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Predigten zu Hebräer 12,5

"und habt der Ermahnung vergessen, die zu euch als zu Söhnen spricht: "Mein Sohn! Achte nicht gering des Herrn Züchtigung, noch ermatte, wenn du von ihm gestraft wirst;"

Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und verzage nicht, wenn du von Ihm gestraft wirst."

Du, der du die Gnade hast, die Vergebung deiner Sünden zu glauben und dich für ein Kind Gottes zu halten, der du aber trotzdem ungeduldig und missvergnügt mit der Haushaltung des himmlischen Vaters wirst, weil es dir nicht nach Wunsch, Plan und Berechnung deines Herzens gegangen ist, sondern weil du einer Sache, die du dir sehr gewünscht hattest, verlustig gegangen bist und dich stattdessen etwas betroffen hat, wovor du dich am meisten fürchtetest -, mit dir wollen wir einige Worte reden.

Auch viele kürzere Prüfungen und Trübsale können dem Herzen wehe tun, z. B. wenn der eine eine Zeitlang von Menschen verfolgt wird, ein anderer krank wird oder ein dritter einen Verlust gehabt hat, ohne dass dieser seine Zukunft gefährdete usw. Das alles aber sind nur kleine Kindesübungen, über die man leicht getröstet sein wird. Tiefergehende Leiden sind diejenigen, die dein ganzes Leben und deine Zukunft zu betreffen scheinen, wenn du die liebsten Wünsche und Hoffnungen deines Lebens fehlschlagen siehst. Du suchtest glücklich zu werden und meinst nun, unglücklich geworden zu sein. Du bist mit etwas beschwert worden, von dem du eine Befreiung in der Zeit nicht erhoffen kannst, z. B. mit einer Krankheit oder einer Person, an die du für dein ganzes Leben gebunden bist und die dir ein Kreuz ist; oder du hattest das Glück deines Herzens an eine Person geknüpft, die nun von dir genommen ist.

Du, der du jetzt in der Stille sorgst und dich für unglücklich ansiehst, hebe doch deine Augen einmal empor und blicke der unendlichen Ewigkeit entgegen! Bist du dessen ganz gewiss, dass du der wundersamen und harten Wege Gottes nicht bedarfst, um glücklich hindurchzukommen? Hast du so gänzlich vergessen, welch einen schweren Kampf es gilt, wenn du errettet werden und in den Himmel kommen sollst? Die ganze Welt liegt im argen, und du darfst wissen, dass es nur wenige sind, die selig werden, ja, dass "der Gerechte kaum erhalten wird". Du glaubst und erfährst vielleicht, wie dein ganzes Wesen vom Gift der alten Schlange durchzogen ist - so ist es in Wahrheit mit allen Menschen -, dein Herz ist ein arges und hinterlistiges Ding, das stets den unrechten Weg will, dein Fleisch ist voller Lüste und Begierden. Du glaubst und siehst, wie die ganze Welt um dich her voller Verführungen ist, und wie die Macht und List des Teufels so groß und mannigfach ist, dass auch große Heilige verführt, heimlich betrogen und bezaubert wurden, so dass sie ewig verlorengingen. Und trotzdem kannst du meinen, dass du aller Gefahr überhoben sein solltest? Dich könnten das falsche Herz und die alte Schlange nie betrügen, meinst du? Du bist sogar dessen sicher, dass es dir ganz bestimmt gut gelingen werde, durch alle Gefahren dieser Welt zu gelangen und dereinst bestimmt unter den Seligen zur rechten Seite des Richters zu sitzen? Sei dessen gewiss, dass "Gott die Menschen nicht von Herzen plagt", sondern nur, "wo es sein soll". Sei dessen gewiss, dass, wenn das Leiden nicht für dein ewiges Wohl erforderlich wäre, die unendliche Liebe im Herzen Gottes dir viel lieber ein Paradies auf Erden gegeben hätte.

Und wenn nicht immer von dem Entfliehen vor dem ewigen Tode die Rede ist, so sollte es dir genügen, dass der Herr dich noch mehr heiligen, deinen alten Menschen töten und dich an geistlicher Kraft, geistlichem Leben und Geist, an Glauben, Gebet, Liebe, Wachsamkeit und Demut noch reicher machen will. Hältst du solches für ein Nichts? Hältst du die Sünde und deine Fleischlichkeit für so nebensächliche Dinge, dass es dir gleichgültig ist, wenn Gott sie tötet? Wie achtest du dann Ihn und Sein Wohlgefallen? Wenn Er mehr Ehre an dir gewinnen will, soll dir das dann unlieb sein? Bedenke doch, o Mensch, wer dich mit einer unsterblichen Seele erschaffen hat und zu deiner Errettung Seinen eigenen geliebten Sohn in einen blutigen Tod gegeben hat! Hat Er nicht ein Recht darauf, aus dir "ein Gefäss zu Seiner Ehre zu machen" - es so zu machen, dass du zu Seiner Ehre wirst? Und dies alles sollte dir unlieb sein, so dass du dich daran ärgern müsstest?

