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Predigten zu Johannes 17,17
Zitate von Charles Haddon Spurgeon anzeigen
"Heilige sie in Deiner Wahrheit."
Mit dem Augenblick der Wiedergeburt beginnt auch die Heiligung. Der Geist Gottes haucht dem Menschen jenes neue Leben ein, durch welches er eine "neue Kreatur" in Christo Jesu wird. Dies Werk, das mit der Neugeburt anfängt, wird in zwiefacher Weise fortgeführt, durch die Selbstverleugnung, in welcher die Lüste des Fleisches gedämpft und unterdrückt werden; und durch die Lebendigmachung, wodurch das Leben, das Gott in uns gepflanzt hat, zu einem Brunnen lebendigen Wassers wird, das in das ewige Leben quillet. Beides vollzieht sich täglich in dem, was man "Standhaftigkeit" nennt, wodurch der Christ bewahrt und gefördert wird in einem Stande der Gnade und erfüllet mit Früchten der Gerechtigkeit, die durch Jesum Christum geschehen zur Ehre und zum Lobe Gottes; und es gipfelt sich und kommt zur Vollkommenheit in "Herrlichkeit", wenn die Seele, nachdem sie völlig durchläutert ist, aufgenommen wird in den Himmel, um zu wohnen mit allen heiligen Wesen zur Rechten der Majestät in der Höhe. Aber während der Geist Gottes auf solche Art der Urheber der Heiligung ist, tritt noch eine wahrnehmbare wirksame Macht hinzu, die nicht darf außer acht gelassen werden. "Heilige sie," spricht der Herr Jesus, "in Deiner Wahrheit: Dein Wort ist die Wahrheit." Die Stellen Heiliger Schrift, welche zeigen, dass das Werkzeug zu unsrer Heiligung das Wort Gottes ist, sind sehr zahlreich. Der Geist Gottes bringt unserm Gemüt die Vorschriften und Lehren der Wahrheit nahe und macht sie kräftig und wirksam in ihm. Sie werden mit dem Ohr vernommen und empfangen im Herzen, und wirken in uns beides, das Wollen und das Vollbringen, nach Gottes Wohlgefallen. Die Wahrheit ist, was uns heiliget, und wenn wir die Wahrheit nicht hören oder lesen, so können wir nicht in der Heiligung wachsen. Wir können nur dann in einem gesunden Leben wandeln und wachsen, wenn wir zunehmen in der gesunden Erkenntnis der Wahrheit. "Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege." Sage nicht von irgend einem Irrtum, es habe nichts auf sich, es handle sich bloss um Ansichten und Meinungen. Niemand duldet einen Irrtum im Urteil, ohne früher oder später auch einen Irrtum in der Tat zu gestatten. Bleibe streng bei der Wahrheit, denn wenn du das tust, wird dich der Geist Gottes heiligen. Herr, heilige auch mich in Deiner Wahrheit, Dein Wort ist die Wahrheit!"Heilige sie in deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit."
Heiligen heißt nicht nur reinigen von dem Bösen, sondern auch aussondern und bestimmen zum Dienst Gottes. Offenbar ist in unserem Text als Mittel, wodurch der Vater Jesu Jünger zu seinem Dienste reinigen und aussondern möchte, das Wort der Wahrheit gemeint. Gottes Wort unterscheidet deutlich zwischen Recht und Unrecht, Rein und Unrein und bezeugt sich am Gewissen als ein unbestechlicher Richter der Gedanken und Triebe des Herzens. Das kann unserer Trägheit und Selbstsucht, unsern unedlen Unterströmungen und eigensinnigen Nebentönen sehr unbequem werden. Aber der wirkliche Dienst Gottes verträgt keine innere Halbheit und Gebundenheit an andere Zwecke. Entweder muss man dem haarscharfen Zeugnis des Wortes im Gewissen nachgeben und jede Verbindung mit solchen Gedanken und Wünschen fahren lassen, oder man muss sich aussperren lassen vom himmlischen Arbeitgeber. Das ist ein Fluch in manchen christlichen Arbeiten, dass die Leute, die der Herr eigentlich als untreu beiseite geschoben hat, so dass er nichts mehr durch sie wirkt, ruhig in ihrem Getue fortfahren! Mit solchen innerlich unwahrhaftigen Arbeitern kann aber der Wahrhaftige sein Werk nicht treiben; sie lärmen weiter, aber es geschieht nichts.
