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Predigten zu Joel 2,13

"Und zerreißet euer Herz und nicht eure Kleider, und kehret um zu der HERR, eurem Gott; denn er ist gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und groß an Güte, und läßt sich des Übels gereuen."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Zerreißet eure Herzen und nicht eure Kleider."

Wenn wir unsre Kleider zerreißen oder auf andre äußerlich sichtbare Weise unsre innere gottesfürchtige Stimmung kundgeben, so ist das nichts Schweres, aber es ist häufig etwas Heuchlerisches; doch wahrhafte, aufrichtige Reue empfinden, das ist weit schwerer und darum auch seltener. Die Menschen beobachten ohne Weigern die kleinlichsten und umständlichsten Vorschriften äußerlicher Gottesdienstordnungen, denn das gefällt dem fleischlichen Sinn, aber wahre Gottesfurcht ist zu demütigend, zu herzangreifend, zu sehr wider den eigensten Geschmack der fleischlichen Menschen; diese ziehen etwas Gehaltloses, Weltliches, Auffallendes bei weitem vor. Äußerliche Vorschriften wirken wohltuend auf den flüchtigen zeitlichen Sinn, und schmeicheln ihm. Auge und Ohr fühlen sich befriedigt; der Selbstbetrug wird genährt; die Selbstgerechtigkeit bläht sich auf; aber diese äußerlichen Beobachtungen sind äußerst betrüglich, denn in der Todesstunde und am Tage des jüngsten Gerichts hat die Seele etwas mehr nötig, bedarf sie etwas Wahrhafteres zu ihrer Stütze, als leeres Formelwesen und gehaltloses Gepränge. Wenn nicht lebendige Gottesfurcht dabei ist, so ist aller Gottesdienst eitel und umsonst; wenn es an aufrichtigem Ernst des Herzens fehlt, dann ist jede äußere Gestalt der Gottesverehrung eine großartige Verhöhnung und eine freche Verspottung der Majestät des Himmels. Aber das Zerreißen des Herzens ist eine göttliche und tiefgefühlte Wirkung. Es ist ein verborgenes Leiden, das persönlich empfunden wird; es ist keine äußerliche Sache, sondern es ist ein tief in die Seele einschneidendes Werk des Heiligen Geistes, das ins innerste Mark des Gläubigen eindringt. Es ist gewaltig demütigend, und ganz und gar feindselig gegen alles, was Sünde heißt: aber eben darum ist es eine köstliche Zubereitung für den gnädigen Trost, den stolze, ungedemütigte Geister nie empfangen können; und es bewirkt eine völlige Entscheidung, denn es findet sich nur bei den Auserwählten Gottes. Unser Schriftwort heißt uns unsre Herzen zerreißen, aber sie sind von Natur hart wie Marmor: wie ist's denn möglich? Wir müssen die Herzen nach Golgatha bringen; des sterbenden Erlösers Stimme hat einst Felsen zerrissen, und sie ist auch jetzt noch gleich mächtig.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Es ist wunderbar, wenn zwischen drohenden Gewitterwolken auf einmal ein Sonnenstrahl durchbricht. So ist dies Wort Gottes. In Worten, die durch Mark und Bein gehen, spricht Joel von den Gerichten Göttes. Und dann, fast unvermittelt, kommt diese zarte Bitte: „Bekehret euch zu dem Herrn, eurem Gott!"

„Eurem Gott!" Das ist das Wunderbare: Dieser heilige Gott, dessen Gerichte zermalmen, ist ja unser Gott. Hier öffnet uns Gott Sein ganzes Herz. Es gehört zum Ergreifendsten, was man sich denken kann, dass Gott einer abtrünnigen Welt so Sein Herz öffnet: „Ich bin ja doch euer Gott. Ich will ja nichts lieber, als dass ihr das fassen und glauben möchtet. So sehr bin ich, ihr Verirrten, ihr Verlorenen, euer Gott, dass ich sogar mein Liebstes, meinen Sohn, dahingab für euch. Nun bekehret euch zu mir!" Himmel und Erde halten den Atem an, ob wir diesen Worten Gottes nicht folgen wollen.

Offene Arme breiten sich nach uns aus. Sollten wir nicht hineinlaufen? Türen des ewigen Lebens stehen uns offen. Sollten wir nicht hindurchgehen? Tun wir es nicht, dann haben wir nicht nur Gott, sondern unsern Gott verschmäht. Das wird die Qual der Hölle sein, dass wir einen Reichtum verwarfen, der uns schon zugeschrieben war. O lasst uns diesem Mutmachenden Wort fröhlich folgen! Amen.