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Predigten zu Epheser 4,32
Zitate von John F. MacArthur anzeigen
EINE PERSPEKTIVE DER VERGEBUNG
Gott ist dir mit Barmherzigkeit und Sanftmut begegnet und hat dir sogar vergeben, als du es gar nicht verdient hattest. Wenn deine Einstellung gegenüber anderen darauf basiert, was sie verdienen, dann hast du nicht begriffen, worum es bei der Vergebung eigentlich geht. Schreie nicht andere an, rede nicht schlecht über sie und werde auch nicht zornig über sie, auch dann nicht, wenn sie es eigentlich verdient hätten. Diejenigen, die Gottes Wesensart widerspiegeln, zeichnen sich durch Liebe, Freundlichkeit, Sanftmut und Vergebung aus. Diese Einstellung erwartet Gott von solchen, die zu seiner neuen Schöpfung in Christus gehören.
Zitate von Watchman Nee anzeigen
"Seid gegeneinander gütig, barmherzig, und vergebet einander, wie auch Gott durch Christus euch vergeben hat."
Wenn du einem Bruder vergibst, teilst du dem Leib Christi Leben mit, auch wenn du die Vergebung nicht aussprichst. Und wenn du einen Bruder wirklich liebst, trägt deine Liebe zum Aufbau des Leibes bei, auch wenn du dem Bruder nicht sagst, wie sehr du ihn liebst. In England fand ich mich einmal unvorhergesehenerweise auf dem Rednerpult bei einer Konferenz, bei der auch ein Bruder aus Japan sprechen sollte. Wir waren uns noch nie begegnet - und unsere Völker lagen im Krieg miteinander. Ich weiss nicht, was dieser Bruder empfand, wir konnten nur kurz miteinander reden. Ich weiss nur, dass ich, während er dann sprach, die Gemeinschaft und Liebe eines Bruders im Herrn spürte, eine Liebe, die über alle nationalen Trennwände hinwegsprang und keiner Worte bedurfte, um sich zum Ausdruck zu bringen."Seid aber untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem andern, gleich wie Gott euch vergeben hat in Christo."
Solch eine schlichte Ermahnung bekommt einen scharfen Akzent, sobald man an das Wörtchen "gleichwie" aufmerksamer herantritt. Die Großartigkeit des Erbarmens, wie wir es in Christo erfahren haben, können wir natürlich nicht nachmachen wollen: das Verhältnis zu unsern Nächsten ist ja nie so wie das von Gott zu uns. Und doch ist die eigentliche Triebfeder unserer Liebe nicht nur zu Gott, sondern auch zu unseren Brüdern, dass uns viel vergeben worden ist. Schmerzte uns eine bestimmte Sündenerfahrung besonders tief, und die Vergebung Gottes in Christo nahm so freundlich die ganze Last von unserer Seele, dann müsste es doch wunderbar zugehen, wenn wir nicht jetzt am aufgeschlossensten wären zum Lieben? Jetzt wissen wir, wie das tut, geliebt zu werden; jetzt strahlt noch das Licht in unsern Augen: eh es abnimmt, lass einen andern etwas Freundlichkeit erfahren. Gott lässt uns in Christo Vergebung anbieten; wie wenn in deinem Handel mit deinem Bruder es nur auf diesen Schritt von deiner Seite ankäme, dass du ihn spüren lässt, wie herzlich gern du ihm diese verzeihende Liebe entgegenträgst?
Herr, lehre uns lieben, wie du uns geliebt hast. Hilf uns so verzeihen, dass keine bittere Wurzel nachbleibt! Gib du uns alle die Herzlichkeit und Freundlichkeit, auf die der Nächste sehnsüchtig wartet, damit dein Reichtum an uns Armen offenbar werde. Amen.
Zitate von William MacDonald anzeigen
"Seid aber gegeneinander gütig, mitleidig, einander vergebend, gleichwie auch Gott in Christus euch vergeben hat."
In Verbindung mit schriftgemässer Vergebung gibt es eine genau festgelegte Reihenfolge, die wir beachten müssen. Wenn wir dieser Reihenfolge gehorchen würden, könnten wir uns dadurch eine Menge Kopf- und Magenschmerzen ersparen.
