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Predigten zu Daniel 6,11

"Und als Daniel erfuhr, dass die Schrift aufgezeichnet war, ging er in sein Haus; und er hatte in seinem Obergemach offene Fenster gegen Jerusalem hin; und dreimal des Tages kniete er auf seine Knie und betete und lobpries vor seinem Gott, wie er vordem getan hatte."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Als nun Daniel erfuhr, dass das Edikt unterschrieben sei, ging er hinauf in sein Haus ... und er fiel des Tages dreimal auf die Knie nieder, betete und dankte vor seinem Gott, ganz wie er vordem zu tun pflegte."

Der König Darius ordnete an, dass dreissig Tage lang kein Mensch beten dürfe. Nachdem dieses Gesetz erlassen war, standen Daniel mehrere Wege offen. Er hätte sagen können: "Dies geht mich nichts an; ich habe eine hohe Stellung in der Gesellschaft. Ich bin Aufseher über ein großes Land, und obwohl ich willig bin, für meinen Glauben zu leiden, kann doch Gold zu teuer erkauft werden, und deshalb will ich lieber aufhören zu beten."

Er würde viele Vorgänger und viele Gefährten gefunden haben. Wie viele haben, wenn es zur Entscheidung zwischen Leben und Wahrheit, zwischen Ehre und Christus kam, eine schlechte Wahl getroffen und sind elend umgekommen!

Daniel hätte auch sagen können: "Man muss klug vorgehen. Gott muss selbstverständlich angebetet werden, aber es liegt kein besonderer Grund vor, weshalb ich es da, wo ich wohne, tun sollte. Ich kann mich abends zurückziehen und eine verborgene Stelle aufsuchen. Zumindest kann ich bei geschlossenen Fenstern beten; das wird Gott sicher gefallen."

Daniel machte solche Gründe nicht geltend. Er war ein beherzter Mann und verschmähte es, sein Banner angesichts des Feindes zu senken. Wenn er in seiner Stellung nicht gebetet hätte wie vorher, so wäre er ein Anstoss für die Schwachen und ein Hohn für die Gottlosen geworden. Jeder arme Jude im babylonischen Reich hätte eine Entschuldigung gehabt, seine Grundsätze aufzugeben, und die Gottlosen würden gesagt haben: "Er dient seinem Gott, solange alles gut geht. Aber seht nur, wie er sein Fähnchen nach dem Wind dreht, wenn die Not kommt!" Daniel versteckte seine Gottesfurcht nicht, als die Klugheit es empfahl.

Es hätte ihm der Gedanke kommen können, dass er ja innerlich beten könne. Gebete ohne gesprochene Worte sind ebenso angenehm vor Gott. Aber Daniel empfand, dass er das nicht tun dürfe, weil weder das Gesetz noch des Königs Widerstand innerlich war.


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Als nun Daniel erfuhr, dass das Edikt unterschrieben wäre, ging er hinauf in sein Haus; - er hatte aber in seinem Obergemach offene Fenster gen Jerusalem -; und er fiel des Tages dreimal auf die Knie nieder, betete und dankte vor seinem Gott, ganz wie er vordem zu tun pflegte." Dan. 6,11

Dies Zeugnis gehört mit zu dem Schönsten, das wir über den Propheten wissen. Es lässt uns die Quelle sehen, aus der Daniel sein geweihtes und bewährtes Leben nährte. Es ist uns wohl schon gelegentlich aufgefallen, dass die Schrift auf das Leben dieses Propheten eigentlich keinen Schatten fallen lässt. Rein bleibt sein jugendliches Alter. Treu ist er in seinem Dienst am babylonischen Hof. Mit göttlicher Offenbarung dient er seiner heidnischen Umgebung. Er löst die Fragen, die sonst kein Weiser seiner Zeit lösen konnte. Daniel bleibt bewährt in den großen Proben und Kämpfen, die über sein Leben und seine Seele gehen. Selbst in seinem hohen Alter, in dem er im sechsten Kapitel vor unserer Seele steht, war sein Leben so harmonisch, so abgeklärt und so voll tiefer Ruhe, dass er nichts Außergewöhnliches tat, als er von dem Edikt erfuhr, das vom König Darius unterschrieben worden war. Wir hätten wohl geglaubt, dass er sich angesichts der großen Probe, die für ihn kam, in besonderer Weise hätte in die Stille zurückziehen müssen, um sich für den schweren Kampf vorzubereiten, der vor ihm lag. Er jedoch tat es nicht, und zwar weil er nichts vorzubereiten hatte. Seine Seele und sein Leben standen in ungetrübtem Umgang mit Gott. Er bedurfte nicht einer neuen innerlichen Einstellung auf Gott hin, als er sich einer neuen, schweren Glaubensprobe gegenübergestellt sah.

