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Predigten zu Jesaja 42,16

"Und ich will die Blinden auf einem Wege führen, den sie nicht kennen; auf Steigen, die sie nicht kennen, will ich sie schreiten lassen; die Finsternis vor ihnen will ich zum Lichte machen, und das Höckerichte zur Ebene. Das sind die Dinge, die ich tun und nicht unterlassen werde."

Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
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Wahrer Glaube ist moralischer, nicht gefühlsmäßiger Natur

Manchmal möchten wir uns selbst des Unglaubens bezichtigen, obwohl unser Kummer nichts als die Unfähigkeit zum Sehen ist. Uns begegnen in der Schrift manche Wahrheiten, die unseren Herzen große Not bereiten. Göttliche Offenbarung versichert uns, dass gewisse Dinge wahr sind, für die unser Vorstellungsvermögen einfach nicht ausreicht. Wir glauben sie, können sie aber mit dem Auge des Verstands nicht erblicken! Um das richtig zu sehen, müssen wir Glauben von Vorstellungen unterscheiden. Die beiden sind nicht dasselbe. Das eine ist moralischer, das andere gefühlsmäßiger Natur. Unwilligkeit zu glauben beweist, dass man die Finsternis mehr liebt als das Licht, während die Unfähigkeit, sich etwas vorstellen zu können, nichts als einen Mangel an Vorstellungskraft anzeigt – etwas, was uns vor dem Richterstuhl Christi nicht vorgehalten werden wird. Wahrer Glaube ist nicht die intellektuelle Fähigkeit, sich unsichtbare Dinge bis zur Zufriedenheit unseres unvollkommenen Verstands vorstellen zu können, sondern er ist die moralische Kraft, Christus zu vertrauen! Um ohne Furcht mit seinem Vater auf Reisen gehen zu können, braucht sich das Kind nicht alle Ereignisse vorstellen zu können. Es braucht nur den Vater! Jesus Christus ist für uns alles in allem – wir brauchen nur Ihm zu vertrauen, und Er kommt für den Rest auf. Mich haben diese Worte des Propheten tief befriedigt: »Ich will die Blinden auf einem Weg gehen lassen, den sie nicht kennen; auf Pfaden, die sie nicht kennen, will ich sie schreiten lassen. Die Finsternis vor ihnen will ich zum Licht machen und das Holprige zur Ebene. Das sind Dinge, die ich tun und nicht lassen werde« (Jesaja 42,16).


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Heute stehen die Welt, die Völker, die Familien und die Einzelnen vor dem Unbekannten. Allein das Wort Gottes bringt Licht in die Dunkelheit und erleuchtet den Horizont. Für die allernächste Zukunft erwartet Gott von den Seinen, daß sie sich auf Seine Verheißung verlassen: «Ich will sie auf Pfaden leiten, die ihnen unbekannt sind.» Er, unser himmlischer Vater, will, daß wir unsere Zuversicht auf dieses Wort aus Seinem Mund setzen. Seine Pfade sind für uns sicherer als ein schon im voraus bekannter Weg. Diese Versicherung genügt uns. «Ich werde die Finsternis vor ihnen zum Licht machen.» Niemand ist gern im Dunkeln. Aber was für uns jetzt wie Finsternis aussieht, ist ein Mittel, durch das Gott Sein Licht um so heller aufleuchten läßt. Was uns jetzt dunkel und unverständlich erscheint, wird nicht immer so bleiben, wenn wir gehorchen und unser Vertrauen auf Gott setzen. Er hat ja versprochen, diese Finsternis in helles Licht zu verwandeln!

Ist es möglich, daß die jetzt in der Welt herrschende Finsternis zum Licht wird? Ja! Denn Christus selber wird wieder auf diese Erde kommen, um Seine Herrschaft anzutreten und alle Menschen Seinem gesegneten Willen zu unterwerfen. Dann werden alle Bemühungen um Gerechtigkeit und Wahrheit, alles heute in den Herzen so vieler Menschen vorhandene Streben danach, völlig befriedigt werden.

Das einzig Beständige in dieser Welt ist der Wechsel. Aber die Treue, die Liebe und das Wort Gottes ändern sich nicht. Darum ruft Er uns zu, nicht auf das Sichtbare zu schauen, sondern auf das Unsichtbare. «Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig» (2. Korinther 4,18).

