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Predigten zu Hiob 7,12
"Bin ich ein Meer, oder ein Seeungeheuer, dass du eine Wache wider mich aufstellst?"
Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Bin ich denn ein Meer oder Walfisch, dass Du mich so verwahrest?"
Eine sonderbare Frage, die Hiob dem Herrn vorhielt, tritt uns in dieser Stelle vor die Augen. Er fühlte, dass er zu unbedeutend sei, um so bewacht und gezüchtigt zu werden, und er hoffte, er sei nicht so ungehorsam gewesen, um eine solche Zurechtweisung zu verdienen. Die Frage ist ganz begreiflich bei einem, der von so unerträglichen Leiden umgeben war; aber immerhin kann eine sehr demütigende Antwort darauf erwartet werden. Es ist wahr, der Mensch ist nicht ein Meer, aber er ist noch unruhiger und unbändiger. Das Meer hält sich gehorsam in seinen Grenzen, und obgleich es nur ein sandiges Bette hat, so drängt es sich doch nicht über seine Ufer hinaus. So gewaltig es ist, hört es doch auf das göttliche: "Bis hierher," und mitten im Rasen des Sturmes achtet es auf das Gebot; aber der eigenwillige Mensch trotzt dem Himmel und tut der Erde Gewalt an, und seine empörerische Wut kennt keine Grenzen. Das Meer ist dem Monde gehorsam und steigt und fällt mit nie gestörter Regelmässigkeit; und zeigt hierin sowohl seine tätige als seine ergebene Unterordnung; aber der Mensch, rastlos und ungestüm da, wo er nichts zu tun hat, schläft innerhalb des Kreises seiner Pflicht, und zeigt sich träge, wo er tätig sein sollte. Er geht nicht und kommt nicht auf göttliches Geheiss; sondern zieht trotzig vor, zu tun, was er nicht sollte, und versäumt, was von ihm verlangt wird. Jeder Tropfen im Meere, jedes aufspringende Bläschen, jede schäumende Wogenkante, jedes Sandkorn und jeder Kiesel empfingen die Macht des Gesetzes und weichen oder stehen augenblicklich. Ach, wenn doch unsre Natur nur den tausendsten Teil so gehorsam wäre gegen den Willen Gottes! Wir nennen das Meer falsch und heimtückisch, aber wie beständig ist es doch! Seit den Tagen unsrer Väter, und lange vor ihrer Zeit ist das Meer an seinem alten Ort und brandet gegen dieselben Klippen mit demselben gleichmässigen Schlage; aber wo ist der Mensch, der treulose, wankelmütige Mensch? Kann auch der Weiseste erraten, welche Torheit ihn im nächsten Augenblick unversehens verführt, den schuldigen Gehorsam zu verlassen? Wir bedürfen strengerer Obhut, als die Meeres-Wogen, und sind weit aufrührerischer. Herr, regiere uns zu Deiner Ehre.