Wenn uns Unrecht geschehen ist, so ist der erste Schritt, dem Betreffenden innerlich von Herzen zu vergeben. Wir sagen ihm noch nicht, dass wir ihm vergeben haben; aber indem wir ihm von Herzen vergeben, belassen wir die Sache zwischen dem Herrn und ihm. Dies bewahrt unsere Magensäfte davor, sich in Schwefelsäure zu verwandeln und erspart uns eine Menge anderer schlimmer physischer und emotioneller Störungen.
Als nächstes gehen wir zu dem Bruder und weisen ihn unter vier Augen zurecht (Lukas 17,3). Anstatt anderen weiterzusagen, dass uns Unrecht getan worden ist, macht die Schrift deutlich: "Überführe ihn zwischen dir und ihm allein" (Matthäus 18,15). Wir sollten versuchen, das Problem möglichst zwischen uns, d.h. so privat wie möglich abzumachen.
Wenn er nicht bekennt und um Vergebung bittet, dann gehen wir mit einem oder zwei Zeugen zu ihm (Matthäus 18,16). Das ist nach der Schrift eine ausreichende Grundlage, um ein zuverlässiges Zeugnis hinsichtlich der Haltung des Übertreters zu gewinnen.
Wenn er sich immer noch nicht beugt, dann bringen wir die Sache in Begleitung der Zeugen vor die Versammlung. Wenn er auch auf das Urteil der Versammlung nicht hören will, muss er natürlich aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden (Matthäus 18,17).
Aber wenn er irgendwann im Verlauf des Geschehens Buße tut, dann haben wir ihm zu vergeben (Lukas 17,3). Wir haben ihm bereits im Herzen vergeben, aber jetzt wenden wir ihm die Vergebung praktisch zu. Hierbei ist es wichtig, über die Sache nicht leichtfertig hinwegzugehen. Wir sollten nicht sagen: "Ach, das geht schon in Ordnung. Du hast mir im Grunde genommen nichts getan." Wir sollten lieber sagen: "Ich vergebe dir sehr gern. Damit ist die ganze Sache abgeschlossen. Gehen wir auf die Knie und beten zusammen."
Die Scham, bekennen und Buße tun zu müssen, hält ihn vielleicht davon ab, uns wiederum Unrecht zu tun. Aber selbst wenn er seine Sünde wiederholt und wiederum bereut, müssen wir ihm auch wiederum vergeben. Sogar wenn er siebenmal am Tag sündigt und siebenmal Buße tut, müssen wir ihm vergeben - ob wir nun glauben, dass er es ehrlich meint oder nicht (Lukas 17,4).
Wir dürfen niemals vergessen, dass uns eine Unsumme vergeben wurde. Deshalb dürfen wir nicht zögern, anderen eine Schuld quasi in Taschengeldhöhe zu vergeben, wie uns der Herr im Gleichnis gebietet (Matthäus 18,23-25).
"Vergebet einer dem andern, gleichwie Gott euch vergeben hat in Christus!"
Wir sehen hier die entscheidende Bedeutung der Worte Luthers: "Christi Reich ist ein Reich der Vergebung", wenn wir sie auf das gegenseitige Vergeben zwischen den Menschen als einer Bedingung alles christlichen Gemeinschaftslebens auf Erden anwenden Wir wissen, dass die Summe des Gesetzes die Liebe ist. Paulus sagt: "Wer da liebt, der hat das Gesetz erfüllt. Denn was da gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch Zeugnis geben, dich soll nicht gelüsten, und so ein ander Gebot mehr ist, das wird in diesem Worte verfasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung."
