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Predigten zu Jesaja 40,31
Zitate von Jakob Kroeker anzeigen
"Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden." Jes. 40,31
Petrus konnte erst im Glauben auf den Wogen wandeln, nachdem der Herr zuvor zu ihm gesprochen hatte: "Komme her zu mir!" Das war das tragende Wort in der Seele eines Petrus. Als der Jünger sich innerlich diesem Worte seines Meisters hingab, wurde in seinem Leben jener Glaube geboren, durch den er auch auf den Wogen wandeln konnte. So wird jeder wahre und lebendige Glaube aus dem Sprechen Gottes geboren.
Unser Glaube hat mithin seine ganz bestimmten, höheren Kraftquellen. Wir könnten sie alle eigentlich in die eine Zentral-Quelle zusammenfassen, die der Psalmist mit den Worten zum Ausdruck bringt: "Alle meine Quellen sind in Dir!" Es gibt im letzten Grunde nur eine einzige Kraftquelle, aus der unser Glaube sich nährt, durch die er gestärkt wird, durch welche er neue Perspektiven und eine neue Zukunft gewinnt. Diese Quelle ist der Herr.
Aus obigem Jesajawort geht hervor, dass es in jenen Tagen nicht etwas Selbstverständliches war, dass man innerlich aufstieg wie ein Adler. Dass man einen Geistesflug besass, durch den man sozusagen die damaligen Zeitverhältnisse überwand und unter sich liegen ließ. Im Gegenteil! In welch innerer Verfassung befand sich Israel damals! Die Müden, Zagenden, Entmutigten in jenen Tagen sprachen: "Mein Recht geht an meinem Gott vorüber!" Mit anderen Worten: Unserem Gott bleibt verborgen, in welch einer Situation wir leben, unter welch einem allgemeinen Druck wir stehen und welche Stürme des Lebens uns innerlich erschüttern. Das war die äußere Lage und innere Stimmung jenes Volkes, an welches die Botschaft des Propheten Jesaja gerichtet war. Da wurde demselben dieses Gottes-Evangelium durch den Mund des Propheten. Denn es gibt ein Erleben Gottes für den Glauben auch auf solch einem Boden deines inneren Zagens. Wenn du auch sprichst: "Mein Recht geht an meinem Gott vorüber und mein Weg bleibt vor Ihm verborgen", so wisse: Gott ist ein ewiger Gott, der sich nie wandelte und nie wandeln wird. Er wird nicht müde und matt. Er versagt nicht im Antworten. Mag es auch geschehen, dass du in deiner Stärke müde wirst, - die auf den Herrn harren, die innerlich im Vertrauen auch in solch einer Situation auf Gott eingestellt bleiben, die erneuern ihre Kraft. Auch mitten in den dunkelsten Verhältnissen und unter dem schwersten Druck des Lebens fahren sie auf mit Flügeln wie Adler. Sie laufen und brechen doch nicht zusammen. Sie dienen und geben sich doch nicht aus. Sie lieben und werden nicht verzehrt. Überall trösten sie und siehe, mitten im eignen Leid sind sie Getröstete. Denn sie fahren auf mit Flügeln wie Adler, sie streben zum Licht, das sie anzieht und wo die Quelle ihrer Kraft liegt.
Warum steht nicht da, die an den Herrn glauben? Das Harren auf den Herrn oder die Hoffnung ist der andere Teil des Glaubens, so dass, wenn der Glaube gleichsam dahin ist, die Hoffnung auflebt; denn die gute Wehre, worin der Herr die Seinen geborgen, hat eine dreifache Mauer, so dass der Feind, wenn in den Gauben gleichsam eine Bresche gemacht ist, die Hoffnung findet, und sollte auch diese scheinbar umgeworfen sein, so findet er die Liebe, die von keinem Wanken weiß. So ist nun das Harren auf den Herrn die Hoffnung, welche uns Erfahrung einbringt; denn wir haben es doch so vielmal erfahren, wie Gott nicht müde noch matt geworden. Deshalb müssen wir in jeder Not und Angst wieder unsere Zuflucht nehmen zu dem alten, treuen Gott; das gehört eben zu der Kraft, die er uns verleiht, dass wir am Ende, wenn die Not gar zu hoch gestiegen und das Widerspiel gar zu arg wird, seine Stärke ergreifen. Und wie wir oftmals erfahren haben, dass er die Enden der Welt gemacht, dass er Jehova, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott der Armen und Elenden ist, so wird auch, wenn wir mit dem Glauben nicht mehr voran können, die Hoffnung in uns rege. – Zwischen Hölle und Himmel, zwischen Untergang und Errettung treiben wir dahin, aber es ist ein Ich in uns, das ist nicht unser Ich, sondern Gottes Ich, und das bekommt eine Kraft, geht's auch dem Abgrund zu, dass wir dennoch nicht in den Abgrund fahren, sondern es geht himmelan, wo Gott wohnt.