Der Herr schenke uns die Gnade eines einfältigen, vor Ihm aufgeschlossenen Herzens! Keine Spur von Widerstreben, Starrsinn oder Zurückhaltung sei zwischen Ihm und uns! Er betont noch einmal: «Diese Worte will ich erfüllen und nicht davon lassen!» Was brauchen wir mehr?


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Das scheint auf den ersten Blick ein sehr tröstliches Wort zu sein. In Wirklichkeit aber ist es für den natürlichen Menschen ein sehr hartes Wort: ein Wort, das uns sagt, dass der Herr anders mit uns handelt, als wir es möchten.

„Ich will die Finsternis vor dir her licht machen." Wir Menschen wandeln nicht gern in der Finsternis. Wir gehen gern im hellen Tageslicht, wo man seinen Weg vor sich sieht. Wir haben gern übersichtliche Verhältnisse, wo man Pläne machen und sich auf lange Sicht einrichten kann. Und wir fürchten die dunklen Verhängnisse, wo der Abend sich vor dem Morgen fürchten muss und der neue Tag in banger Ungewissheit steht.

Darum ist dies Gotteswort so ein hartes Wort. Denn es spricht vom Wandern in der Finsternis und Ungewissheit. Und es sagt uns, dass Gott uns nur für den nächsten Schritt Licht geben will. Das dünkt uns hart.

Und doch ist es ein so köstliches, tröstliches Wort. Es stellt das Evangelium hinein in die harte Wirklichkeit unseres Lebens. Das ist nämlich die harte Wirklichkeit, dass wir Wanderer in der Nacht und ihrer Finsternis sind. Oder bilden wir uns etwa in unserer Torheit ein, wir hätten eine helle, überschaubare Straße vor uns? Wer weiß denn, was morgen sein wird? Es gibt zerstörende Mächte genug, die morgen bereits alle unsere Pläne über den Haufen werfen können. Es ist schon so: Wir tappen durch Nacht und Ungewissheit.

Aber wohl dem, der den Heiland kennt, welcher sagt: Ich will die Finsternis vor dir her licht machen." „Vor dir her!" Ja, wie etwa einer auf einem dunklen Weg mit einer Laterne herleuchtet. Das gibt nur zaghaftes Schreiten. Aber was tut es! Es gibt gewisse Tritte im Licht.

Licht nur für einen Schritt. Mehr braucht's nicht. „Es ist genug, dass ein jeder Tag seine eigene Plage habe." Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Auf den ersten Blick scheint das ein sehr tröstliches Wort zu sein. Aber bei näherem Zusehen entdecken wir: Da sagt unser Herr etwas, was unsrer alten Natur ganz und gar nicht gefällt. Wir Menschen haben gern übersichtliche Verhältnisse. Wir geben uns viel Mühe, unser Leben auf ferne Tage hinaus zu sichern. Als ich einem arbeitslosen Jungen eine Stelle bei einem Bauern vermitteln wollte, sagte er vorwurfsvoll: „Und was soll da im Alter aus mir werden?" Der Junge war 15 Jahre alt! So sind wir! Wir wollen Pläne auf lange Sicht machen. Wir wollen unsern Weg auf eine weite Strecke hin übersehen. Und hier sagt uns nun der Herr, daß Er es anders mit uns vor hat. Er will Seine Kinder ins Dunkel führen. Da will Er sie wohl nicht verlassen. Er wird ihnen für jeden Tag Licht geben. Aber — und das ist wieder hart! — eben nur für einen Tag und e i n e n Schritt: j,Ich will das Dunkel vor ihnen her zum Licht machen."

„Vor ihnen her!" Der Herr Jesus hat das einmal so ausgedrückt: „Sorget nicht für den andern Morgen. Es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe." Da sieht man nicht den ganzen Weg; aber man hat Licht genug, um weiterzugehen. Es gibt ein schönes Bild von Rudolf Schäfer: Ein Mann wandert durch die Nacht. Und vor ihm geht ein gewaltiger Engel Gottes. Der trägt eine Laterne. Und in diesem Licht geht nun der Mann. Er hat Licht nur für einen einzigen Schritt. So wandern Kinder Gottes. Sehr zaghaft! Und doch — sehr sicher! Denn sie wissen: Auch für morgen ist wieder Licht da. Und am Ende — am Ziel — wird es ganz hell sein. Amen.