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Predigten zu Habakuk 2,4
"Siehe, aufgeblasen, nicht aufrichtig ist in ihm seine Seele. Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben."
Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin
"Der Gerechte wird seines Glaubens leben."
Dreimal wird im Neuen Testament dieses markige Wort wiederholt, das der alte Prophet Habakuk von seiner Warte herab dem Volke Gottes verkündigt hat (Röm. 1, 17; Gal. 3, 11; Hebr. 10, 38). Dieses Wort hat Martin Luther geholfen, die letzten Fesseln zu sprengen, die ihn unter dem Gesetz der Knechtschaft hielten, und hat ihn zu einem Herold der Gnade gemacht. Als er am 31. Oktober 1517 seine Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg schlug, war es eine Tat des Glaubens und ein Sieg des Lebens. Mit todeswunder Seele hatte er einst auf dem Boden seiner Klosterzelle gelegen und gerufen: "O, meine Sünde, meine Sünde!" Da vernahm er die Botschaft der Vergebung. Er glaubte, und durch den Glauben lebte er. Und als er später in mühsamem Ringen nach Heiligung die sogenannte Pilatustreppe in Rom hinaufrutschte, da war es das Wort: Der Gerechte wird seines Glaubens leben, das ihm die Nutzlosigkeit seines Beginnens offenbarte und ihn frei machte. Das ist der Weg des Glaubens. - Wie die Pflanzen aus der Erde ihre Nahrung saugen, so ziehen Gottes Kinder aus dem Nährboden der Gemeinschaft mit Jesus alles, was sie bedürfen: Vergebung, Heiligung, Weisheit, Kraft. Sie leben aus Glauben.Lass mich auch heute, Herr, aus Deiner Fülle nehmen Gnade um Gnade, und durch den Glauben leben!