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Predigten zu Apostelgeschichte 27,23

"Denn ein Engel des Gottes, dessen ich bin und dem ich diene, stand in dieser Nacht bei mir"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Denn diese Nacht ist bei mir gestanden der Engel Gottes."

Gewittersturm und Finsternis, verbunden mit beständiger Gefahr eines Schiffbruchs, hatten das Schiffsvolk in eine verzweiflungsvolle Unruhe versetzt; einer allein unter ihnen allen blieb vollkommen ruhig und beschwichtigte durch sein Wort auch die übrigen. Paulus war der einzige Mensch, welcher Mut genug hatte zu sagen: "Liebe Männer, ich ermahne euch, dass ihr unverzagt seid." Es waren gediente römische Kriegsknechte an Bord und wackere alte Schiffsleute, und doch hatte ihr armer jüdischer Gefangener mehr Geistesgegenwart als sie alle. Er hatte einen unsichtbaren Freund, der seinen Mut aufrecht erhielt. Der Herr Jesus sandte einen himmlischen Boten ab, welcher seinem treuen Knechte Worte des Trostes ins Ohr flüsterte; darum blieb er heitern Angesichts und redete wie einer, der nichts zu fürchten hat. Wenn wir den Herrn fürchten, so dürfen wir auf rechtzeitige Hilfe hoffen, selbst wenn unsre Gefahr den höchsten Grad erreicht hat. Gottes Engel werden durch keine Stürme gehindert, zu uns zu kommen, noch durch die Finsternis abgeschreckt, uns zu dienen. Die Seraphim halten es für keine Demütigung, die ärmsten Kinder der himmlischen Familie zu besuchen. Wenn in gewöhnlichen Zeiten die Heimsuchungen der Engel selten und wenig sind, so sind sie dafür umso häufiger, wenn wir in die Nacht unsrer Leidensstürme und Schicksalsschläge gehüllt sind. Freunde verlassen uns vielleicht, wenn wir unter der Kelter liegen, aber unser Verkehr mit den Bewohnern der Engelwelt wird dann umso lebhafter; und durch die Kraft der stärkenden Trostworte, die uns vom Throne herab über die Himmelsleiter zugesandt werden, sind wir imstande, Taten zu verrichten. Liebe Seele, hast du vielleicht jetzt eine traurige Stunde? Dann bitte um eine besondere Hilfe. Jesus ist der Engel des Bundes, und wenn du jetzt seine Gegenwart ernstlich suchst, so wird dir keine abschlägige Antwort beschieden. Was diese Gegenwart für Herzenserquickung bringt, frage die, welchen, wie einst dem Paulus, im nächtlichen Sturm ein Engel Gottes zur Seite stand, während kein Anker mehr halten wollte, und die Felsen sich in drohender Nähe zeigten. Herr, sende auch mir in der Nacht der Gefahr Deinen tröstenden Engel zu!


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Das dreifache Bekenntnis Pauli auf dem Schiff.

Wie werden sich doch die Reisegefährten des Paulus, die Gefangenen, Soldaten, Matrosen, der Schiffsherr und der Hauptmann über die Ruhe und Freudigkeit des Paulus verwundert haben! Wie mancher mochte denken: Wüsste ich doch das Geheimnis der seligen Ruhe dieses Mannes!

Nun, Paulus verrät ihnen durch ein dreifaches Bekenntnis die Quelle seiner Ruhe mitten im Sturm.

1. "Ich gehöre Gott" ("der Gott, dessen ich bin").

Wenn ein Mensch dies in Wahrheit nachsprechen kann, so ist er für alle Stürme des Lebens gerüstet.

Welche Israeliten brauchten einst bei dem Gericht über das goldene Kalb nicht zu zittern? Diejenigen, die sich um den Ruf Moses scharten: "Her zu mir, wer dem Herrn angehört" (2. Mose 32, 26).

Welche Menschen werden am großen Auferstehungstag nicht erschrecken müssen? - "Die Christus angehören" (1. Korinther 15, 23).

Was wird als einiger Trost im Leben und Sterben bezeichnet? "Dass ich ... nicht mein, sondern meines getreuen Herrn und Heilandes Jesu Christi eigen bin". Lasst uns wie die freiwilligen Sklaven im Alten Bund sprechen: "Ich will nicht frei werden" (2. Mose 21, 5). Lasst uns mit David sprechen: "Ich bin dein; hilf mir!" (Psalm 119). Das ist das ganze Geheimnis der seligen Ruhe und Freude in Gott.

