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Predigten zu Hebräer 10,39

"Wir aber sind nicht von denen, die sich zurückziehen zum Verderben, sondern von denen, die da glauben zur Errettung der Seele."

Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"... Wir sind von denen, die da glauben und die Seele erretten."

Das allein wird uns von den Ungläubigen oder Halbgläubigen schon als schändlicher Hochmut ausgelegt, dass wir unseres Glaubens und damit unserer Seelen-Errettung gewiss geworden sind. Mag sein, dass sie dabei ein wenig das schlechte Gewissen mit dem Vorwurf plagt: warum hast du selbst deine Erwählung nicht festgemacht? Aber ich wüsste wirklich nicht, was eine Ungewissheit des Heilsglaubens für einen Sinn haben sollte. Entweder Gewissheit oder nichts! Soll ich in Stunden, wo mein Gefühl versagt, oder meine Stimmung schlecht ist, oder der Augenschein gegen Gottes Gnade sprechen will, mich ebenso trösten können wie im bangen Sterben, dann muss es dieses Trostes Stärke sein, dass er zuverlässig ist. Unser Glaube macht dazu Belastungsproben durch, wie eine neue Eisenbahnbrücke, bis einem der Zweifel, dass alles trägt und hält oder Einbildung sei, ebensowenig mehr kommt, als dem Zugfahrer, der täglich über diese Brücke fährt. Fester als alles Irdische, gewisser als die Wirkung der Naturgesetze, ja als meine eigene leibliche Existenz wird mir der Glaube: Da in der unsichtbaren Welt ist jemand, der ist ewig, gut, stark, und der hat mich lieb und hält mich in seinen Händen und garantiert mir eine ewige Seligkeit.

Wir danken dir, Herr Jesus, dass du alles getan hast, um unsern Glauben erst zu entfachen, dann ihn zu verankern und ihn zu stärken. Nun bitten wir dich, kröne ihn mit dem Ende, des wir warten. Amen.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Wir sind nicht von denen, die da weichen; bräche ich hier ab, so könnte sich der Trotz meines Eigenwillens in dieses Wort verkleiden. Straucheln wir nicht oft, weil wir entschlossen sind, den von uns begangenen Weg nicht aufzugeben, was immer sich uns widersetzen mag? Es ist jedesmal ein schmerzlicher, eine Wunde bewirkender Vorgang, wenn wir einen gefassten Entschluss wieder zerbrechen müssen und ernsthafte Opfer umsonst gebracht wurden. Das schneidet tief und schmerzlich in unsere Eitelkeit hinein. Gibt es ein Merkmal, das deutlich und sicher den eigenwilligen Trotz von der mannhaften Beharrlichkeit trennt? Wir sind, sagt der Apostel, nicht von denen, die da weichen, weil wir zu denen gehören, die da glauben; weil wir glauben, weichen wir nicht. Jetzt kann ich nicht in den Trotz hineingeraten. Denn Trotz und Glaube sind ebenso wenig miteinander vereinbar, als feiges Verzagen mit Glauben zusammengeht. Der Trotz rechnet mit der eigenen Kraft, der Glaube mit Gottes Kraft; das sind zwei inwendig gänzlich verschiedene Vorgänge, die aus zwei verschiedenen Wurzeln stammen; denn der Trotz kämpft für den eigenen Willen, während der Glaube sich an Gottes Willen hängt. Deshalb, weil der Glaube auf Gottes Willen gestellt ist und ihn tun will, macht er mich biegsam. Denn er lässt nicht zu, dass ich mich von der göttlichen Leitung löse; ihr will ich folgen, wohin sie mich ruft. Ich habe ja im Glauben gründlich und völlig darauf verzichtet, wie die Verfügung über Gottes Willen zuzuschreiben oder ihn schon von Anfang an erkennen zu wollen. Ich warte, weil ich glaube, bis Gott redet, höre, wenn er zu mir spricht, und bin für seinen Ruf bereit. Damit endet jener falsche Stolz, der heldenhaft auf seinem eigenen Wege voranstürmt. Aber die Biegsamkeit des Glaubens ist zugleich unbiegsame Unbeweglichkeit, die nicht weichen kann. Denn an Gottes Wort und Gottes Gnade entsteht die feste Gebundenheit an Ihn, die nicht darum nicht zerbrechen kann, weil mein Glaube unbeweglich wäre, sondern deshalb, weil seine treue Hand mich hält. Deshalb legt der Glaube in meine Seele die sichere Hoffnung, die nicht schwanken kann, weil sein Blick auf Gott gerichtet ist, und deshalb beschenkt er mich mit der unermüdlichen Liebe, die vom Dienst nicht lassen kann, weil der Blick des Glaubens auf den gerichtet ist, dem keiner vergeblich dient. Wer glaubt, weicht nicht.

Gib mir, gnädiger Gott, die Festigkeit, die mir das gerade Herz verschafft, das sich nicht krümmt, und den geraden Gang gewährt, der nicht schwankt, und gib mir die wache, zum Hören bereite Beweglichkeit, die nicht rückwärts blickt und am Vergangenen hängt, sondern willig Deiner Leitung folgt. Amen.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Wir aber sind nicht von denen, die da weichen und verdammt werden, sondern von denen, die da glauben und die Seele erretten!

Ich bin kein Prophet und vermesse mich auch nicht, es zu sein, aber ich weiß, dass dem evangelischen Kirchenwesen schwere, harte, einsame Zeiten drohen. Sind diese schweren Zeiten wirklich vermeidenswert, ist es unsere Pflicht, ihnen zu entrinnen? Wir wären nicht Kinder der Reformation, wenn wir nicht sprächen: Wir gehören nicht zu denen, die da weichen und verdammt werden, sondern zu denen, die da bleiben und die Seele erretten. Es ist jetzt ein Stück Kirchlichkeit, mit schweren, düsteren Nachtfarben die Zukunft unserer Kirche zu schildern, damit schwachnervige Leute beizeiten sich in Sicherheit bringen. – Dazu ist die Abendröte geschaffen, dass aus ihr die Morgenröte geboren werde, und dazu die Nacht verordnet, wenn aus ihr die wilden Gestalten hervortreten, dass man um so freudiger dem Tag entgegengehe. Es ist nicht nötig, dass ein evangelisch – lutherischer Christ ein glücklicher Mensch ist, aber dass er ein treuer Mensch ist, tut Not.