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Predigten zu Hiob 38,31

"Kannst du knüpfen das Gebinde des Siebengestirns, oder lösen die Fesseln des Orion?"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Kannst du die Bande des Siebengestirns zusammenbinden, oder das Band des Orion auflösen?"

Wenn wir eitel genug sind, mit unsern Fähigkeiten zu prahlen, so kann die Großartigkeit der Natur uns bald lehren, wie winzig wir sind. Wir vermögen nicht, den unscheinbarsten aller flimmernden Sterne zu bewegen, oder auch nur einen einzigen Strahl des dämmernden Morgens aufzuhalten. Wir reden von Macht der Menschen, aber der Himmel lacht unser und spottet unser. Wenn das Siebengestirn der Plejaden im Frühling mit jugendlicher Freude am Himmel heraufzieht, so können wir seine Bande nicht enger knüpfen, und wenn der Orion hoch oben herrscht, und das Jahr in den Fesseln des Winters gebunden liegt, so vermögen wir seine eisigen Bande nicht zu lockern. Die Jahreszeiten vollenden ihren Kreislauf, wie Gott es geordnet hat, und das ganze Geschlecht der Menschheit ist nicht imstande, eine Änderung darin zu erwirken. Herr, was ist der Mensch? Und in der geistigen Welt ist des Menschen Macht nicht minder von allen Seiten eingeschränkt, als in der natürlichen Welt. Wenn der Heilige Geist seine Wonne in die Seele ausgiesst, so mag es niemand wehren; alle Ränke und Bosheiten der Menschen sind ohnmächtig, wenn sie dem lebendigmachenden Hauch des Trösters Einhalt tun wollen. Wenn Er sich herablässt, eine seiner Gemeinden heimzusuchen und neu zu beleben, so können die hartnäckigsten Feinde der Gnadenwirkung keinen Widerstand entgegensetzen; sie können sie lächerlich machen, aber sie können sie nicht aufhalten, so wenig wie den Frühling, wenn ihn das Siebengestirn hervorbringt zu seiner Zeit. Gott will es, und darum muss es geschehen. Hinwieder, wenn der Herr in seiner unumschränkten Allmacht, oder in seinem Gericht einen Menschen bindet, dass er in Seelenbanden liegt, wer kann befreien? Er allein vermag den Winter des geistlichen Todes von einem einzelnen oder einem Volke hinwegzunehmen. Er löst die Bande Orions, Er, und kein andrer. Welch ein Segen, dass Er es tun kann! Ach, dass Er doch diesen Abend dieses Wunder wirkte! Herr, mach' meinem Winter ein Ende, und rufe meinen Frühling herbei. Ich bedarf dazu himmlische Kräfte, den Sonnenschein Deiner Liebe, die Strahlen Deiner Gnade, das Licht Deines Angesichts; siehe, das ist mein Siebengestirn.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Kannst du die Bande der sieben Sterne zusammenbinden

Die sieben Sterne der Plejaden galten stets als Sinnbild der sanft lösenden Wirkung des Frühlings; Orion dagegen bezeichnete Sturm und Ungewitter. In der großartigen Prüfung, die Jehovah, hier mit Hiob vornimmt, fragt Er ihn, ob er irgendwelchen Einfluss auf die einen oder die anderen dieser Himmelskörper ausüben könne. Wie in den verschiedenen Jahreszeiten, so geht es auch im menschlichen Leben.

Es gibt Zeiten, wo die Plejaden herrschen. Der Winter ist vergangen, die Zeit des Singens ist gekommen. Die Tauben girren in den Bäumen, und Blumen schmücken das Feld. Das sind die Tage der Hoffnung, des Lichtglanzes, der übersprudelnden Freude, – Tage, da Gott in uns einen neuen Himmel und eine neue Erde hervorzubringen scheint. – O ihr zarten Einflüsse der Plejaden, wir wollten gerne, dass ihr immerdar um uns bliebet, um uns ewige Jugend mitzuteilen! Wenn Gott sie über unsere Pfade scheinen heißt, so kann sie niemand binden; wenn Er Freude ausstreut, so kann niemand uns betrüben. Kein Sterblicher kann das Hervorbrechen des Frühlings in der Natur hindern, so wenig, als die Auferstehung des Sohnes Gottes und seiner Heiligen aufgehalten werden konnte.

Aber auch Orion hat seine Aufgabe. Es kommen Stürme; durchdringender Regen verhüllt die Landschaft; die mächtigen Wogen brausen. Aber alles dient zum Besten: Der Sturm bricht die dürren Zweige los im Walde; der Regen füllt die Wasserbrunnen; der Wind reinigt die Luft. Wenn Gott den Orion bindet, so kann kein Mensch ihn lösen; aber wenn der Allmächtige ihn los lässt, so wird er, einem Simson gleich, sein Werk der Zerstörung ausrichten. Wohl uns, wenn wir dann Zuflucht gefunden haben in der Kluft des ewigen Felsen!