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Predigten zu Jeremia 10,23
"Ich weiß, der HERR, dass nicht beim Menschen sein Weg steht, nicht bei dem Manne, der da wandelt, seinen Gang zu richten."
Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung
"Ich weiss, dass des Menschen Tun nicht in seiner Gewalt steht, und steht in niemandes Macht, wie er wandle oder seinen Gang richte."
Bei solchen Worten bleibt uns nichts anderes übrig, als entweder darüber aufzuwachen und zu sehen, dass Gott viel grösser als alle unsere Gedanken ist, dass Er uns in Seiner Macht und Fürsorge um uns unbegreiflich ist, und dass wir kleine, schwache Wesen sind, wenn es gilt, Ihn zu erfassen, oder aber wir müssen das ganze Wort Gottes verwerfen. Ja, nicht einmal das wäre genug, sondern wir würden dann auch solche Toren sein, die nicht einmal das sehen, was die ganze sichtbare Schöpfung zeigt, wie Gott für Sein Geschöpf zu sorgen vermag. Wir würden Toren sein, von denen David sagt: "Sie sprechen in ihrem Herzen: Es ist kein Gott."Hier dürfte jemand einwenden: "Das ist wahr! Alles, was uns geschieht, ist uns vom treuen Gott zugesandt. soweit es nicht solches betrifft, was von der eigenen Freiheit des Menschen abhängt. Wenn ich aber durch meinen Eigenwillen und andere sündliche Beweggründe mich selbst ins Unglück gebracht habe, dann muss ich mir selbst die Schuld geben und darf mich nicht der Führung Gottes trösten." Antwort: Dies ist an und für sich richtig, wird aber oft falsch aufgefasst. Gott hat uns eine gewisse bedenkliche Freiheit gelassen, in der wir uns für Zeit und Ewigkeit unglücklich machen können, nämlich, wenn wir fortwährend und vorsätzlich Seinem Geiste widerstreben.
Hier aber sind zwei Dinge zu beachten: Du hast dich durch Sünde und Torheit ins Unglück gebracht, bist jetzt aber doch zur Reue und zu einem gehorsamen Geist gekommen, so dass du in Zukunft dem Rat des Herrn folgen willst, dann sind die Gnade Gottes und Seine väterliche Liebe so groß, dass Er all dein Übel zum Besten, alle Folgen deiner Torheit zu deinem Nutzen wenden wird; denn "denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen." - Gott zürnt nicht ewiglich und hadert nicht immerdar. Er ist ein gnadenvoller Gott und Vater. Obwohl man Ihm lange getrotzt hat, sich dann aber bekehrt, so ist Er uns in Zukunft doch noch so gnädig, als hätten wir nie gesündigt. Durch großen Eigenwillen bekamen die Israeliten Könige, der Herr aber verließ sie trotzdem nicht, sondern erwies ihnen ebensoviel Gutes, allerdings mussten sie mehr leiden. Paulus war in seinem Unglauben ein arger Feind und Verfolger Christi gewesen, Jesus aber berief ihn trotzdem zum größten Apostel und machte sogar aus der großen Sünde zwei gute Dinge, teils nämlich ein mächtiges Mittel der Demütigung für den Apostel, teils aber auch ein mächtiges Trostmittel für andere. Wir dürfen daraus erkennen, dass Gott auch unsere größten Fehler und Torheiten zu unserem Nutzen wenden kann, wenn wir nur zur Bekehrung kommen. Ja, Luther sagt sogar, dass der Herr auch an Seinen Heiligen dieselbe Güte bei ihren Fehltritten erzeigen muss. Die trostreichen Worte lauten folgendermassen: "Das ist Gottes Werk und Kunst, dass Er böse Sachen gutmachen kann, wenn wir sie verdorben und verwahrlost haben. Ich habe wahrlich oftmals viele Dinge unweise und töricht ausgerichtet, worüber ich hernach heftig erschrocken worden bin, und ich konnte nicht sehen, wie ich aus solchen Sachen, die durch meine Torheit verworren und verderbt waren, wiederum möchte frei werden. Aber der Herr hat einen solchen Weg getroffen, dass es gebessert worden, was ich versehen hatte. Und so regiert Gott alle Seine Heiligen, dass sie wohl irren und fehlen mögen, gleichwohl es aber mit ihnen ein gutes Ende nehmen oder wenigstens ohne großen Schaden abgehen muss. Gott ist ein allmächtiger Schöpfer, der aus nichts alles macht; darum kann Er auch aus dem, was böse ist, Gutes hervorbringen." Ja, Gott ist ein treuer Vater.
Das zweite, was wir zu merken haben, ist dieses: Wer da befürchtet, er widerstehe noch in irgendeiner Weise dem Willen Gottes, hat dabei aber einen Geist, der ängstlich seufzt: "Gott, erbarme Dich! Töte meinen Eigenwillen und bringe mich auf den Weg Deines Willens, auf dass ich recht Dein und Dir gehorsam werde", ein solcher hat das volle Recht, sich der gnädigen Führung Gottes zu trösten. Denn jeglicher Widerstand gegen den Willen Gottes, den jemand ernstlich beklagt, und gegen den er die allmächtige Hilfe Gottes anruft, ist nichts anderes als der harte Streit des Fleisches gegen den Geist. Da ist der Sinn auf Gottes Seite und die Sache sogleich in Gottes Händen. Wegen eines solchen Widerstandes des Fleisches, der uns nur um so mehr zu Gott treibt, wird kein Mensch unglücklich. Denn, wenn die Kraft, die Ketten zu zerreißen, die Kraft, das Fleisch zu überwinden, bei uns läge, dann wäre das ganze Wort Gottes falsch, welches sagt, dass dies nie in unserer Macht liegt.
Es kann wohl geschehen, dass du durch viele Leiden so lange ermüdet und getötet werden wirst, bis der mächtige Eigenwille ermattet und du dich in den Willen Gottes fügst und anfängst, allem ernstlich zu fliehen, was du Gott in Seinem Wort verbieten siehst. Geht es aber so, dass du anfängst, einige "Ratschläge der Gottlosen", Entschuldigungen und Verteidigungen der Sünde zu suchen, um "dein Treten auf den Weg der Sünder" zu bemänteln, dann bist du in deinem Sinn abgefallen, dann bist du mit dir selbst einig, der Sünde zu folgen; und dann ist der Widerstand gegen den Geist vorsätzlich. Dann darfst du dich nicht der Führung Gottes trösten, dann gehst du vielmehr deinen eigenen Weg, dir zum Verderben.
O, gib dein Leben, Tun und Stand Nur gänzlich hin in Seine Hand; So wird Er deinen Sachen Ein fröhlich Ende machen.