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Predigten zu Johannes 21,16

"Wiederum spricht er zum zweiten Male zu ihm: Simon, Sohn Jonas', liebst du mich? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht er zu ihm: Hüte meine Schafe."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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"Wer den Herrn Jesus nicht liebt, ist verflucht Simon Jona, hast du mich lieb?"

Es ist die Grund- und Hauptfrage. Alles, was wir für Jesus tun, ist wertlos, wenn der warme Hauch der Liebe fehlt. Sie muss die Seele all unseres Tuns sein, sonst ist es totes Werk, maschinenmässige Geschäftigkeit. Stehen wir in der Liebe zu ihm? In dem Maß, als wir der Liebe Christi zu uns Raum geben und uns in sie versenken, uns von ihr durchdringen lassen, werden wir ihn wiederlieben. Wer ihn liebt, der lobt ihn. Mütter loben ihre Kinder, oft ohne Grund und wider die Wahrheit. Jesus und seine herrlichen Eigenschaften können wir nie genug preisen. Die Liebe wird nicht müde, ihn zu loben. Wer ihn liebt, labt sich an seinen Worten und am Umgang mit ihm. Liebende pflegen gern Austausch miteinander. Wer Jesus liebt, wird nicht satt, sein Wort zu hören und zu lesen, und der Umgang mit ihm ist tiefstes Bedürfnis einer ihn liebenden Seele. Wer Jesus liebt, der ist auch bereit, für ihn etwas zu leiden. "Liebe gebiert Leiden und wird durch Leiden gereinigt und geläutert", sagt Tersteegen. Petrus glaubte im überschwellenden Gefühl der Liebe, mit Jesu ins Gefängnis und in den Tod gehen zu können. Er überschätzte sich. Seine Liebe war noch nicht stark genug, die Leidensscheu zu besiegen. Eine Mutter leidet mit ihrem Kind und für ihr Kind und denkt nicht, sie tue etwas Besonderes, wenn sie in der Pflege des kranken Kindes sich selbst verzehrt. Wahre Liebe leidet für den Heiland Schmach, Spott und Verfolgung. Gerade durch Leiden wird das Band der Liebe erst recht fest geschmiedet. Der Liebe bereitet es Leiden, wenn sie ihn betrübt hat. Petrus ward traurig, als der Herr zum drittenmal fragte: Hast du mich lieb? Es erinnerte ihn an seine dreimalige Verleugnung. Zuvor schon weinte er bitterlich. Am Schmerz darüber, dass wir seine Liebe betrübt haben, erkennen wir, dass wir ihn lieben, und sein immer neues Vergeben mehrt die Liebe. Denn wem viel vergeben ist, der liebt viel. Wer den Herrn Jesus nicht liebt, der ist Anathema: er ist von Gott verlassen und verflucht (1. Kor. 16, 22). Auf ihm ruht Gottes Bann. Die Wirkung des göttlichen Fluches sehen wir an dem Feigenbaum, den Jesus verfluchte: er verdorrte. Der Feigenbaum ist ein Bild des Volkes Israel, das den Heiland verwarf, an dem alle Bemühungen seiner Liebe vergeblich waren. Daher kam Gottes Fluch über es. Der Segen Gottes ist der Geist des Lebens (Gal. 3, 14). Wo er ist, da erblüht ein Garten Gottes. Wer Jesus nicht liebt, ist des Segens beraubt und dem geistlichen und zuletzt dem ewigen Tod verfallen.

Ich liebe dich, weil du, Gott, voll Erbarmen mich liebst von Ewigkeit. Ich liebe dich; du hebst und trägst mich Armen stets mit Barmherzigkeit.


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Hast du Mich lieb?"

Es ist der Herr, der hier redet, Er, der am Jüngsten Tag richten wird, den du im Gebet anrufst. Wir sollten doch, wenn es sein müsste, auf unseren Knien nach Jerusalem kriechen, um von Ihm selbst zu hören, wonach Er zuerst fragt. Nun, zuerst fragt Er nach deiner Liebe. Warte noch mit der Antwort, bis du Seine Meinung wohl erfasst hast. Beachte! Seine erste Frage ist diese: "Hast du Mich lieb?" Nicht: "Dienst du und gehorchst du Mir? Bekennst du Mich?", sondern: "Liebst du?" Zweitens sagt Er nicht: "Liebst du das Meine?", sondern "Mich". Er sagt nicht: "Liebst du Meine Kräfte und Gaben?" sondern: "Liebst du Mich?" - Mich als eine Gabe an dich, Mich in Meiner Person als deinen ganzen Trost und deine ganze Seligkeit?