Das ganze christliche Leben ist also in der Liebe enthalten. Was ist aber die Bedingung einer ständigen Liebe zwischen den Menschen? Eben dasselbe, was die Bedingung einer beständigen Freundschaft zwischen Gott und den Menschen ist, nämlich die beständige Vergebung. Man würde gern seine Mitmenschen lieben, und man würde ein Himmelreich auf Erden haben voller Freude und Liebe zwischen den Mitmenschen, Hausleuten und Nachbarn, wenn sie nur nicht ihre verdriesslichen Fehler und Unarten hätten. Durch diese ermüdet man aber in der Liebe und kann sie nicht lieben - und sogleich fällt es schwer, ihnen Gutes zu tun, während es dagegen immer leichtfällt, denen Gutes zu tun, die man liebt.
Dieses mächtige Hindernis für die Liebe, nämlich alle Fehler und Unarten des Nächsten, wäre mir sofort aus dem Wege geräumt, wenn ich nur das vortreffliche Mittel "Vergebung" anwendete. In anderer Weise kann das genannte Hindernis nicht weggeräumt werden. Dieses ist eine der Ursachen, weshalb Christus so ganz besonders und so oft von der Vergebung sprach und ausdrücklich sagte, dass das Himmelreich gleich sei einem Könige, der seinem Knecht die Schuld von zehntausend Pfund erließ, dann aber wollte, dass dieser seinem Mitknecht die Schuld von hundert Groschen auch erlassen sollte. Und als Er uns ein Gebet lehrte, das wir täglich beten sollten, da legte Er die gleiche Lehre hinein und gebot uns zu sagen: "Vergib uns unsere Schuld, gleichwie wir auch vergeben unseren Schuldigern." Jedermann merkt hieraus, dass Christus einen ganz besonderen Eifer um die Vergebung gehabt hat. Denn es ist nur die Vergebung, die in unserem gefallenen Zustand der einzige Grund eines guten Verhältnisses einmal zwischen Gott und dem Menschen, zum andern zwischen den Menschen untereinander ist. Das ist die Summe des Wortes, so dass Johannes, als er in einem kurzen Spruch alles zusammenfassen wollte, sagte: "Das ist Sein Gebot, dass wir glauben an den Namen Seines Sohnes Jesus Christus und lieben uns untereinander, wie Er uns ein Gebot gegeben hat." So hat man Frieden mit Gott und den Brüdern; und das ist das Himmelreich auf Erden, das Paradies im Jammertal!
Dagegen welch eine Hölle auf Erden, welche peinigenden, nagenden Qualen, welche finsteren Herzen und Angesichter, welcher Hass und Neid und welche Unruhe, wo man diese Stücke nicht übt, weder glaubt noch liebt, vielmehr in eigenen Sünden und in den Fehlern anderer wühlt und dazu noch im Unglauben und in der Unversöhnlichkeit lebt! Solche Menschen sind bedauernswerte Märtyrer des Teufels! Und doch könnte allem durch Vergebung abgeholfen werden! Wenn du auch noch so garstige Mitmenschen hast und sie dir noch so schweres Unrecht zugefügt, dich belogen und beleidigt haben, so überlege doch ernstlich, ob deine eigenen Sünden gegen Gott nicht um ein Vielfaches schwerer und zahlreicher sind. Christus sagt, dass alles, was ein Mitmensch gegen dich versehen haben kann, im Vergleich zu deinen Schulden vor Gott nur wie hundert Groschen gegen zehntausend Pfund ist. Und nun will Gott dir alle deine Schuld vergeben und erlassen, solltest du darum nicht auch deinem Nächsten alle seine Fehler vergeben? Willst du das nicht, willst du die hundert Groschen nicht erlassen und vergessen, so fordere sie ein, zähle die Fehler deines Nächsten; aber - nimm dann auch deine eigene Schuld vor dem Herrn, die zehntausend Pfund, wieder auf dich, und du sollst sie bezahlen bis auf den letzten Heller. So urteilt der Herr. Und wenn du nun um die Vergebung der Sünden bitten willst, dann wirst du nicht anders beten dürfen, als: Vergib Du mir, O Gott, in derselben Weise, wie ich meinem Nächsten vergebe!
