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Predigten zu Hiob 16,2
Ich war in Frieden, und Er hat mich zunichte gemacht
An einem Sonntag Morgen hatten sich zwei Sperlinge in die Sakristei meiner Kirche verirrt, die durch ein verglastes Oberlicht erhellt war. Sobald sie sich von ihrem Erstaunen, sich gefangen zu sehen, einigermaßen erholt hatten, flogen sie gegen jenes Oberlicht, als könnten sie dadurch in den geöffneten Himmel hineinfliegen; getäuscht flatterten sie dann in großer Angst im Kreise herum. Sie fürchteten sich entsetzlich vor mir und dem Kirchendiener, den ich zu Hilfe gerufen hatte, und verstanden es nicht, dass uns ebenso daran gelegen war, wie ihnen selbst, dass sie wieder hinauskämen in die freie Luft. Wir konnten nichts anderes tun, als sie am Ausruhen verhindern; darum trieben wir sie beständig, mittelst langer Besen, von jedem Erkerchen, jeder Fensterrahmen, worauf sie sich setzen wollten, hinweg, bis sie ganz erschöpft, mit schnell pochenden Brüstchen, zur Erde fielen. Dann singen wir sie und schenkten ihnen die Freiheit. Wie oft hätten sie bei dieser wilden Jagd sagen können: „Wir waren im Frieden; aber sie haben uns zunichte gemacht, und uns sich zur Zielscheibe gesetzt.“ Aber könnten sie jetzt ihr Erlebnis überblicken, so würden sie ohne Zweifel einsehen, dass es nur Liebe war, die nicht zugab, dass sie sich irgendwo in der Sakristei zur Ruhe setzten, weil wir ihnen die vollkommene Freiheit zu geben wünschten.
Dieses erfuhr auch Hiob. Gott wollte nicht zugeben, dass Er irgendwo seine Ruhe finde, außer in Ihm selbst; darum zerstörte Er sein Nest. Ist das nicht vielleicht auch der Schlüssel seiner Führungen mit dir? O glaube fest, dass Gott dich, durch die fortwährenden Veränderungen und Aufrüttelungen deines Lebens, zu der herrlichen Freiheit seiner Kinder führen will!
Die Wege sind oft krumm und doch gerad', Darauf du läss'st die Deinen zu dir geh'n, Da pflegt's oft wunderseltsam auszusehn, Doch triumphiert zuletzt dein hoher Rat!