werden? Auf was wartest du? Ist dir etwa das träge Siechtum, die müssige Halbheit lieber als ein Leben der Kraft, das du in bessern Stunden dir erbittest?

Gesund sein heißt, frei sein vom eigenen Wesen und verbunden sein mit dem Herrn. Gesund sein heißt, lieben von reinem Herzen. Gesund sein heißt, Kräfte des ewigen Lebens erfahren. Jesus kann und will auch dich heilen. Du aber, willst du gesund werden? Willst du es um jeden Preis?

Heile, Jesu, meine Schäden, Reiss' entzwei die feinsten Fäden, Die von Dir mich wollen ziehn!


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
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Der große Arzt

Falls du ein entmutigter und niedergeschlagener gläubiger Christ bist, dürftest du dir vernünftigerweise klargemacht haben, dass dein Zustand der »normale Zustand aller Christen« ist.

Dann bist du vielleicht mit dem Gedanken zufrieden, dass ein fortschreitendes, siegreiches Leben als Christ viel- leicht einigen wenigen Christen geschenkt ist - aber jedenfalls nicht dir! Du warst auf vielen Glaubenskonferenzen, bist nach vorne gegangen und hast dich segnen lassen - doch der Segen galt wohl jemand anderem. Nun, diese Einstellung einiger Christen hat weder mit Bescheidenheit noch mit Sanftmut zu tun. Das ist vielmehr ein Zustand chronischer Entmutigung, dessen Ursache der Unglaube ist. Das ähnelt jenen, die so lange krank waren, dass sie die Hoffnung aufgaben, wieder gesund zu werden. Jesus sagt immer noch das, was Er zu jenem kranken Mann sagte, der an jenem Tor bei einem Teich in Jerusalem lag: »Willst du gesund werden?« Jesus machte ihn gesund - weil der Mann es wollte! Seine Not war groß, und doch war er nie in jenen Zustand chronischer Entmutigung gefallen.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Flüchte dich nicht vor dieser Frage Jesu. Viele flüchten sich vor ihr, obwohl man denken sollte, diese Frage bekomme ohne Schwanken und Bedenken ein lautes, starkes Ja zur Antwort. Ob ich gesund werden kann, das mag fraglich sein; dass ich es will, das steht fest. Allein diese Vermutung, so stark begründet sie in der natürlichen Schätzung des Lebens ist, trifft dennoch nicht zu. Ich möchte wohl, aber ich will nicht, das ist so oft die Antwort, die die Frage Jesu von uns bekommt. Denn es gibt keine Genesung ohne Selbstüberwindung, ohne Tapferkeit, die die Ketten unserer Gewöhnung zerbricht und unsere Lust bezwingt. Ist es nicht doch bequemer, den geschwächten Zustand zu ertragen, als gesund zu werden? Dieses feige, müde Verzagen vergeht in der Nähe Jesu. Bei ihm umweht uns der Geruch des Lebens, der zum Leben weckt. Er braucht für seinen Dienst eine gesunde Schar. Wie viele muss man fragen: Willst du denn krank werden? Du ziehst in die Großstadt, du verjubelst Nächte, du zerreibst im Übermaß der Arbeit deine Kraft. In der Nähe Jesu verlieren die Mächte, die uns in die Krankheit stoßen, der lockende Gewinn, die hetzende Lust, die knechtende Ehre, ihre unheilvolle Gewalt. In seinem Licht erkennen wir, dass das Leben mehr ist als der Genuss und der Mensch mehr als der Besitz. Jesus ruft uns zu sich, damit wir gesund werden und durch ihn und für ihn leben, und macht aus den Seinen die Streiterschar, die sich unserem Siechtum tapfer widersetzt. Im Verkehr mit unserer Jugend bekommt diese Frage ihren besonderen Ernst. Unser inneres und unser leibliches Leben ist eng verwachsen. Darum ist für unsere Jungen die Frage: wollt ihr gesund werden? Eins mit der Frage: wollt ihr fromm werden? Gesund im Denken, gesund im Wollen, gesund im Herzen, wollt ihr das werden? Allein wie feige beben wir zurück. Fass Mut und traue dem Herrn. Er spricht von der Gesundheit, weil er sie geben kann, mehr noch, weil er sie gibt. Geht aber die Frage Jesu nicht schließlich über das hinaus, was die Natur uns gewährt? Ist nicht alles natürliche Leben verletzt und krank? Einst aber wird sich die Verheißung erfüllen, die in dieser Frage verborgen ist. Einst werden wir gesund.

