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Predigten zu Jesaja 21,11

"Ausspruch über Duma. Aus Seir ruft man mir zu: Wächter, wie weit ist's in der Nacht? Wächter, wie weit in der Nacht?"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Hüter, ist die Nacht schier hin?"

Wieviel Feinde ringsum! Der Irrtümer sind eine gewaltige Horde, und ihrer erscheinen neue zu jeder Stunde: Gegen welche Irrlehre soll ich auf der Hut sein? Die Sünden schleichen hervor aus ihren Schlupfwinkeln, wenn Dunkel herrscht; ich muss auf die Warte steigen und wachen zum Gebet. Unser himmlischer Schutzherr sieht alle Angriffe voraus, die uns bedrohen, und wenn das Übel, das uns bevorsteht, noch erst im Wunsche des Widersachers liegt, bittet Er schon für uns, dass unser Glaube nicht wanke, wenn wir gesichtet werden als der Weizen. Fahre fort, Du gnadenreicher Hüter, uns vor unsren Feinden zu warnen, und um Zions willen schweige nicht. "Hüter, ist die Nacht schier hin?" Was drohen der Gemeinde Gottes für Ungewitter? Senken sich Wolken hernieder, oder ist alles klar und hell ob unserm Haupte? Wir müssen mit liebender Sorgfalt über die Gemeinde des Herrn wachen; und jetzt, wo Aberglaube und Unglaube uns von allen Seiten bedrohen, wollen wir auf die Zeichen der Zeit achten und uns zum Kampfe bereit halten. "Hüter, ist die Nacht schier hin?" Welche Sterne sind sichtbar? Welche köstlichen Verheißungen strahlen uns als tröstende Boten in unsren Trübsalen entgegen? Du schreckst uns auf, so gewähre uns auch Deinen Trost. Christus, der Polarstern, bleibt unbeweglich an seiner Stelle, und alle Sterne sind wohl geborgen in der Rechten ihres Herrn. Aber, Hüter, wann bricht der Tag an? Der Bräutigam verzieht. Ist noch kein Anzeichen vorhanden, dass Er hervorgeht als die Sonne der Gerechtigkeit? Ist nicht der Morgenstern auferstanden als Verkündiger und Vorbote des Tages? Wann wird der Morgen dämmern, wann werden die nächtlichen Schatten fliehen? O Herr Jesu, wenn Du heute noch nicht in eigner Person deiner Gemeinde erscheinst, die Deiner harrt, so komme doch durch Deinen Heiligen Geist in mein seufzendes Herz, und mache, dass es fröhlich singe: "Wie lange währt der Frommen Leid? Nicht ewig, Herr, nur kurze Zeit; Nach überstand'nem Leide Erquickest Du ihr Herz mit Ruh' Und mit der ew'gen Freude!"


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Hüter, ist die Nacht schier hin?

Über die einsamen Wüstenstrecken hörte man eine Stimme aus dem Lande Edom, die den Propheten fragte, ob die lange Nacht der assyrischen Schreckensherrschaft nicht bald zu Ende sei. Jesaja stand auf dem Berg Zion und wartete auf den Anbruch des Tages, wie die Priester zu tun pflegten, um das Zeichen geben zu können, für das erste Brandopfer des Morgens. Die Frage: „Hüter, ist die Nacht schier hin?“ wurde zweimal wiederholt, als ob die matten Leidenden in den letzten Zügen lägen. Des Propheten Antwort war rätselhaft. Der Morgen war nahe; aber die Nacht jagte ihm nach und breitete ihre schwarzen Fittiche aus über den Himmel. – „Der Morgen kommt und auch die Nacht.“ Morgen für Israel aber Nacht für Edom. Wenn aber Edom sich zu Gott kehrte, so könnte es noch einmal kommen mit seiner Frage; dann würde es finden, dass Gott auch seinen Todesschatten in die Helle des Morgens verwandelt habe.

Noch nie haben im Lauf der Jahrhunderte die Menschen begieriger nach dem östlichen Himmel geschaut oder anhaltender gefragt: Hüter, ist die Nacht schier hin, ist die Nacht schier hin? als in unseren Tagen. Nur eine Antwort wird aus dem Wort Gottes denen gegeben, die auf dem Berge der Seher stehen und ausschauen nach dem kommenden Tage: „Der Morgen kommt und auch die Nacht.“ Der Morgen tausendjähriger Herrlichkeit, hochzeitlicher Freude; der Morgen der Heimholung, der Heiligen und der Offenbarung Jesu Christi: aber auch die Nacht unaussprechlicher Traurigkeit für den Knecht, der des HErrn Willen kannte und ihn nicht tat, und für die Welt, die nicht wollte, dass Dieser über sie herrsche. Wer aber jetzt noch sich von der Finsternis wendet zum Licht, von Satan zu Gott, der wird willkommen geheißen, und ihm wird das Erbteil geschenkt unter den Kindern des Morgens. „Kehret wieder, kommt.“