Sagst du nun: "Ich habe meinem Bruder so oft vergeben, er aber hört nie damit auf, mir zuwiderzutun, man muss wohl einmal des Vergebens müde werden," so antwortet der Herr: "Auch Ich habe dir so oft vergeben, aber du sündigst noch; auch Ich muss dann ermüden, dir zu vergeben." Bemerkenswert ist hier die Antwort, die Petrus auf die Frage erhielt: "Wie oft muss ich denn meinem Bruder vergeben? Ist es genug siebenmal?" - "Ich sage dir, nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal", d. h. unendlich. Beachte hier zuerst zum Trost für dein eigenes Herz, dass Christus dir gewiss auch so vergeben wird, nämlich nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal, oder ohne Aufhören; denn Er will gewiss selbst das tun, was er uns zu tun lehrt. Er will uns im Vergeben gewiss nicht nachstehen. Sollte dies dich dann nicht erwärmen, so dass auch du deinem Bruder ohne Aufhören vergibst? Wisse: Hier ist kein anderer Rat, keine andere Hilfe als ein unausgesetztes, unendliches Vergeben; denn das ganze Reich Christi verbleibt ein Reich der Vergebung.
Schäflein, sucht einander so, Eurem Hirten zum Vergnügen, Lieb zu kriegen, Wie Er's euch vor Seinem Tod Noch gebot, Zum Beweis, dass ihr Ihn kennet Und in Seiner Liebe brennet Und Gemeinschaft habt mit Gott.
"Seid untereinander freundlich, herzlich, und vergebet einer dem andern, gleichwie Gott euch vergeben hat in Christo."
Der freundliche Herr will freundliche Diener haben, ja, wenn sein Sinn und Geist in ihnen wohnt, muss und wird er aus ihnen hervorleuchten. Und herzlich sollen sie sein untereinander, nicht kalt berechnend, nicht kritisch richtend, sondern aufrichtig wohlwollend. "Man ist nur ganz gerecht gegen einen Menschen, den man liebt", hat ein erfahrener Christ gesagt.
Mit hoher Weisheit fügt unser Schriftwort gleich das Mittel hinzu, durch welches wir zu solch freundlich herzlichem Verkehr gelangen. Das Mittel ist göttlich einfach und heißt: Vergeben.
Auch Gottes Kinder lassen es wissentlich oder unwissentlich vielfach fehlen an Liebe und Zuvorkommenheit gegeneinander. Das soll uns beugen und zu mehr Wachsamkeit anspornen. Aber wenn wir nun in irgendeiner Weise verletzt worden sind, sollen wir es allemal vermerken, oder gar nachtragen, oder uns darüber aussprechen wollen? Ich glaube nicht. Es gibt Fälle, wo eine Verständigung oder Abbitte notwendig ist, aber unser heutiges Wort scheint mir auf einen anderen Weg zu weisen, nämlich auf den Weg des ganz selbstverständlichen, bedingungslosen, gegenseitigen Vergebens. - Der Strom der vergebenden Heilandsliebe, die wir fortwährend erfahren, soll ebenso ununterbrochen durch uns fließen auf unsere Umgebung.
Ein herzlich Wesen und Kindlichkeit Sei unsere Zierde zu jeder Zeit; O Jesu, mach uns dazu bereit!
Zitate von Hermann Bezzel anzeigen
Seid aber untereinander freundlich.
Freundlichkeit oder Lindigkeit ist die Liebe im Umgang, die Liebe im Verkehr mit den Nebenmenschen. Es ist jene Herzlichkeit des Ausdrucks, die beweist, dass es noch treue, liebreiche Herzen gibt. Es ist jener stille Einfluss, der wie der Schein aus der Alabasterlampe manches Haus mit Wärme, Licht und Duft erfüllt. Freundlichkeit ist der weiche Teppich, der das Haus schmückt und manchen harten Tritt dämpft, der Vorhang, der manche geliebte Gestalt vor dem heißen Sonnenstrahl und vor dem scharfen Winde schützt, das Ruhekissen, worauf der Kranke sein Haupt legt, dass er seines Elendes fast vergisst. Es ist die Rücksicht für andere, Zartheit des Gefühls, Wärme der Innigkeit, Schnelligkeit des Mitgefühls. Es ist die Liebe in ihrer ganzen Tiefe: die Sanftmütigkeit und Lindigkeit Christi.