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Predigten zu Johannes 2,9
"Als aber der Speisemeister das Wasser gekostet hatte, welches Wein geworden war (und er wußte nicht, woher er war, die Diener aber, welche das Wasser geschöpft hatten, wußten es), ruft der Speisemeister den Bräutigam"
Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Die große innere Wandlung
"Und der Speisemeister kostete den Wein, der Wasser gewesen war."
Das Wunder bei der Hochzeit zu Kana hat nicht bloss der augenblicklichen Verlegenheit abgeholfen und den armen, aber gastfreien jungen Eheleuten einen Segen hinterlassen, es hat auch noch eine tiefere und bleibende Bedeutung. - Die sechs Krüge waren für die gesetzlichen Waschungen bestimmt. Das Wasser ist ein Abbild des alttestamentlichen Gesetzeswesens. Es reinigt, aber nur äußerlich. Es besitzt keine Kraft und kein Feuer wie der Wein. - Die sechs Jünger waren bisher Gesetzesmenschen, gesetzlich fromm und ernst gerichtet. Nun sollten sie eine tiefgehende Umwandlung erleben. Es sollte neues Leben in sie kommen. Wie viele gesetzlich fromme, kirchlich eifrige Leute gibt es unter uns, denen noch die Hauptsache, das neue Wesen, fehlt! Ihre Frömmigkeit bewegt sich in festen Geleisen. Sie beten zu festgelegten Zeiten. Sie lesen in der Bibel das vorgeschriebene Kapitel. Sie führen einen äußerlich ehrbaren Wandel, nach dem Buchstaben der Gebote. Diese Frömmigkeit ist besser als ein Leben in Ungebundenheit und vollendeter Gottlosigkeit. Aber es fehlt die Kraft der Liebe zu Gott, es ist alles nur Pflicht. Es kann eine Vorstufe sein, wie bei den Jüngern, die durch Jesus zum Heiligtum des Himmelreichs gelangten. Wenn das Gesetz ein Erzieher zu Christo ist, dann hat es seinen Zweck erfüllt. Aber viele bleiben ihr Lebtag auf dieser gesetzlichen Stufe stehen. Ihre ganze Frömmigkeit ist nur eigenes Werk, ohne Gotteskraft. Das Schlimmste aber ist die Einbildung, man hätte alles, und das behagliche Ausruhen auf dem kümmerlichen Formenwesen. Man ist reich, satt und bedarf nichts und ahnt nicht, dass man elend, jämmerlich, arm, blind und bloss vor Gott dasteht. Man schaut auf andere herunter und weiss nicht, dass man selbst noch weit dahinten ist. Man stellt sich in Gegensatz zu denen, die Geistesleben haben, man hasst, verfolgt und schmäht sie. Aber eben dadurch kommt man immer weiter vom Himmelreich weg. Ausgesprochene Weltmenschen sind für die Wahrheit zugänglicher als die verknöcherten Frommen. Die Verwandlung von Wasser in Wein vollzog sich ganz im Verborgenen und war vortrefflich. So auch die innere Wandlung. Aber sie bleibt nicht verborgen. Sie wird spürbar den Hausgenossen, den Arbeitskollegen, allen, die mit wiedergeborenen Gotteskindern zu tun haben. Sie merken: Er, sie ist ganz anders geworden! Der Wein erquickt. Gesetzesmenschen erquicken und stärken nicht; das können nur solche, die sich von der Kraft des Evangeliums durchdringen lassen. - Die Krüge setzten bei der Verwandlung keinen Widerstand entgegen. Da ging alles glatt mit unwiderstehlicher Notwendigkeit. Menschen sind keine Krüge. Sie müssen bei der Verwandlung innerlich dabei sein. Nur wer einsieht: Es muss bei mir noch anders werden um jeden Preis, nur den kann Jesus anders machen. Mit einem zweifachen "Wahrlich" betont Jesus, dass nur ein Wiedergeborener in das Himmelreich eingehen kann.