Harre, meine Seele, harre des Herrn!
Alles ihm befehle, hilft er doch so gern.
Sei unverzagt: bald der Morgen tagt,
und ein neuer Frühling folgt dem Winter nach;
in allen Stürmen, in aller Not
wird er dich beschirmen, der treue Gott!
Zitate von Wilhelm Busch anzeigen
„Neue Kraft!" Ja, das wäre eine feine Sache! Was wissen die anderen von unseren schwachen Stunden! Aber wir kennen sie: die Stunden, wo die Sünde und die Leidenschaften mächtig werden wollen; oder die Tage, wo die Sorgen wie Felsenlasten drücken; die Tage, wo der Mut fehlt zur Erfüllung der Pflichten.
Und hier ist nun die Rede von „neuer Kraft". Wird denn da wirklich ein Weg zu neuer Kraft gezeigt?
Allerdings! Und es ist ein ganz schlichter Rat, der uns in Gottes Wort gegeben wird: „Auf den Herrn harren!" Ja, was heißt denn das? Im Original-Text steht für „harren" ein Wort, das auch gebraucht wird, wenn ein Bogenschütze, der den Pfeil aufgelegt hat, das Ziel ins Auge fasst und zielt. Mit gesammelter Konzentration schaut er auf das Ziel. Alles andere, was ihn ablenken könnte, hat er für sein Auge abgeblendet.
„Die auf den Herrn harren" – das sind nicht die, welche diese oder jene Möglichkeit für ihr Leben ins Auge fassen und dabei auch noch ein bisschen Religion haben. „Die auf den Herrn harren" – das sind die, welche ganz mit Ihm rechnen, nur mit Ihm; die Ihn allein ihren Heiland sein lassen. Solche bekommen täglich neue Kraft. Amen.
Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln, wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.
Unser Heiland saß müde am Jakobsbrunnen und so versteht er uns aus Erfahrung, wenn wir müde sind. Das ist ein großer Trost; denn wir werden ja alle müde. Zwar hörte ich von jemand, der sich gerühmt habe, so fromm zu sein, dass er nicht mehr müde werde. Glaube man doch solche Überspanntheiten nicht, sie zeugen von einer Unnüchternheit, die über den Heiland hinauf will, wovor uns Gott bewahre! Ich bin oft recht müde und freue mich, das Wort oft erfahren zu haben: die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft. Wenn es heißt auf den Herrn harren, so liegt ein Wink darin für die Müden, dass sie nicht weiter arbeiten, bis sie völlig erschöpft sind, sondern sich Zeit nehmen, zum stillen Harren auf den Herrn. O, es ist eine Wohltat, wenn man ein wenig aus dem Strudel und der Jagd unserer Zeit herauskommt, und im Kämmerlein in Gottes Heiligtum tritt, um ihm, der Quelle aller Kraft zu begegnen. Von ihm, dem auferstandenen Herrn, strömt neues Leben in den milden Pilger, so dass er seinen Stab wieder in die Hand nehmen, und im Namen seines Herrn weiter gehen kann. Je biblischer, das heißt, je göttlicher wir denken lernen, desto klarer erkennen wir, dass Kinder Gottes auch für ihres Leibes Bedürfnisse vor den Herrn kommen, und sich kindlich an ihn halten dürfen. Wie herrlich! im Harren auf den Herrn lernen wir auffahren wie Adler; wir lernen uns erheben über die uns lähmende Stickluft der argen Welt. Der Glaube gibt uns die Flügel. Je mehr diese Flügel Schwungkraft bekommen, desto mehr können wir uns in der Höhe halten, was Paulus den „Wandel im Himmel“ nennt. So ziehen wir Gotteskraft an zum Laufen und Wandeln, zum Ausrichten der Aufträge des Meisters. Er reicht uns für jeden Gang so viel Kraft, als wir brauchen für die uns von ihm gestellten Aufgaben; er überfordert uns nie.
Herr! stärke Du die Flügel meines Glaubens zum Auffahren. Wie oft hast Du auch mir neue Kraft gegeben, wenn ich auf Dich harrte und mich gestärkt, wenn ich müde war. Ich kann Dich nicht genug loben und preisen. Amen