Was das erste betrifft, so kannst du dessen sicher sein, dass du Liebe zu Jesus hast, wenn du Ihm dienst und gehorchst; denn Jesus sagt ja: "Wer Mich liebt, der wird Mein Wort halten; wer Mich nicht liebt, der hält Meine Worte nicht." Und Johannes sagt: "Das ist die Liebe zu Gott, dass wir Seine Gebote halten." Aber warte, du deutest es zu schnell. Wir werden bald sehen, dass es nicht sicher ist, dass du Jesus liebst, obwohl du in einer gewissen Weise Ihm dienst und gehorchst oder die Werke tust, die Er dir befiehlt. "Seine Gebote halten" ist noch etwas mehr. Wir werden mit Christi eigenen Worten zeigen, dass man ein ausgezeichneter Diener Christi sein, große geistliche Erleuchtung und einen großen Reichtum an den herrlichsten Taten und großen Eifer für die Sache Christi haben kann, während man Ihn doch nicht recht liebt. In dem Brief an den "Engel der Gemeinde zu Ephesus" sagt der Herr ausdrücklich, dass dieser Lehrer nicht nur eine allgemeine christliche Erleuchtung, sondern auch einen feinen, prüfenden Blick hatte - "du hast versucht die, so da sagen, sie seien Apostel, und sind es nicht, und hast sie als Lügner erfunden." Ferner sagt Er ausdrücklich, dass dieser Lehrer nicht unter denen sei, die nur Erkenntnis, Erleuchtung und Worte haben, sondern er hat auch Kraft und Eifer zu heiliger Wirksamkeit. Ja, er arbeitete so treu für den Namen des Herrn Christus, dass er deswegen leiden musste, und dabei hatte er "Geduld". Drittens sagt der Herr, dass dieser Lehrer nicht nur erleuchtet und mit Predigen im allgemeinen wirksam sei, sondern dass er in seiner Gemeinde auch gute Kirchenzucht geübt und falschen Lehren entgegengetreten sei.

Fasse nun das alles zusammen, und du wirst ein Bild von einem seltenen Diener Christi sehen; und doch - und doch hatte er die erste Liebe verlassen; nur dadurch war sein ganzer Zustand derart, dass, wenn keine Änderung geschähe, der Herr bald kommen und den Leuchter von seiner Stätte wegstossen würde. Hieraus kannst du erkennen: "Seine Gebote halten" ist etwas mehr, als gewisse Werke nach Seinen Geboten zu tun. Auch wenn du ein ebenso ausgezeichneter Diener Christi wärest, wie jener es war, hat der Herr doch noch eine Frage an dich: "Hast du Mich lieb?"

Was das letztere betrifft, oder dass du auf das Wort "Mich" achtgeben musst - "liebst du Mich, nicht das Meine?" - so unterscheidet sich gerade hierdurch die echte Brautliebe von der Hurenliebe. Viele haben eine gewisse Liebe zu Jesus nur wegen der vortrefflichen Dinge, die Er in ihnen und anderen wirkt, sind aber nie als verlorene Sünder von Ihm errettet und von Seiner blossen Liebe oder von dem, was Er in Seiner Person ist, überzeugt worden. Sie lieben Ihn, wie gesagt wurde, wegen der schönen Gaben. Das heißt "Hurenliebe" Wir reden nicht von so groben Leuten wie Judas Ischariot, der dem Herrn Jesus um des Beutels Willen folgte, oder von dem Zauberer Simon, der sich aus derselben unreinen Begierde die Gaben des Heiligen Geistes erkaufen wollte, sondern wir reden von dem unheimlich feinen und geheimnisvollen Betrug unserer Selbstvergötterungsnatur, deren Grund durch das bezaubernde Wort der alten Schlange "Ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist" gelegt wurde. Denn seit der Zeit hat sich neben den sinnlichen Lüsten auch eine ebensolche adamitische Vergötterungsnatur gefunden, zu der der Mensch flieht, wenn er die Greuel der Sünde empfindet. Wenn er dann wie der eben genannte Simon merkt, dass es im Namen Jesu Kräfte gibt wie sonst nicht, dass in Ihm alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis, die Kräfte zu allen Tugenden und heiligen Werken verborgen liegen, wirft er sich auf diese, wird ein Jünger Jesu, liebt Ihn und folgt Ihm, betet und ruft Ihn an, alles aber mit dem Blick auf diese Kräfte und Gaben und nicht um deswillen, was Er getan hat und was Er in Seiner Person ist. Was Er in Seiner Person ist und was Er getan hat, kann man mit dem Verstand erkennen und mit dem Mund preisen; aber das Herz sieht nach den Gaben, der ganze Blick der Seele ist nur auf diese, nicht auf den Gekreuzigten gerichtet.

Ach, dass wir doch um des Herrn willen und wegen der Errettung unserer Seele so aufrichtig würden, dass wir darauf achtgäben, was der Gegenstand des Herzens ist,- ob es die Gnade, die Versöhnungsgnade, das Waschen im BlutJesu ist! Es hilft nichts, dass der Kopf und die Zunge christlich sind! - Denke nach, was das Erste und das Letzte deines Herzens ist.

Alle Deine Gaben Können mich zwar laben; Aber keine, Jesu Christ, Ist mir, was Du selber bist!


