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Predigten zu Jeremia 44,4
O, tut doch nicht diese Gräuel, die ich hasse
Es liegt etwas geheimnisvoll Persönliches in der Sünde. Sie ist nicht nur einfach eine Übertretung des allgemein anerkannten Gesetzes; sie schadet unserem eigenen Leben (Vers 7) und vor allem betrübt sie das heilige liebevolle Herz Gottes, so dass sein Geist schmerzlich ruft: O tut es nicht! Ist nicht dieser Ruf überaus ergreifend, den die Sünde des Menschen dem Herzen Gottes auspresst. Er erinnert uns an jenen Seufzer Jesu: „o du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein und euch dulden?“
Wenn jemand empfindlich an den Nerven leidet, so ist es ihm fast unmöglich, das beständige Hin- und Hertrippeln eines Kindes in einem Zimmer über ihm zu ertragen. Er wird eher in bittendem, als in gereiztem Tone sagen: „Mein Kind, tue das nicht mehr; ich kann es nicht ertragen.“ Gottes heiliges Wesen empfindet jede Sünde in ungleich höherem Grade; sie ist Ihm weit unausstehlicher, als der Lärm den abgespanntesten Nerven; ist es nicht, als hörten wir Ihn sagen, wenn wir im Begriff sind, eine Sünde zu begehen: „O tue doch nicht diese Gräuel, die ich hasse?“
Wie sehr Gott die Sünde hasst, das sehen wir am Kreuze. Um sie zu tilgen, hat Er seines eingeborenen Sohnes nicht verschont, sondern Ihn dem bitteren Weh Golgathas preisgegeben.
Wie sehr auch der Sohn Gottes die Sünde hasst, beweist der blutige Schweiß in Gethsemane, als die Schuld einer ganzen Welt auf Ihm lastete. Wie sehr muss der heilige Geist, dessen Tempel unser Leib ist, jegliche Sünde hassen, die uns verunreingt. Einstimmig warnt dich, der du Böses im Sinne hast, also die heilige Dreieinigkeit. Hüte dich, der ewigen Liebe Schmerz zu bereiten, und bitte, dass der Hass Gottes gegen die Sünde auch dir eingepflanzt werde.