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Predigten zu Hebräer 4,14
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"Lasset uns halten an dem Bekenntnis."
Welch eine Menge von Schönetter-Christen haben wir in unserer Zeit! Viele Christen gleichen der Schiffmuschel, welche während des schönen, ruhigen Wetters auf der Oberfläche der See schwimmt; sobald aber der erste Windstoss die Wellen unruhig macht, so zieht sie ihre Segel ein und sinkt in die Tiefe des Meeres. So geht es vielen Christen. In guter Gesellschaft, in evangelischen und frommen Umgebungen, in Kirchen sind sie erstaunlich fromm; aber sobald sie ausgelacht oder verspottet werden, so ist ihre Religion zu Ende, bis es wieder schönes Wetter wird, und sie ihre Segel wieder aufmachen können. Lasst uns aber ehrlich sein in unserem Bekenntnis. Lasst uns auch ganz sein, was wir sind. Lasst uns auch wahre Christen und Nachfolger Jesu sein und uns Seiner nicht schämen - nur der Heuchelei sollen wir uns schämen.Das sollen wir doch recht zu Herzen nehmen, dass Gottes Wort uns sagt, dass wir einen großen Hohenpriester haben. Haben wir sonst auch Unruhe, ist es uns bange, haben wir nichts als Sünden und deshalb keinen Gott für unser Herz, haben wir gar keine Gerechtigkeit, keine Tugend, kein Werk aufzuweisen, haben wir nichts als das Gefühl von Zorn und Zagen, wir haben einen Hohenpriester, sagt uns Gottes Wort, das nicht lügt. Köstlicher Fund in Not und Tod! Der Teufel ist darauf aus, einem vorzurücken, was alles man vor Gott nicht hat, und den Hohenpriester, den man hat, vor den Augen wegzuzaubern. Wir haben aber Gottes Wort zu glauben. Das sagt uns, dass wir einen Hohenpriester haben. Wir brauchen denselben nicht mit unsern Augen zu sehen, Gottes Wort sagt uns, dass wir ihn haben.
Und von diesem Hohenpriester sollen wir nicht gering denken, denn er ist groß; nicht groß, um einen armen Sünder zu erschrecken, sondern ihn zu trösten, für ihn die Sache aufzunehmen und ihn zu erretten. Pflegt hier wohl mal jemand in seiner Hilflosigkeit alles Heil von einem zu erwarten, der bei einem irdischen Könige groß ist, was können wir denn nicht erwarten von ihm, von dem uns das Wort sagt, dass er ein großer Hoherpriester vor Gott ist.
Wie bist du mir so innig gut,
mein Hoherpriester, du!
Wie teu’r und kräftig ist dein Blut!
Das bringt mich stets zur Ruh.
Es ist eine eigene Erscheinung auf dem Gebiete des innern Lebens, dass welche Vergewisserung wir auch von dem Worte Gottes haben, dass aller Zorn dahin ist, dass wir einen Hohenpriester haben, der alles für uns ausgerichtet, es uns dennoch so schwer fällt, an diesem Bekenntnis fest zu halten, ja dass es uns auf die Dauer eine ganz unmögliche Sache ist. Man hat so Leute, welche, nachdem sie zum Glauben gekommen sind, ununterbrochen voranglauben; für sie ist es alles eine ausgemachte Sache; sie haben Vergebung der Sünden und kommen gewiss in den Himmel; das steht bei ihnen fest, dass man seiner Seligkeit gewiss sein kann, auch gewiss sein muss, das ist ja eine ausgemachte Sache. Es geht hier aber um das Wie.
Wo wahres Leben ist, da hört es nicht auf mit Mühseligkeit, mit Streit, Zagen, Zweifeln, Unruhe, mit Bangesein vor dem Zorne Gottes, in Summa, mit allerlei Anfechtung. Wer genau achtet auf das, was aus dem Herzen hervorkommt, der sieht fortwährend, dass es ihm geht, wie wir es in den Psalmen finden: bald weint er, bald singt er, es ist ein fortwährendes Ringen da, Furcht vor Gottes Zorn, ein Schreien um Gnade, ein Lob seines Namens, Schrecken des Todes und der Hölle, dann wieder ein Danklied, – das geht auf und ab, bald liegt man ganz unten, bald ist man wieder oben. Das sind so die Gedanken des Aufrichtigen, dem es um Leben und Durchkommen geht.