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Es ist leicht, auf diese Frage mit einem Ja herauszufahren; - aber wenn man sich gründlich besinnt, so kann einem gar viel dabei einfallen, was einem dieses Ja gewaltig erschwert, sogar vorerst verbietet. Denn den Heiland wahrhaftig lieb haben, das will viel heißen. Dazu gehört nicht nur ein natürliches Gefühl von Zuneigung, das wir in unseren Herzen spüren; sondern der Herr will das ganze Herz, das ganze Gemüt, die ganze Seele, alle Kräfte des Leibes und der Seele zu seinem Eigentume; und nur wer dieses alles dem Herrn geschenkt und geopfert hat, nur ein solcher kann mit Petrus wahrhaftig sagen: Du weißest, daß ich dich lieb habe! - O wie viel läuft täglich zwischen die Liebe zum Herrn hinein! Ich rede hier nicht von solchen, die gar nicht wissen, was es heißt, den Heiland lieben, die also noch ferne stehen von ihm, noch tot sind in ihren Sünden, sondern ich rede von Jüngern des Herrn. Auch bei ihnen wird bald dieses, bald jenes dazwischenkommen, was der Liebe widerstreitet. Wenn man z.B. gerade daran ist, dem Herrn etwas aufzuopfern, ihm einen kleinen Gefallen zu erweisen, so hat uns der Teufel bald wieder an einer andern Seite gefaßt, so daß man nicht so bald fertig wird. Und doch kann niemand zum Herrn kommen, der nicht wahrhaftige Liebe zu ihm hat. Da tut es also not, recht aufmerksam zu sein, recht zu achten auf sich selbst, zu beten und zu wachen, damit man zu festen, gewissen Tritten komme und nicht mehr aus der Festung vertrieben werde.

Mein Heil, willst du mich fragen: »Erlöster, liebst du mich?« Was soll ich zu dir sagen? Du weißts, ich liebe dich! Doch weißt du auch vorher, in wie geringem Grade; ach gib, ach gib mir Gnade, so lieb ich dich noch mehr. Gib, daß ich unabwendig dich, Jesu, lieben lern; es brenn in mir beständig die Flamme vor dem Herrn! Wirst du einst offenbar, daß alle Knie sich beugen, so wollst du mir bezeugen, daß Liebe in mir war.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Simon Johanna, hast du mich lieb?

So fragt der Herr den Petrus drei Mal nach seiner Auferstehung. Die Tränen, die Petrus nach seiner dreimaligen Verleugnung auf den Blick Jesu hin weinte, bewiesen es, dass noch Liebe zu ihm in seinem Herzen war. Auch die Tatsache, dass der Herr dem Petrus vor den andern Jüngern als der Auferstandene erschien, beweist, dass der Heiland wohl wusste, Petrus bedürfe besonderen Trostes und besonderer Stärkung, eben weil er aus Liebe zu Jesu über sein Verleugnen so traurig war. So kann ja Petrus sich schließlich auch mit seiner Liebe zu seinem Herrn auf diesen selbst berufen und sagen: Herr, Du weißt alle Dinge; Du weißt, dass ich Dich lieb habe. Wir dürfen aus einzelnen Fehlern, in die ein Mensch fallen kann, nicht den Schluss machen, er habe gar keine Liebe zum Heiland, wir würden sonst vielen sehr Unrecht tun. Wir dürfen auch uns selber nicht wegwerfen, wenn uns etwas begegnet, was den Herrn betrübt, sondern haben gerade dann an der Liebe zum Herrn festzuhalten. – Wenn nun aber der Herr weiß, dass Petrus ihn doch noch lieb hat, wie kommt es, dass er ihn dreimal fragt? Das konnte der Heiland aus verschiedenen Gründen tun. Petrus war vor seinem Fall voll Selbstvertrauen und Selbstgefühl; er nahm den Mund gern voll. Durch die dreimalige Frage: hast du mich lieb? wollte der Herr ihn prüfen, ob er wirklich demütig und bescheiden geworden sei. Petrus bestand die Probe; er antwortet bestimmt, aber bescheiden und demütig, wie er es früher nicht hätte tun können. Aber noch aus einem andern Grund fragt ihn der Herr drei Mal: es gibt eben verschiedene Liebe, verschiedene Grade von Liebe. Ein Mann, dem der Herr eine so hohe, bahnbrechende Stellung zugedacht hatte, wie dem Petrus, brauchte mehr Liebe, als viele andere haben; er brauchte die Liebe, die das Leben ließ für den Herrn. Und so wollte der Herr ihn durch das wiederholte Fragen zur Selbstprüfung auffordern und gleichsam sagen: Petrus, wirst du jetzt so fest zu mir stehen, dass du mein Unterhirte sein kannst? Kann ich auf dich zählen, auch wenn du dein Leben einzusetzen hättest für die Schafe? Die demütige und bestimmte Antwort Petri genügte dem Herrn. Würde unsere Liebe zum Heiland die Feuerprobe auch unter allen Fällen bestehen, wie Petri Liebe sie hernach bestanden hat?

Herr, ich weiß, ich muss Dich noch mehr und treuer lieben, als ich Dich bisher geliebet habe. Hilf mir dazu durch Deinen Geist. Amen