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Predigten zu Hesekiel 13,2
Weissage wider die Propheten Israels, so aus ihrem eigenen Herzen weissagen
Es kann für solche, die berufen sind, oftmals für Gott zu zeugen, eine große Versuchung sein, aus ihrem eigenen Herzen zu weissagen, ihrem eigenen Geiste Gehör zu schenken, und etwas zu sehen vorzugeben, was sie nicht gesehen haben. Sie sind leicht bei der Hand, zu sagen: „der HErr hat es gesagt“, wenn der HErr sie auch nicht gesandt hat. Derartige Worte haben dann immer die Wirkung, schuldbeladene Gewissen zu beruhigen und zu stillen, mit der Versicherung: Friede, Friede! Man kann immer erkennen, ob ein Mensch aus der Eitelkeit seines eigenen Herzens spricht, wenn er leichthin über die Sünde hinweggeht.
Solches Weissagen heißt das Wort Gottes, eine leichte Mauer mit losem Kalk tünchen; oder um einer Hand voll gerste und eines Bissen Brotes willen, den Leuten Kissen unter die Arme legen. Durch das Tünchen bekommt die Mauer den Anschein stark zu sein: aber sie kann dadurch nicht vor dem Einsturz bewahrt werden, wenn der Platzregen des Gerichtes Gottes und der große Hagel seines Grimmes über sie hereinbrechen wird. Die Kissen mögen das Fleisch vor Reibung schonen; aber sie können die Schläge nicht abwenden, die das gebrochene Gesetz verlangt. O nehmt euch in acht, dass ihr den Menschen nicht Erlaubnis erteilet, zu sündigen, durch eure oberflächlichen Ansichten über das Wesen der Sünde und ihre Strafwürdigkeit. Wäre denn das nicht eine falsche Weissagung? Hütet euch, dass nicht das Schicksal der Tüncher das eurige werde: „Die Mauer ist nicht mehr, und die sie tünchten sind nicht mehr.“
Es ist keine Kleinigkeit, zu Propheten zu reden; aber desto notwendiger ist es, dass ein P ro p h e t zu den Propheten gesandt werde; denn diese wähnen gar leicht, sie müssen Recht haben, wenn ihre leisesten Winke mit so viel Ehrfurcht vom Volke aufgenommen werden.