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Predigten zu Johannes 13,8

"Petrus spricht zu ihm: Du sollst nimmermehr meine Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil mit mir."

Autor: William MacDonald (* 07.01.1917; † 25.12.2007) US-amerikanischer Prediger der Brüdergemeinden
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"Du sollst nimmermehr meine Füße waschen!"

Der Herr hatte sich gerade mit einem leinenen Tuch umgürtet und Wasser in ein Waschbecken gegossen, um die Füße seiner Jünger zu waschen. Als er zu Petrus kam, reagierte dieser mit der entschiedenen Weigerung: "Du sollst nimmermehr meine Füße waschen! "

Warum? Warum wollte Petrus diesen liebevollen Dienst nicht vom Herrn annehmen? Einerseits mag er seine Unwürdigkeit gefühlt haben; er hielt sich nicht für würdig, vom Herrn bedient zu werden. Aber es besteht durchaus auch die Möglichkeit, dass Petrus' Haltung von Stolz und Unabhängigkeit geprägt war. Er wollte kein Fürsorgeempfänger sein. Er wollte nicht auf die Hilfe anderer angewiesen sein.

Dieselbe Haltung hält viele Menschen davon ab, sich erretten zu lassen. Sie möchten die Errettung verdienen, aber es ist unter ihrer Würde, sie als freie Gabe der Gnade Gottes zu empfangen. Sie wollen nicht in Gottes Schuld stehen. Aber "niemand, der zu stolz ist, unendlich und ewig in Gottes Schuld zu stehen, kann je ein Christ werden" (James S. Stewart).

Doch enthält dieser Vers auch eine Lektion für die, die schon Christen sind. Wir alle kennen Gläubige, die fast zwanghafte Geber sind. Sie tun immer etwas für andere. Ihr Leben besteht nahezu ausschließlich im Dienst für ihre Verwandten und Nachbarn. Ihre Freigebigkeit und Dienstbereitschaft verdient hohes Lob. Und doch liegt eine Fliege im Öl des Salbenmischers! Sie wollen niemals selbst Hilfe annehmen. Sie haben gelernt, großzügig zu geben, aber sie haben nicht gelernt, dankbar zu empfangen. Sie geniessen den Segen und die Freude, ihren Mitmenschen zu dienen, aber anderen verweigern sie diesen selben Segen.

Paulus zeigte sich als dankbarer Empfänger der Gaben der Philipper. In seinem Dank brachte er ihnen gegenüber zum Ausdruck: "Nicht dass ich die Gabe suche, sondern ich suche die Frucht, die überströmend sei für eure Rechnung" (Philipper 4,17). Er dachte mehr an ihre Belohnung als an seine eigenen Bedürfnisse.

"Von Bischof Westcott wird erzählt, dass er am Ende seines Lebens sagte, er habe einen großen Fehler begangen. Denn während er einerseits immer bereit war, anderen bis an die Grenzen seiner Möglichkeiten zu helfen, war er niemals gewillt, andere etwas für ihn tun zu lassen, und als Folge davon fehlte seinem Leben ein Element von Lieblichkeit und Vollständigkeit. Er hatte es versäumt zu lernen, wie man viele Wohltaten empfängt, die nicht vergolten werden können" (J.O. Sanders).

Ein unbekannter Dichter hat es treffend zusammengefasst:

Ich achte den für groß, der, um der Liebe willen Mit weitem, willigen Herzen geben kann; Aber den, der um der Liebe willen nehmen kann, Den achte ich, glaube ich, für noch großherziger.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Petrus wollte nicht, dass sich Jesus vor ihm und für ihn erniedrigte. War ihm denn noch eine Waschung nötig? Die Antwort Jesu stellt aber fest, dass nur die die Seinen sind, die er gewaschen hat. Deshalb entfernt er aus seinem Verkehr mit den Seinen alle königliche Pracht und tritt zu ihnen herzu als der, der sich leer und niedrig macht; denn so macht er sie rein. Sträubt sich Petrus gegen die Erniedrigung Jesu, die ihn bis zum Kreuz hinunterführt, so trennt Jesus ihn von sich. Unter dieses Wort sind wir alle gestellt; es ordnet unseren ganzen Verkehr mit Jesus, daher auch unseren ganzen Umgang mit der heiligen Schrift. Alles ist hier dem einen Ziel untertan: wie werde ich rein, von der Schuld gelöst, der Vergebung teilhaft und mit Gott versöhnt? Ich darf kein anderes Anliegen über dieses Ziel stellen, dass ich nicht von der Hand Jesu gewaschen, rein und frei vom Bösen werde. Im Verkehr mit der Bibel regen sich immer auch unsere intellektuellen Wünsche lebhaft. Das Ziel kann uns locken, ein Ganzes von Erkenntnis zu gewinnen, die das ganze Werk Gottes von der Schöpfung bis zur Vollendung betrachtet und uns den Einblick in seine Gründe und Ziele gewährt. Ebenso kann es uns zu einem Anliegen werden, dass wir mit heißem Verlangen pflegen, das Ganze unserer Verpflichtung und Arbeit durch eine festgefügte Reihe von Regeln zu beschreiben. Die Schrift weist aber alle diese Wünsche zurück und stellt uns immer wieder vor das eine große Thema, wie uns die Waschung bereitet werde, die das von uns nimmt, was uns für Gottes Reich untauglich macht. Damit dient die Bibel dem Willen Jesu, der seine Jünger vor seinem Sterben wusch und ihnen dadurch zeigte, was Er ihnen gab. Wenn wir uns mit dieser Haltung Jesu und der Schrift nicht einigen und aus der Bibel entweder ein Lehrbuch oder ein Gesetzbuch machen, wird der Ausgang unvermeidlich der sein, dass wir Jesus gern vergessen und uns von der Bibel lösen, weil ein solcher Gebrauch der Schrift in seinem innersten Grund dem widerspricht, was sie uns sagt und gibt. Aber die Sammlung der ganzen Kraft in das eine Ziel, uns von der Schuld zu befreien, macht Jesus nicht arm und sein Evangelium nicht eng. Er hat damit, dass Er im leinenen Schurz mit dem Waschwasser zu Petrus trat, nicht auf sein königliches Recht verzichtet, das ihm alles untertan macht. Vielmehr erwirbt er es und übt es aus eben jetzt, da er vor dem Jünger kniet, um ihm die Füße zu waschen. Durch seine Erniedrigung erwarb Er sich die Erhöhung, und dem, der sich von Ihm waschen lässt, sagt er: „Nun ist dein Teil bei Mir.“

Weil Du, Herr Christus, Dich erniedrigt hast, können wir, die Deinen, uns nicht erhöhen. Weil Du uns waschen willst, müssen wir es Dir gestehen, dass wir Deiner Waschung bedürfen, und es Dir glauben, dass Du Dein reinigendes Werk an uns vollbringst. Dann leuchtet auch uns Deine Verheißung: Dein Teil ist bei Mir. Amen.