10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...
Predigten zu Jesaja 63,14
Der zweite Teil dieses Kapitels ist ein Gebet des auserwählten Volkes, das seinen Ungehorsam bekennt, dem gerechten Urteil Gottes über seinen Unglauben zustimmt und Ihn anfleht, sich ihm wieder zuzuwenden. Man entzieht sich nicht ungestraft der Obhut des guten Hirten. Wer je eine Herde von den Almweiden ins Tal hinabsteigen sah, vergißt gewiß diesen Anblick nie. Die Hirten und die Besitzer der Herde gehen dicht hinter den Tieren her. Sie dulden keine Verwirrung oder Unordnung, sondern widmen sich mit anhaltender Aufmerksamkeit der Führung der Herde auf dem rutschigen, steinigen Bergpfad.
Keine Hast, nichts Grobes liegt in ihren Bewegungen. Die Hirten gehen buchstäblich in gleichem Schritt mit der Herde. Jedes Tier sucht sich seinen Weg; es umgeht die großen Steine und tritt auf die mit Gras bewachsenen Stellen. Die Hirten sind wachsam, denn der Weg ist lang und mühsam. Aber die Belohnung wartet schon auf sie; das Tal liegt vor ihnen.
Welch ein schönes Bild von Gottes Treue. In gefährlichen Situationen, wenn uns Schlingen gelegt werden, läßt uns der himmlische Vater Seine Fürsorge zuteil werden. Er behütet uns und führt uns sicher, damit wir nicht straucheln, wie es im Vers vorher heißt.
Unser Gott will uns zur Ruhe führen und damit Seinem Namen Ehre machen; Seine Fürsorge und Treue bewirken, daß diese Ruhe in unserem Herzen Einzug hält. Was wir «auf den Bergen», in den Zeiten des Segens und der geistlichen Bereicherung, empfangen haben, muß danach erprobt werden. Unser göttlicher Hirte übernimmt es, uns in das praktische Erleben dessen einzuführen, was Er uns geschenkt hat. Wie gut ist es, von einem solchen Meister geführt zu werden, sich in solchen Händen zu wissen und der Gegenstand solcher Fürsorge zu sein! Darum wollen wir mit Israel ausrufen: «Ich will an die Gnadenerweisungen des HERRN verkünden, das Lob des HERRN, nach allem, was der HERR für uns getan hat» (Jesaja 63,7 – S).
«Wie das Vieh, das ins Tal hinabsteigt, so brachte der Geist des HERRN sie zur Ruhe.»
Der Geist des HErrn brachte sie zur Ruhe
Mittagsglut lagert sich über Palästinas Gefilde. Der Sonne Strahlen treffen die sandigen Wüstenstrecken gleich feurigen Speeren, und das ganze Land brennt wie ein Feuerofen. Dort, etwas abseits vom Wege, in ein geschütztes Plätzchen, wo ein moosgerändertes Bächlein fließt, und das Weideland im Schatten der Hügel grün bleibt. Dahin zieht das Vieh zur Mittagszeit. Es folgt dem Schatten, der langsam den Bergabhängen entlang gleitet und freut sich des saftigen Grases, oder legt sich nieder im Schatten breitästiger Bäume, während das kühle Bächlein daneben murmelnd vorbei zieht. Also, sagt Jesaja, hat Gott sein Volk durch die Wüste geleitet, Er hat es geführt, wie die Rosse, die nicht straucheln, und hat sie endlich zur Ruhe gebracht in Kanaan.
Dieses ist ein sprechendes Bild von den Führungen unsers Vaters mit uns. Die versengende Sonne der Versuchung brennt rings um uns her; die Gluthitze der Öffentlichkeit, die fieberhafte Jagd nach Geld, der Streit der Zungen – das alles quält die Menschenkinder. Aber für Gottes geliebte Söhne und Töchter ist ein verborgenes Plätzchen bereit, das vom Strom des Lebens bewässert wird. Über seinem Eingang stehen die Worte: „Ich will euch Ruhe geben.“* (Matth. 11,28).
Wenn wir es einmal gelernt haben, der unwandelbaren Liebe unsers Vaters zu vertrauen, so werden wir zur Ruhe gebracht. Achte auf diesen starken Ausdruck: „Der Geist des HErrn brachte sie zur Ruhe.“ Es liegt darin ein neuer Gedanke über die Allmacht der Liebe. Sie kann sich in einer Weise offenbaren, die beinahe zur Ruhe zwingt. Bringe uns zur Ruhe, o HErr, wir bitten dich. Stehe, in dem von Bergen beschatteten Tale seiner Sorgfalt, hat Er ein Ruheplätzchen bereitet, wo geängstete Seelen zum Frieden kommen. Suche es!