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Predigten zu Habakuk 3,2

"der HERR, ich habe deine Kunde vernommen, ich fürchte mich; der HERR, belebe dein Werk inmitten der Jahre, inmitten der Jahre mache es kund; im Zorn gedenke des Erbarmens! -"

Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Wenn Trübsal da ist, so denke der Barmherzigkeit."

Auf den ersten Blick kann man sich fragen: heißt das, dass wir in der Trübsal gedenken sollen an die Barmherzigkeit, die wir vorher erlebt haben? Das wäre ein richtiger Rat und ein guter Gedanke. Sobald man aber die betreffende Stelle aufschlägt, sieht man, dass das Gebetsworte des Propheten sind. Dann sagt der Spruch: Herr, wenn eine Zeit der Heimsuchung über die Leute kommen muss, dann gedenke nicht ihrer früheren Sünden, sondern denke an deine Barmherzigkeit. Sei barmherzig mitten im Schlagen! Lass deine Barmherzigkeit, die sich rühmt wider das Gericht, auch in solchen Zeiten kundwerden. Wir wollen uns beugen und in der Trübsal lernen. - So kann nur einer beten, der von dem innersten Wesen Gottes, der barmherzig ist und von großer Güte und Treue, ganz überzeugt ist, der selbst schmerzende Schläge für Offenbarung solcher Barmherzigkeit halten kann. Um uns nicht unserem Verderben preiszugeben, sucht er uns heim mit dem Gericht seiner Liebe. Da wollen wir uns durch keine Trübsal, die jetzt über uns steht, irre machen lassen: unser Vater im Himmel ist doch barmherzig, und seine Liebe kam uns nie so nah als heute, wo sie schlägt.

Lieber himmlischer Vater, wir trauen dir lauter Liebe und Barmherzigkeit zu, darum sprechen wir unter Tränen und mit bebenden Lippen: Schlage zu, wenn wir's bedürfen, aber tröste die Geschlagenen mit deiner Nähe und deinem Erbarmen! Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

HErr, mache dein Werk lebendig mitten in den Jahren!

Empfinden wir wie Habakuk, die Schwere der auf der Kirche und auf der ganzen Welt liegenden Last, so steht uns keine andere Zuflucht offen, als zu Gott. Alle Besprechungen mit Fleisch und Blut sind wertlos, wenn nicht vorher eine solche mit Gott stattgefunden hat.

Es ist zu beachten, wie selbstlos das Gebet ist, das der Wiederbelebung vorangeht. Wir sollen nicht bitten: „Mache mein Werk lebendig,“ damit wir nicht der geheimen Versuchung erliegen, den göttlichen Segensstrom auf unsere eigenen kleinen Mühlräder, zu unserem persönlichen Vorteil hinzuleiten. Vergessen wir doch die Schranken unserer eigenen Kirche oder Gemeinschaft, und bitten wir um eine Neubelebung des Werkes Gottes überall!

Wir bedürfen seines neuen Evangeliums; aber eine Neubelebung des alten, uns schon lange bekannten. So jemand ein anderes Evangelium predigt, als das von den Aposteln verkündigte, der sei verflucht; er verkauft Spreu statt Weizen; er füllt Patronen mit Sand. Wir brauchen nichts anderes, als das Evangelium vom Kreuze Jesu Christi, bezeugt von Lippen, die mit himmlischer Geistesmacht berührt worden sind.

Zu welcher Zeit soll diese Neubelebung stattfinden? Nicht am Ende der Jahre, sondern in ihrer Mitte. Diese Bitte passt für solche, die ihres Lebens Hälfte erreicht haben. Sie sind geneigt zu denken, dass ihre Kraft zum Dienste des HErrn nun die Blütezeit überschritten habe, dass die Erfolge ihrer früheren Tage nicht mehr zu erwarten seien. Diese sollen daran gedenken, dass der HErr sein Werk mitten in den Jahren beleben kann, und deshalb darum bitten.

Der Prophet ruft: „Denke der Barmherzigkeit!“ Wir können keinen Anspruch machen auf Verdienst, dagegen dürfen wir den Nachdruck legen auf Barmherzigkeit. HErr erbarme dich deiner Kirche – belebe sie!