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Predigten zu Jesaja 57,17
Zitate von Ludwig Hofacker anzeigen
Das eine Mal heißt es im Herzen: Es ist aus mit mir, du hast es zu arg gemacht, du hast den Reichtum seiner Gnade zu schändlich und zu lang verachtet, es ist schon so und so lange, daß du von ihm auf dein Seelenheil aufmerksam gemacht worden bist, und immer noch bist du der alte, untreue Mensch, der Heiland muß deiner müde sein. Das andere Mal fängt man an zu zweifeln, ob er auch noch zu helfen und einen solch toten Klotz in ein lebendiges Kind Gottes umzuschaffen imstand sein werde. Das eine Mal kommt man in Sorgen darüber, ob er es auch höre, wenn man zu ihm seufze und schreie, ob man nicht in den Wind hinein bete. Das andere Mal heuchelt man vor ihm und stellt sich besser oder schlechter vor ihm, als man ist oder sich gerade findet. Ein anderes Mal wieder will es dem Herzen nicht gefallen, an diese köstliche Perle des Reiches Gottes alles zu setzen; es fürchtet sich davor, in eine ganze Verleugnung um Jesu willen einzugehen und sich durch die Macht Jesu von allen, auch den subtileren Banden losmachen zu lassen; es bleibt deswegen gern auf halbem Weg stehen und tröstet sich mit einem eigenen Trost und will sich ein Evangelium und einen Heiland machen, bei welchem der Fleischesruhe gepflegt werden könne. - Es ist nicht leicht eine Art von Bosheit und Heuchelei, welche nicht vor dem Heiland zum Vorschein käme. Den größten Anstoß aber verursacht das bei allen Menschen, daß sie sich nicht in die freie Gnade schicken können. Sie wollen immer etwas bringen, das den Heiland bewegen soll, ihnen zu helfen, sich ihrer anzunehmen und zu erbarmen. Man baut einen Turm um den andern; man macht sich Vorsätze über Vorsätze; man will dem Herrn Jesu bringen Eifer im Gebet, Wachsamkeit, allerlei Verleugnungen; man will ihm bringen Ernst und Überwindung der Sünde; man will ihm bringen einen zerschlagenen Geist, einen Zöllnersinn, wenn schon das Herz nichts davon weiß; so wie man ist, will man nicht vor ihm erscheinen; auf Gnade und Ungnade, auf sein freies Erbarmen hin sich zu ergeben, das fürchtet man, und doch ist dies der einzige Weg zur Gnade.
Aus der eigenen Gerechtigkeit heraus in das freie Erbarmen Gottes sich hineinschwingen, ist ein solches entsetzliches Wagestück, daß kein Mensch dasselbige unternehmen würde, wenn nicht der Heiland ihm dazu verhülfe. Schau her! Hier steh ich Armer, der Zorn verdient hat. Gib mir, o mein Erbarmer, den Anblick deiner Gnad.