10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Hebräer 10,35

"Werfet nun eure Zuversicht nicht weg, die eine große Belohnung hat."

Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat."

Gott hat uns in seinem Wort kostbare Verheißungen gegeben. Sie umfassen die großen Interessen unseres Geisteslebens und unserer ewigen Seligkeit. Sie handeln auch von unseren irdischen Bedürfnissen und Pflichten. Diese Verheißungen gilt es zu fassen und festzuhalten. Aber der Feind sucht sie uns zu entreißen, darum die kräftige Ermahnung: Werfet das Vertrauen nicht weg! Wie der Fahnenträger sein Banner festhält bis in den Tod, so der Christ sein Kreuzpanier. - Man fand einst auf grausigem Schlachtfeld einen jungen Toten, an dessen Hand der Fahnenstock durch Blut so fest gekittet war, dass man ihn den starren Gliedern kaum entwinden konnte. Das ist ein ergreifendes Bild, ja, ein Vorbild.

Nur nie den Mut verlieren! Nur nie das Vertrauen weg werfen! Das ist eine Lebensfrage für den Christen.

Auch in Beziehung auf unser irdisches Dasein: für das tägliche Brot, für Gesundheit und Kraft, für die Bekehrung geliebter Angehöriger, für Weisheit und Leitung dürfen wir das einmal auf Gott gesetzte Vertrauen festhalten. Aber da in besonderer Weise gilt der zweite Teil unseres Wortes: Geduld ist euch not. Christen müssen warten können. Gottes Anweisungen werden immer pünktlich ausgezahlt; aber das Datum dazu setzt er allein.

Ich vertraue Dir, Herr Jesu! Niemals lass mich gehn zurück! Ich vertraue Dir in Allem, In jedem Augenblick.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
Zitate von Ludwig Hofacker anzeigen

Ja ihr gedrückten und niedergeschlagenen Seelen, auf denen eine zentnerschwere Last liegt, laßt euch doch euren Trost nicht rauben, daß der Herr das Seufzen der Elenden hört, daß seine Ohren nicht dick geworden sind, daß er vielmehr einer Seele gewöhnlich am nächsten ist, wenn wir ihn am fernsten wähnen. Es scheint freilich schwer, ja eine Unmöglichkeit zu sein, zu glauben, wo man gar nichts siehet als Elend und Finsternis, aberem wenig Glaube ist doch auch ein Glaube (vgl. Mt. 17,20), und gewiß ein wohlgefälliger vor dem Herrn, als wenn einer in beständigem Genuß, wobei der Körper oft seine Rolle mitspielt, sich breit und groß machen kann. - »Das zerknickte Rohr wird er nicht zerbrechen.« Das ist der Grundcharakter des Heilandes, und o mit welcher Treue übt der gute Erzhirte dieses sein Amt aus. Was darf man bei ihm erfahren! Was hast du selber bei ihm erfahren, wenn du der vorigen Tage gedenkst. Siehe, wenn einer nicht mehr beten kann, wenn seine Seele gleich einer Wüste geworden ist voll Dornen, Disteln und Unglaubens, oder noch nicht einmal dies, aber eine Wüste voll Unseligkeit, eine Hölle sogar, und es steigt einem Menschen dieser Art mitten in sei- ner Unseligkeit der Seufzer vielleicht täglich nur einmal auf: »Herr, erbarme dich!« oder »Herr, wie so lange?« Was meinst du, Lieber, denkest du, dieser Seufzer sei nicht so viel wert als ein stundenlanges Gebet? Warum wohl ist dieser Seufzer dem Herrn so wohlgefällig? Antwort: Weil es Römer 8,26.27 also geschrieben steht: »Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber die Herzen erforscht, der weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er vertritt die Heiligen, wie es Gott gefällt.« Und V. 25 heißt es: »Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld.«

Damit stärke dich. Ich will dir auch noch einen alten Vers beifügen, der hierher gehört: Jesu, hilf siegen, wenn alles verschwindet, wenn ich mein Nichts und Verderben nun seh, wenn kein Vermögen zum Beten sich findet, wenn ich muß sein ein verschüchtertes Reh! Ach Herr, dann wollst du im Grunde der Seelen dich mit dem innersten Seufzen vermählen!


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
Zitate von Wilhelm Busch anzeigen

Wir sind manchmal doch rechte Narren. Und Gott muss viel Geduld mit uns haben. Was wir wegwerfen sollten, das halten wir krampfhaft fest. Und was wir festhalten sollten, das werfen wir leichtsinnig weg.

Ja, es gibt eine Menge Dinge, die wir wegwerfen sollten. Zum Beispiel unsere Sorgen. Das Wort Gottes mahnt uns: „Alle eure Sorgen werfet auf ihn; denn er sorget für euch." So könnten wir unsere quälenden Sorgen und kleinen Lasten wegwerfen an einen guten Platz. Aber wer tut das?

Wegwerfen sollten wir unsere Liebe zu uns selbst, unsere Launen, unsere schlechten Gewohnheiten, unseren Geiz, unsere Lieblingssünde! Aber – nicht wahr? – das halten wir fest, da will das Wegwerfen gar nicht gelingen. Aber da gelingt uns das „Wegwerfen" nur zu gut, wo wir festhalten sollten. „Werfet euer Vertrauen nicht weg!" Hier ist nicht die Rede vom Vertrauen zu uns selbst – das gehört vielmehr zu den Dingen, die wir getrost wegwerfen können. Nein, hier ist die Rede vom Vertrauen zu dem allmächtigen Gott, der in Jesus unser Vater ist. Es ist wohl so, dass wir ein gewisses „Gottvertrauen" haben. Aber wenn nun eine schwere Not kommt, wenn durch unsere Lieblingspläne ein. Strich gemacht wird, wenn uns bitteres Ungemach trifft, wenn sich Trübsal oder Verfolgung um des Wortes Gottes willen erheben – dann schiebt sich das Misstrauen in unser Herz: „Gott kennt mich nicht." „Er hat mich vergessen." Ja, wir rechnen dann wohl gar nicht mehr im Ernst mit Ihm. Wir schauen nach Menschen aus, nach menschlicher Hilfe und irdischen Auswegen.

Weggeworfenes Vertrauen! Wegwerfen kann man ja nur, was man hat. Und so meint unser Bibelwort, dass ernste Christen oftmals ihr Vertrauen wegwerfen wollen. Das ist schlimm. Denn wir müssen wissen: Gerade die Stunde, in der wir das Vertrauen wegwerfen wollen, ist die Stunde, wo wir es erst richtig lernen sollen. Amen.