"O nein", sagst du, "daran ärgere ich mich nicht; im Gegenteil ist das mein inniges Gebet, dass Gott mich zur Ehre Seines Namens recht ernst und heilig machen möge. Wie oft habe ich Ihn darum gebeten, dass Er mein Fleisch töten möge, wenn ich meine große Versäumnis und Ohnmacht dazu gefühlt habe. Dass Er mein Fleisch tötet, macht mich nicht unzufrieden; aber ich rede von meinen bitteren Erfahrungen, die mich unglücklich machen." Antwort: Du willst also gekreuzigt und getötet werden, ohne zu leiden; du willst lächelnd den Kreuzestod erdulden und Nägel durch Hände und Füße haben, aber ohne Schmerzen. So töricht laufen unsere Gedanken durcheinander. Bedenke darum jetzt, dass der alte Mensch nicht ohne Leiden getötet werden kann! Wenn du Gott darum gebeten hast, dein Fleisch zu töten, dann wundere dich nicht, dass dich manch Bitteres trifft. Denn Gott ist sehr geneigt, solche Gebete zu erhören, in denen du um das Töten des Fleisches und um die Zunahme der Gnade in dir bittest; Er kennt aber keine bessere Weise als Leiden, Widerwärtigkeiten, Versuchungen, Kreuz und Trübsale.

Ach, wären meine Augen Nur stets auf Ihn gewandt! Dass sie so wenig taugen, Bringt manchen finstern Stand; Doch lass die Wolken kommen, Komm Sonnenfinsternis; Er wird mir nicht genommen, Sein Heil bleibt mir gewiss.


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Der Geist Gottes ermahnt die Gläubigen, sich vom himmlischen Vater züchtigen und erziehen zu lassen, nicht nur zu ihrem Besten, zu ihrem Wohlbefinden und zu ihrer Heiligung im jetzigen Leben, sondern auch, um sich auf ihre Rechte als Erben des kommenden Reiches vorbereiten zu lassen.

lm Brief an die Hebräer wird uns Christus als Erbe aller Dinge geoffenbart, und wir, Seine Kinder, sind Seine Miterben. «Wenn wir standhaft ausharren, so werden wir mitherrschen» (2. Timotheus 2,12). Jesus Christus ist der Anfänger und Vollender unseres Glaubens, und wir sind berufen, Seinen Spuren zu folgen, um mit Ihm das herrliche Ziel zu erreichen. Und da wir keine unechten Söhne sind, erzieht und bereichert uns Gott für das jetzige Leben und für die kommende Königsherrschaft. Darum wollen wir Seine Züchtigungen nicht gering achten und nicht verzagen, wenn es schwierige und langandauernde Lektionen zu lernen gibt.

Wir dürfen überzeugt sein, daß der himmlische Vater hinter jeder Prüfung steht, hinter der «Schule der Geduld», die wir uns nicht gewählt hätten, die uns vielleicht sogar gegen Gottes Willen zu sein scheint. Darum wollen wir uns nicht vom Verkläger der Brüder anklagen lassen und nicht mutlos werden, sondern das Ziel zu erkennen suchen, das der Vater im Himmel für uns im Auge hat. Er möchte, daß wir immer mehr zunehmen in der Ähnlichkeit mit Seinem Sohn und in Seiner freiwilligen Unterwerfung unter den Vater. Anstatt also der Züchtigung auszuweichen und uns vor Seiner Zurechtweisung zu verschließen, anstatt uns womöglich sogar gegen Seine Erziehungsmittel zu sträuben, wollen wir uns fügen und unterwerfen, weil wir wissen, daß es zu unserem Besten dient und der Herr dadurch in uns verherrlicht wird.

Gott befreit unser Leben und Dienen auf diese Weise von so manchen Mängeln und Angewohnheiten, die zur geistigen Unmündigkeit gehören, und diese Übung unseres Geistes bringt uns zu innerer Reife. Unser himmlischer Vater ist mit Eifer darauf bedacht, uns weiterzuführen; Er leitet Seine Kinder von einer Stufe zur anderen, von einem Lebensabschnitt zum anderen, damit sie erfüllt werden mit der ganzen Fülle Seiner Gaben. Darum wollen wir nicht verzagen!


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm gestraft wirst!

Er hat es allewege gut mit uns gemeint. Wenn er uns züchtigt, dann denkt er an uns und segnet uns. Wenn er züchtigt, so sprecht: „Das habe ich an meinem erhöhten Bruder verschuldet.“ Wenn er nimmt, so sagt: „Das habe ich längst verloren, weil ich es vergeudete.“ In deiner Jugend Kraft greift er ein und macht sie siech; lasse sie ihm, du hast sie bisher nicht treu benützt! In deine Mannesjahre kehrt er ein, wo ist die Kraft des Dankes, die Freudigkeit des Wirkens. Und ein schönes Alter, wie wollten wir es euch gönnen! Wenn aber dies schöne Alter durch manchen sauern Tritt bis ans Grab gehen muss, wenn auf ein fröhliches Morgenrot eine schwere, dunkle Abendröte folgt und Wolken nach Regen wiederkehren, o so sprecht: „Du hast recht gehabt, mir um den Feierabend noch Schreck zu bringen, damit meine Seele geborgen wäre, du hast wohl daran getan, mich zu verwerfen jetzt, damit ich nicht auf ewig von dir verworfen würde.“