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Predigten zu Johannes 2,10
Du hast den guten Wein bisher behalten
Die Welt gibt ihr bestes zuerst. Wenn wir in jugendlicher Schönheit ihren Empfangssaal betreten, so deckt sie den Tisch mit dem Auserlesensten. Die Würze des Genusses wird sehr lebhaft empfunden in den jungen Jahren; aber bald ist man übersättigt. Die Delikatessen, womit der Tisch beladen ist, verlieren ihren Reiz, und der anfangs zu stark angeregte Appetit verlangt nach immer gröberen und leidenschaftlicheren Reizmitteln. Zuletzt werden Speisen aufgetischt, von denen sich die Gäste anfangs mit Abscheu abgewandt haben würden.
Aber wenn der König dich einführt in seine Gemächer, so wirst du unter dem Panier seiner Liebe mit solchen Speisen gelabt werden, die niemals ihren Geschmack verlieren, noch dir entleiden werden – die im Gegenteil den Appetit schärfen, und dir eine Ahnung geben werden, von dem noch viel köstlicheren Festmahl des Himmels.
1. Diese gilt vom Wort Gottes
Schon am Anfang der christlichen Laufbahn ist es uns unentbehrlich; aber wenn wir im Verlauf der Jahre immer mehr von seiner Lebensfülle erfahren, so werden wir mit einstimmen in den Ruf: „Du hast das Beste bis jetzt behalten.“
2. Dies gilt von der heiligen Liebe
Wo sich zwei Herzen in Jesu vereinigen, so wird ihre Liebe, anstatt zu schwinden, wie dies so oft in der Welt geschieht, immer zunehmen, und die Zuneigung, die ganz unmerklich begann, wird in einem geheimnisvollen, heiligen Vereinigungsfest gipfeln, dessen tiefster, reinster, ungetrübtester, Genuss im Paradiese für sie aufgehoben ist.
3. Dies gilt vom Himmel
Kein Auge hat es gesehen, in keines Menschen Herz ist es gekommen, was Gott schon hienieden bereitet hat denen, die Ihn lieben. Aber sobald der erlöste Geist in der Herrlichkeit, vor dem Angesicht Gottes erwachen wird, so wird er ausrufen: „Siehe, es ist mir nicht die Hälfte gesagt worden; du hast das Beste bisher behalten.“