Wunderanfang, herrlich’s Ende,
wo die wunderweisen Hände
Gottes führen ein und aus!
Wunderweislich ist sein Raten,
wunderherrlich seine Taten,
und du sprichst: Wo will’s hinaus?
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Wir haben einen großen Hohenpriester, Jesum, den Sohn Gottes. der gen Himmel gefahren ist.
Wie groß ist unser Hohepriester! Dort am Kreuz haben sie ihn verlacht und verlassen, und er blieb allein, weil die Welt seiner nicht wert war, und der Dank, den sie ihm gönnten, war ein armes Grab. Aber der Verlassene, Verstoßene, der draußen vor dem Lager als ein einsamer Mann gelitten hat, der hat sich dann über die Sichtbarkeit erhöht. Seht die Wolkengebilde mit Gold umsäumt, die wir oft sehnIich anblicken, indem wir dem Dichter nachsprechen: „Liegt wohl hinter jenen, frag' ich oft mit Sehnen, mein erwünschtes Ruhetal?“ Diese Wolken hat er sieghaft durchschritten, nichts konnte ihn aufhalten, keine Gewalt der Elemente, denn alles Geschaffene kennt seinen Schöpfer, alles Dienende ehrt seinen Herrn. So haben die Wolken ihm Raum gegönnt, die Stürme haben sie weggetragen, und im stillen, sanften Sausen kehrt er heim.
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Wir haben einen großen Hohenpriester, Jesum, den Sohn Gottes. der gen Himmel gefahren ist.
All die Sterne, die am Schöpfungsmorgen ihren Meister lobten, all die Kinder des Lichtes am Himmelsblau nächtens aufziehend und am Morgen verlöschend, alle, alle haben sich vor ihm, dem lichtesten Morgenstern, anbetend verneigt. Er ist hindurchgegangen, alle Sterne an Glanz überstrahlend. Da ist nichts so herrlich, nichts so licht, nichts so farbenfroh und prächtig, das nicht er, der am Kreuz Getötete und jetzt gnadenvoll Erhöhte, durch seine Persönlichkeit in Glorie väterlicher Majestät eingetaucht, überleuchtet und überragt hätte. Alles, was hier geschaffen, verschwindet im Dunkel, alles, was hier lichtvoll ist, verrinnt in grauen, eintönigen Farben vor der Majestät ewigen Lichtes. Jesus kehrt heim.
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Wir haben einen großen Hohenpriester, Jesum, den Sohn Gottes. der gen Himmel gefahren ist.
Und wenn ich des Himmels gedenke, da ich meine Lieben aufgehoben und geborgen wähne und hoffe auf den großen Sammelort aller Gläubigen, da die letzten Tränen aus den Augen gnadenreich genommen werden und der letzte Schmerz in Jubelreigen verkehrt wird – er ist auch durch diese wunderbare göttliche Herrlichkeit, darin die Sehnsucht zum Frieden, das Verlangen zur Erfüllung, das Heimweh zur Heimkehr und Anbetung und der Irrweg zum Ziel kommt, majestätisch hindurchgegangen. Jesus ist durch die Himmel geschritten, bis er an den himmlischen Ort gelangte, dessen Pracht kein Auge je gesehen, dessen Majestät kein Ohr erlauscht hat und dessen Tiefe kein Herz je ganz enträtselt, bis Vater und Sohn sich wieder ganz kannten und wieder ganz hatten. Der Verbannte kehrt heim zur Ruhe und der Wüstenwanderer sinkt ans Vaterherz und über ihm leuchtet das Wort: „Ich habe dich je und je geliebt.“
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Lasset uns halten an dem Bekenntnis.
