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Predigten zu Apostelgeschichte 26,14
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"Saul, Saul! was verfolgst du mich?"
"Saul", wollte der Herr sagen, "womit habe ich dich beleidigt? Habe ich etwa, als ich auf Erden war, deinen Namen beschimpft? Habe ich je ein hartes Wort gegen dich gebraucht? Warum bist du so aufgebracht? Wäre ich dein bitterster Feind gewesen und hätte ich dir ins Angesicht gespien, du hättest nicht erboster gegen mich sein können als jetzt. Aber warum zürnst du jemandem, der dir nie Anlass dazu gegeben hat? Warum verfolgst du mich? War ich nicht rein, heilig und frei von aller Sünde? War mein Wandel nicht eine ununterbrochene Reihe von Wohltaten? Ich habe die Toten auferweckt, ich habe die Aussätzigen gereinigt, ich habe den Hungrigen Brot zu essen gegeben - aus welchem Grund hasst du mich?"Diese Frage ergeht heute genauso an euch. Warum verfolgst du Christus? Hat er dir je etwas Böses getan? Hat dir sein Evangelium das Leben verbittert oder dir Schaden zugefügt? Du kannst das nicht behaupten. Ach, wenn ihr doch nur den Herrn Jesus sehen könntet, ihr würdet ihn lieb gewinnen! Wenn ihr nur seinen Wert erkennen könntet, so würdet ihr ihn nicht hassen! Er hatte keine Wohnung, keine Heimat, weder Gold noch Silber. Er wurde von allen verfolgt und hatte keinen Freund, der ihm beistand. Ach, wenn ihr ihn in seinem Elend und Jammer gesehen hättet, wenn ihr seine Gütigkeit gegenüber der Grausamkeit seiner Feinde beobachtet hättet, dann wären eure Herzen gewiss weich geworden, und ihr hättet sagen müssen: "Nein, o Herr Jesus, ich kann dich nicht verfolgen! Wenn ich nicht dein Jünger sein will, so will ich doch wenigstens nicht dein Gegner sein. Wenn ich dich auch nicht lieben kann, so kann ich dich doch nicht hassen." Möge Gott euch bei der Beantwortung dieser Frage viel Gnade geben.
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"Saul, Saul! was verfolgst du mich?"
Hätte der Herr diese Frage nicht so direkt gestellt, hätte sie den Apostel wohl nicht so getroffen. Sie wäre einem Pfeil gleich gewesen, der kaum die Haut des Menschen berührt. Weil sie aber so persönlich lautete: "Was verfolgst du mich?", drang sie Saulus direkt ins Herz. Ich bitte den Herrn, er möge diese Frage einigen unter euch recht eindringlich machen!
Erinnerst du dich nicht, lieber Bruder, wie persönlich Gott zu Werke ging, als du dich das erstemal getroffen fühltest? Ich weiss es wohl. Es schien mir, als ob ich der einzige Mensch im Hause wäre, als ob mich eine schwarze Mauer einschlösse und ich mit dem Prediger allein wäre. Ich meinte, alles, was er sagte, sei auf mich gemünzt. Oh, dass die Menschen das Wort Gottes doch so hörten, dass sie fühlten, es sei ganz besonders auf ihr Herz abgesehen.
Wenn ihr Saulus gefragt hättet, wen er denn eigentlich verfolge, so würde er euch geantwortet haben: "Es sind nur einige arme Fischer, die von einem Betrüger verführt wurden. Sie sind der Abschaum der Menschheit, und ich sehe nicht ein, warum diese elenden, unwissenden Leute auf ihrer Torheit bestehen sollen, und darum verfolge ich sie."
Achtet aber darauf, wie ganz anders der Herr Jesus die Sache sieht. Er fragt nicht: "Saul, Saul, warum hast du Stephanus verfolgt?" Oder: "Wie kommst du dazu, die Leute in Damaskus ins Gefängnis zu werfen?" Nein: "Saul, Saul! was verfolgst du mich?" Es ist eine wichtige Wahrheit, dass der Herr Jesus alles Unrecht, das den Seinen angetan wird, so wertet, als hätte man es ihm zugefügt.
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"Saul, Saul! was verfolgst du mich? Es wird dir schwer werden, gegen den Stachel auszuschlagen!"
Dieses Bild ist eine Anspielung auf den Stachel des Ochsentreibers. Wenn der Ochse zum Pflügen ins Joch gespannt wurde und er nicht kräftig genug ziehen wollte, so stiess ihn der Treiber mit einem langen Stab, der eine eiserne Spitze hatte. Sobald der Ochse jedoch den Stachel fühlte, schlug er so heftig wie möglich gegen den Treiber aus, anstatt zu ziehen. Er wehrte sich gegen den Stachel und trieb sich dadurch seine Spitze nur noch tiefer und empfindlicher ins Fleisch. Der Treiber hielt aber seinen Stab fest. Je mehr nun der Ochse ausschlug, desto mehr wurde er vom Stachel verletzt. Aber gehen musste er endlich; denn er war in der Gewalt des Menschen, der das Tier lenken muss und will. Er konnte zwar ausschlagen, solange und sooft er wollte, doch damit tat er seinem Treiber kein Leid, sondern schadete nur sich selbst.
Es wird euch schwer werden, gegen den Stachel auszuschlagen, denn zum ersten erreicht ihr damit nicht euer Ziel. Wenn der Ochse gegen den Stachel ausschlägt, so trifft er nicht den Treiber, sondern verletzt nur sich selbst. Wenn ihr Christus verfolgt habt, um dadurch seinem Evangelium Einhalt zu gebieten, so frage ich euch nun: Habt ihr damit sein Werk hindern können? Nein, selbst Zehntausende eures Schlages wären nicht imstande, die gewaltige Schar der Heiligen Gottes in ihrem Lauf aufzuhalten.
Aber die Sache lässt sich auch noch anders wenden. Wenn der Ochse gegen den Stachel ausschlug, so gewann er damit nichts Gutes. Nun frage ich euch wiederum: Habt ihr je etwas dabei gewonnen, wenn ihr Christus widerstanden habt? Ich will euch sagen, was es euch nützt. Ihr habt eine zerrüttete Gesundheit gewonnen, die ihr mit bis ins Grab schleppen müsst. Ihr habt ein Haus ohne Hausrat gewonnen, denn euer Durst hat euch alles Wertvolle geraubt. Eure Kinder verfallen dem Laster und verfluchen den Heiland, wie sie es von euch gelernt haben. Das habt ihr durch euren Widerstand gegen Christus gewonnen!