Predigten zu Johannes 16,4

Solches aber habe ich euch von Anfang nicht gesagt, denn ich war bei euch.

Nicht als ob er uns durch Schmeicheleien und Locken zu sich geladen hätte, oder uns etwas von dem vorenthalten hätte wollen, was uns bei ihm erwartet, aber der Begriff des Leidens, der Ernst der Leidenschaft, die Größe der Leidensaufgabe ist erst allmählich uns entgegengetreten. Und wenn wir, auf der Höhe der Lebensaufgabe stehend, es als eine Anmutung spürten, dass wir jetzt ein Recht hätten, über Leid und Last zu klagen, dann werden wir inne, dass eine so vorbereitete Last und ein so langsam sich uns anbietendes Leid, Last und Leid zu sein aufgehört haben. Dankt dem Herrn auch dafür, dass er uns immer wieder als Anfänger behandelt! Ich weiß wohl, was der Apostel schreibt von Fortgeschrittenen, denen man starke Speise gebe, während man Kindern Milch gibt. Aber ich weiß auch, dass es die Erzieherhand des Herrn ist, jeden Menschen immer wieder als Anfänger zu betrachten und ihm doch das Demütigende solcher Betrachtung zu ersparen. Wenn er heute morgen dir die alte, längst von dir überwältigt geglaubte Lektion zumutete, so tat er es deshalb, weil du sie eben noch nicht kannst; und wenn er dich heute zu einer ganz bestimmten Art des Leidens rief, so geschah es deshalb, weil du deine Aufgabe noch nicht gelernt hast.