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Predigten zu Apostelgeschichte 21,13

"Paulus aber antwortete: Was machet ihr, dass ihr weinet und mir das Herz brechet? Denn ich bin bereit, nicht allein gebunden zu werden, sondern auch in Jerusalem für den Namen des Herrn Jesus zu sterben."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Die Antwort von Paulus auf die Bitte der Brüder in Cäsarea.

Die Antwort von Paulus vermied zwei Abwege. Auf der einen Seite vermied er es, sich auf die Versuchung einzulassen, den Weg nach Jerusalem zu unterlassen und so den ihm befohlenen Kreuzesweg zu umgehen. Auf der anderen Seite gab er den bittenden Brüdern keine scharfe und schroffe Antwort. Er wies vielmehr ihre Bitte auf eine solche Weise zurück, die ihnen wohltun und es ihnen leicht machen musste, sich in die Ablehnung ihres Wunsches zu fügen. Er ließ sie fühlen, wie tief er innerlich mit ihnen empfinde und wie schwer es ihm werde, die Bitte nicht erfüllen zu können. In seinen Worten verband er eine weiche Zartheit des Gemütes mit einer stahlharten Festigkeit des Willens. So vereinigen seine Worte Strafe und Trost miteinander. Die in der Frage liegende Versuchung wies er mit unerbittlicher Entschlossenheit zurück. Die in der Frage sich kundtuende Liebe erwiderte er zart und freundlich. So blieb er mit ihnen in rechter Liebesverbindung, dass sie sich nicht nur in seine Abreise fügten, sondern dass auch ein Teil der dortigen Brüder ihm das Geleit gab (21, 16).

Wie selten findet man eine solche Verbindung von Zartheit und Festigkeit. Hier findet man Jesu Bild in seinem Jünger wieder (Lukas 22, 15; Matthäus 16, 23).


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Zweierlei Bekenntnisse der Treue zu Jesus.

Als Petrus vor seinem Fall stand, sprach er: "Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen" (Lukas 22, 33). Hier spricht Paulus: "Ich bin bereit, nicht allein mich binden zu lassen, sondern auch zu sterben um des Namens willen des Herrn Jesu". Beide Worte lauten ganz ähnlich. Sowohl Petrus wie Paulus erklären sich zum Sterben für Jesus bereit. Und doch besteht zwischen beiden ein großer Unterschied.

So ähnlich die Worte lauten, so verschieden ist die Herzensstellung, aus der sie fließen. In dem Ausspruch von Petrus lag ein gewisser Widerspruch gegen das klare Heilandswort: "In dieser Nacht werdet ihr euch alle an mir ärgern" (Matthäus 26, 31 - 33). Petrus glaubte bei seiner aufrichtigen Heilandsliebe derartige Voraussagen weit von sich weisen zu dürfen. Er erklärte, unter allen Umständen Jesus treu bleiben zu wollen, selbst wenn die anderen zum Abfall kommen sollten. Bei seiner mangelnden gründlichen Selbsterkenntnis, bei dem Gemisch von aufrichtiger Heilandsliebe, falscher Kühnheit und gefährlichem Selbstvertrauen setzte er dem Heilandswort sein eigenes entgegen.

Ganz anders war es bei Paulus. Ihm hatte der Herr durch den Geist gezeigt, dass schwere Trübsale seiner in Jerusalem warteten. Nun sagte er gleichsam: Ich bin völlig einverstanden mit Jesu Weg. Wenn er noch mehr auflegen sollte, so will ich auch nicht widersprechen. Sein Bekenntnis floss aus völliger Beugung unter Jesu Willen. Während in den kühnen Petrusworten ein gewisses "Nein" gegen Jesu Hinweis lag, enthielt die Antwort von Paulus ein volles "Ja" zu seiner Weisung.

Obgleich das Bekenntnis von beiden herrlich und schön lautete, so fehlte doch bei dem einen das gründliche Fundament der eigenen Schwachheit und der Beugung. Bei dem anderen ist es vorhanden. Die prächtigen Worte allein tun es nicht.


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
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Sich für Gottes Willen zu entscheiden, bedeutet nicht die Leugnung des menschlichen freien Willens

Einmal stellte jemand die bedenkenswerte Frage: »Wenn wir beten: ›Nicht mein Wille geschehe, sondern der Deine!‹, verleugnen wir dann nicht unseren Willen, indem wir uns weigern, diese Kraft zur Entscheidung einzusetzen, die doch Teil unserer Gottesebenbildlichkeit ist?« Die Antwort ist ein schlichtes »Nein« – aber das Ganze bedarf weiterer Erklärungen. Kein absichtlich vollzogener Akt stellt die Freiheit des Willens infrage. Wenn sich ein Mensch für den Willen Gottes entscheidet, verleugnet er nicht sein Wahlrecht, sondern er nimmt es wahr. Was er tut, bedeutet die Anerkennung, nicht gut genug zu sein, um die beste Wahl zu treffen, und sich nicht klug genug zu fühlen, um danach zu handeln. Und aus diesem Grund bittet er einen anderen, der sowohl weise als auch gut ist, für ihn die Entscheidung zu treffen. Für den gefallenen Menschen ist dies der allerbeste Gebrauch, den er von seinem freien Willen machen kann! Tennyson erkannte das und schrieb etwa so über Christus:

Du, wahrer Mensch auf Gottes Thron, Gingst ganz gehorsam, heilig durch die Welt, Damit mein Wille, Gottes Sohn, Sich Deinem Willen freudig unterstellt.

In diesen Worten liegt viel gesunde Belehrung – unser Wille soll sich, dem Vorbild Christi folgend, jetzt Seinem Willen unterstellen. Der wahre Heilige erkennt an, von Gott die Gabe der Freiheit erhalten zu haben. Er weiß, dass er nicht gewaltsam zum Gehorsam gezwungen wird und dass Gott ihn nicht wie ein ungezogenes Kind durch Schmeicheln zum Tun Seines Willens bewegen möchte. Er weiß: Das wären Methoden, die sowohl Gottes als auch seiner eigenen Seele unwürdig sind!