Man fragt sich da: woher kam dem Daniel eine so tiefe Sabbatstille mitten in den größten Stürmen und Kämpfen seines Lebens? Er war doch Fleisch von unserem Fleisch, hatte Dienst, wie auch wir ihn zu tun haben, bewegte sich doch in einer geistigen Atmosphäre, die sich vielfach wie ein Mehltau auf seine reine Seele legen musste. Unser Vers gibt uns die Antwort: Sein Leben floss aus dem Umgang mit Gott. Sein Glaube wurde genährt durch die Gemeinschaft mit Gott. Solch ein Glaube jedoch altert nicht. Wer in Gott seine Stärke gefunden, geht von Kraft zu Kraft. Die ihre Lebenswurzeln oben haben, werden hier unten grünen wie ein Palmenbaum. Noch im Alter tragen sie Frucht, sind saftig und frisch und legen durch ihr Leben und Dienen Zeugnis davon ab, wie treu Gott ist 1). Ihr Leben wird stets zu einer neuen Schau Gottes. In ihrer Schwachheit sehen sie Gott in seiner Kraft, in ihren Nöten erleben sie Ihn als ihre Hilfe und Rettung.

1) Psalm 92,16.


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Im Beten kommt die Gemeinschaft des Christen mit seinem Großen Hohenpriester zum Ausdruck, denn er ist ein Geist mit Ihm in der Herrlichkeit. Also betet er ohne Unterlaß; sein ganzes Leben ist Gebet, ein Widerschein des Priesterdienstes des Herrn selbst. Aber Beten ist auch eine geistliche Übung, kein Ritual oder frommer Brauch, keine Form, sondern ein Dienst, entweder in Gemeinschaft mit anderen, die mit uns eins sind (Matthäus 18,18-20), oder allein mit Gott, wenn wir unser Herz vor Ihm ausschütten. Unser Text gibt uns dafür ein Beispiel: Daniel war einer schrecklichen Prüfung unterworfen und betete dreimal täglich auf den Knien, wie es seine Gewohnheit war. Sein Beispiel demütigt uns! Wir wagen zu sagen: «Wir haben keine Zeit»! Wir sollten lieber gestehen, daß wir uns keine Zeit nehmen wollen, um in der Stille mit Gott zu reden und Ihn zu loben.

Wir stehen in unseren Tagen wie zu Daniels Zeiten vor einem strategischen Feldzug des Fürsten dieser Welt, der sich vorgenommen hat, das Gebet zu ersticken, weil es eine Kraft für Gott und eine Gefahr für ihn, den Teufel, bedeutet.

Um einen Anklagegrund gegen Daniel zu finden, verboten seine Feinde jegliches Beten zu Gott. Aber: «Als nun Daniel erfuhr, daß das Edikt unterschrieben war, ging er hinauf in sein Haus, wo er in seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem hin hatte, und er fiel ... auf die Knie nieder und betete...»

Wäre es nicht gut, wenn wir, die wir einen Geist des Gebets um uns her verbreiten sollten, es ebenso machten wie Daniel? Wenn wir uns bewußt sind, daß sich der Widerstand feindlicher Geistesmächte direkt gegen zielbewußtes Beten richtet, besteht keine Gefahr, daß unser Gebet zu einer bloßen Form der Frömmigkeit wird. Wir sollten «dreimal am Tag» beten – nicht zu lang, denn dazu eignet sich der Tagesablauf der meisten von uns nicht –, aber intensiv und der Wirklichkeit der Gemeinschaft mit Gott.

Laßt uns doch von nun an morgens, mittags und abends zur Quelle der Kraft gehen, nicht unter gesetzlichem Zwang, sondern getrieben von Gottes Gnade, nicht um von den Menschen gesehen zu werden, sondern damit Gott die, für die wir beten, gnädig ansieht.