Aber Paulus bekennt nicht nur: "Ich bin des Herrn", sondern auch

2. "Ich diene dem Herrn".

Wer sich in Wahrheit dem Herrn ausgeliefert hat, der dient auch fortan nicht sich selbst, noch der Welt und der Sünde, sondern dem, welchem er sich anvertraut hat. Und dieser Dienst ist eine Quelle unaussprechlicher Freude und Seligkeit.

Wäre Paulus im Jagen nach Gold oder Ehre auf dem Schiff gewesen, so hätte der Sturm seinen ganzen Lebensmut vernichtet. Nun aber stand er hier im Dienst seines Heilandes. Das machte ihn ruhig.

Dass wir alle doch erfahren möchten, welche herrliche Erquickung es mit sich bringt, nicht mehr sich selber, sondern dem Herrn zu dienen. "Seine Befehle sind richtig und erfreuen das Herz" (Psalm 19, 9). "Wenn wir seines Dienstes pflegen, lohnt er unserer schwachen Hand armes Werk mit reichem Segen. Wallen wir, so wallt sein Segen mit, Schritt für Schritt."

Als dritten Grund seiner Unverzagtheit gibt Paulus selbst an:

3. "Ich glaube Gott".

In der Nacht hatte ihm Gott durch Engelsmund die Verheißung gegeben, er werde nicht umkommen, und auch seine Reisegefährten sollten gerettet werden.

Der schauerliche Sturm hätte ihm die Erfüllung dieser Verheißung wohl fraglich machen können, aber Paulus setzte auf diese Verheißung sein volles Vertrauen.

Wir brauchen nicht auf eine besondere Engelserscheinung zu warten, wir haben in unserer Bibel die Verheißung, dass auch der allerverkommenste Sünder, der sich in Wahrheit zu Jesus wendet, in alle Ewigkeit nicht umkommen, sondern an das rettende Ufer des himmlischen Reiches gebracht werden soll. Diesem Wort müssen wir trauen. Lasst uns um die Kraft und Versiegelung des heiligen Geistes flehen, dass diese Verheißungen gewisslich auch die unsrigen seien.

Dann haben wir eine Ruhe und Frieden, die kein Sturm der Not und Anfechtung uns rauben kann.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Diese Nacht ist bei mit gestanden der Engel Gottes und sprach: „Fürchte dich nicht, Paulus!“

Ja, die Engel Gottes finden den Weg durch den dichtesten Nebel, und lassen sich auf dem morschesten Fahrzeug nieder, das je seinen Weg durch die stürmischen Meereswogen sich erkämpfte. Wo du auch sein magst, o mein Bruder, da sind die Augen der Engel Gottes in Liebe auf dich gerichtet; jeden Augenblick würdest du sie erblicken, wenn Gott dazu deine Augen öffnen wollte.

Die Himmelsleiter ist erbaut; Dem, der da betet und vertraut, Des Glaubens Kindern, dort und da, Ist Gott mit seinen Engeln nah.

Wenn wir aber, wie Paulus, uns des Enelsdienstes erfreuen, ihre Stimme hören wollen, die uns zuruft: „Fürchtet euch nicht,“ so müssen wir auf zwei Bedingungen eingehen: wir müssen Gottes Eigentum sein, – und Ihm dienen.

1. Des ich bin

Wir sind Gottes Eigentum auf Grund der Erschaffung, der Erlösung und der Heiligung. Die Empfindung der Leibeigenschaft, die bei den Sklaven jeder höheren Entwicklung feindlich im Wege steht, ist die Grundbedingung unsers wahren, inneren Wachstums und Wohlseins. Wir gehören einem an, der aller Herrschaft würdig ist. Wir dürfen nicht tun, was uns beliebt, nicht unseren eigenen Weg erwählen.

2. Dem ich diene

Das Wort, das hier gebraucht wird, ist der tiefste Ausdruck, den Paulus hätte anwenden können, um die Anbetung der Seele zu den Füßen Gottes zu bezeichnen. Wir finden es wieder, wo es von den Verklärten heißt, „dass sie Ihm Tag und Nacht dienen in seinem Tempel und sein Name wird auf ihren Stirnen sein.“ Das Leben der Ewigkeit beginnt schon hier; auf unsrer Laufbahn werden Engel uns dienen, und die Sterne in ihren Bahnen werden für uns streiten.