Davor behüte uns, lieber himmlischer Vater! Lehre uns auf das Zeugnis deines Geistes im Gewissen achten, damit wir innerlich deinem Wort gehorsam werden, ehe wir Hand anlegen, um andere zu bessern. Amen.
"Heilige sie in Deiner Wahrheit; Dein Wort ist die Wahrheit.
Heilige sie! - Erhalten zu werden, damit sie nicht abfallen; bewahrt zu sein, damit sie nicht in Sünde fallen, das ist unbeschreiblich große Gnade. Aber der Herr erbittet noch mehr für die Seinen. Geheiligt, Gott geweiht sollen sie sein. Nicht nur sollen die alten Triebe absterben; es sollen neue Pflanzen hervorspriessen: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit.
Heiligung ist nicht etwas Düsteres, Trauriges, Schweres; sie ist das Allerlieblichste, Erfreuendste und Süsseste. Sie erfordert allerdings das beständige Verleugnen des eigenen Wesens; denn nur Christus in uns ist unsere Heiligung. - Heiligung ist Gottes Werk, darum die Bitte: Heilige sie! Er tut es in den Erlösten durch den Geist und das Wort der Wahrheit. In Jesu bleiben, der Stimme der Wahrheit gehorchen, mit dem Wort sich nähren, das ist der Weg der Heiligung.
Geheiligte Leute, die sich ihm weihen, wie er sich ihnen geweiht hat, braucht der Herr, um sein Werk auf Erden zu treiben. Wie er in die Welt gesandt wurde, um seines Vaters Herz zu offenbaren, so sendet er die Seinen, um sein Herz zu offenbaren (V. 18. 19). Das gilt nicht nur den hohen Aposteln, sondern jedem Glied seiner Gemeinde.
Du Gott des Friedens, heilige mich durch und durch, dass mein Geist ganz, samt der Seele und dem Leib bewahret werde unsträflich auf die Zukunft unseres Herrn Jesu Christi!
Zitate von Aiden Wilson Tozer anzeigen
Die Wahrheit richtet sich an den ganzen Menschen
Die Bibel ist unter anderem ein Buch offenbarter Wahrheit. Das heißt, sie offenbart gewisse Tatsachen, die sonst auch dem brillantesten Intellekt verborgen geblieben wären. Solche Tatsachen sind von einer Natur, dass wir unweigerlich an ihnen vorbeilaufen würden. Es sind Tatsachen, die hinter einem Vorhang verborgen geblieben wären, hätten nicht gewisse Menschen, durch den Heiligen Geist getrieben, über sie geredet. Sie haben den Vorhang weggezogen, hinter den kein Sterblicher je hätte schauen können. Das Fortziehen des Vorhangs der Unwissenheit über unerforschliche Dinge nennen wir göttliche Offenbarung. Was allgemein in der Menschheit übersehen wird, ist die Tatsache, dass die in den Worten der Bibel vorgestellte Wahrheit eine moralische Angelegenheit ist. Sie richtet sich nicht nur an den Verstand, sondern ebenso an den Willen. Sie wendet sich an den ganzen Menschen, und ihre Forderungen kann man nicht als erledigt betrachten, wenn man sie im Kopf verstanden hat. Die Wahrheit rührt an die Festung des menschlichen Herzens und ist nicht zufrieden, bevor sie dort alles erobert hat. Der Wille muss vortreten und sein Schwert übergeben. Er muss bereitstehen, Befehle entgegenzunehmen, und diesen Befehlen hat er freudig zu gehorchen. Mangelt es daran, so ist die Erkenntnis der christlichen Wahrheit mangelhaft oder wertlos. Biblischer Unterricht, der keine moralischen Ansprüche stellt, fordert keinen Widerstand heraus. Nur wenn dem Hörer deutlich gemacht wird, dass die Wahrheit mit seinem Herzen im Streit liegt, erhebt sich massive Opposition. Solange die Menschen orthodoxe Wahrheiten getrennt vom praktischen Leben zu hören bekommen, werden sie die Einrichtungen ihrer Gemeinde ohne Widerspruch in Anspruch nehmen und sie fördern!