Es ist ein herrliches Wort: Lasst uns des Bekenntnisses mächtig bleiben, des Bekenntnisses zu Jesu. Dieses Bekenntnis ist nicht eine Summe von mehr oder weniger glaubhaften Lehrsätzen und nicht eine Sammlung allerlei theologischer Spitzfindigkeiten, irdischer Weisheit, sondern das Bekenntnis zu Jesu ist die größte Willenstat, deren ein armer Mensch fähig ist, nur dann fähig, wenn er ihn bei der Hand fasst und spricht: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!“ Zu diesem Bekenntnis haben vor vielen Jahrhunderten arme Fischer und Zöllner gestanden, und sie haben die Torheit des Kreuzes als Weisheit und die Ohnmacht des Nazareners als Kraft erkannt. Mit diesem Bekenntnis haben sich einst unsere Vorfahren am Schwarzen Meer angesiedelt, heimatfern doch himmelsnah. Dieses Bekenntnis hat das Mittelalter getragen in aller Verdüsterung und Verkehrung. Immer wieder leuchtet sein Strahlenkranz hindurch. Über alle Verirrung und Verkehrung siegt das Bekenntnis der Treue.
Dieweil wir denn einen großen Hohenpriester haben, Jesum den Sohn Gottes, der gen Himmel gefahren ist, so lasset uns halten an dem Bekenntnis.
Segnend ist unser Heiland gen Himmel gefahren, und segnend ist er im obern Heiligtum als unser Hoherpriester. Sein Hohepriestertum ist für seine Gemeinde ein besonders wichtiger Gewinn von seinem Hingang zum Vater. Wer an seinem eigenen Herzen erfahren hat, durch wie vielerlei Versuchungen, Nöten und Gefahren es in unserem Christenlauf geht, der kennt ein wenig die Wichtigkeit von Jesu Hohepriestertum. Der Hebräerbrief schildert ihn besonders herrlich, als einen Hohenpriester, der in allen Dingen seinen Brüdern gleich geworden ist; der versucht wurde allenthalben, gleich wie wir, nur ohne Sünde, und darum Mitleiden haben kann mit unserer Schwachheit und helfen kann denen, die versucht werden. Gerade in dieser Tatsache liegt ein unendlicher Trost für jeden Christen. Der Herr kennt aus tiefster Erfahrung heraus alle unsere Nöte, er fühlt mit uns und versteht uns, wenn kein Mensch uns versteht. Hat er schon in den Tagen seines Fleisches Petri Versuchung und Fall vorausgesehen, und für ihn gebetet, dass sein Glaube nicht aufhöre, wie viel mehr sieht er jetzt alles voraus, was uns in unserem ganzen Lauf begegnen wird, und richtet sich in barmherziger, mitleidiger Fürbitte nach uns, so dass die Umstände sich so fügen, dass wir nicht erliegen, sondern aufgerichtet, gestärkt und bewahrt werden. Besonders auch im Blick auf seine treue Fürbitte, sollen wir nicht sorgen für die Zukunft; er wird schon sorgen, und wie bisher, so auch ferner uns durchtragen auf seinen Gebetsarmen. Wir können mit unsern jetzigen Augen nicht in das obere Heiligtum hinein schauen; die Schrift gibt uns aber Winke, dass wir einen Verkläger vor Gott haben Offenb. 12,10; Sach. 3,1. Wenn wir diesen Verkläger einst für immer überwunden haben werden durch des Lammes Blut, dann werden wir sehen, welche Bedeutung Jesu hohepriesterliches Einstehen vor dem Vater, auch ihm gegenüber für uns hatte. Für Stunden der Anfechtung ist beherzigenswert, was wir 1. Joh, 2,1 lesen: wenn jemand sündiget, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater. Nicht nur zur Bewahrung und Stärkung bitter er für uns, sondern auch zur Vergebung. Und wie könnte er anders? nachdem er sich selbst für unsere Sünden geopfert hat. Er ist eben ein treuer Hoherpriester Hebr. 2,17 und wie sollte er uns lassen, wenn wir ihn am nötigsten brauchen! Der Vater selber hat ihn uns gegeben, und so wollen wir ihm vertrauen; er betet uns durch und bringt uns ans Ziel.
Im·Staube danke ich Dir, Herr Jesu! für alle Deine Fürbitte für mich. Dir allein verdanke ich es, dass ich stehe, und in all den Nöten und Versuchungen, die hinter mir liegen, nicht Schiffbruch gelitten habe. Dir will ich von Herzen vertrauen. Amen