Herr Jesus, Du Tröster der Schwachen, der Du uns leiden lehrst, Du Heiland der Starken, der Du uns wirken lehrst, heile unsere zerstückelte Liebe, die bald nur für den Leib und bald nur für die Seele sorgt. So wird sie gelähmt und unfruchtbar. Deine Liebe dagegen ist mit der Wahrheit eins und ganz. An dem, was Du uns gibst, genesen wir. Amen.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, wann das Wasser sich bewegt, der mich in den Teich lasse.

Frage einmal diesen und jenen Schwindsüchtigen: willst du gesund werden? und er wird dir antworten: o, ich bin nicht krank, ich bin nur etwas schwach und müde. Frage ihn zwei Stunden vor seinem Tode: hast du Verlangen nach dem heiligen Abendmahl? und er kann dir fast verletzt antworten: „so weit bin ich noch nicht,“ d. h. von Sterben ist bei mir noch keine Rede. (Es gibt ja leider Menschen, die meinen, ein Kranker müsse sterben, wenn man ihm das Abendmahl reiche.) Ähnlich stehen Tausende in geistlicher Beziehung; sie wissen nicht, dass sie krank sind. Um so nötiger ist es, dass ihnen jemand persönlich begegnet und sie fragt; willst du gesund werden? Dabei ist es aber wichtig, dass der Fragesteller selber „geheilt“ ist. Es ist einem durch Christum gesund gewordenen Menschen viel leichter, einen Sünder von seiner Krankheit zu überzeugen, als einem Kranken. Hast du selber den Frieden Gottes im Herzen, so macht es auf einen friedelosen Menschen mehr Eindruck, wenn du ihm von deinem Glück sagst, als wenn du ihm eine gelehrte Abhandlung über inneren Frieden liesest. Wir vergessen oft, oder verstehen es zu wenig, dass wir trotz unserer vielen christlichen Tätigkeit da und dort noch viele Menschen haben, dies jemand brauchen, der sich persönlich ihrer annimmt, eine Gewissensfrage in Liebe an sie richtet, und sie in das rechte Bethesda trägt. „Ich habe keinen Menschen,“ ist eine Anklage, die unter uns nicht mehr gehört werden sollte; aber sie wird gehört, und muss uns allen zu Herzen gehen. Was wir dringend brauchen ist eine sich stets mehrende Zahl lebendiger Christen, die nicht mehr fragen: „wer ist mein Nächster?“ sondern fragen: wo ist ein Mensch, den ich zu Jesu bringen kann? Es gibt in unsern Tagen viele verbitterte Menschen, teilweise durch Lieblosigkeit anderer verbittert, denen nur geholfen werden kann, wenn sich ihrer jemand persönlich annimmt, und sie tatsächlich überzeugt, dass die christliche Liebe selbstlos ist, und dass es Liebe gibt. Die Tat der Liebe ist die beste Predigt. Möge der große Arzt uns so heilen, dass wir seine Krankenpfleger werden können.

Habe Dank! Du himmlischer Arzt, dass Du auch mir persönlich begegnet bist, und Öl und Wem in meine Wunden gegossen hast. Ich bitte Dich, Du wollest mich durch Deine Liebe geschickt machen, Samariterdienst zu tun, damit Du immer mehr erkannt und erfahren werdest als Helfer aller Elenden. Amen