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Predigten zu Apostelgeschichte 16,30

"Und er führte sie heraus und sprach: Ihr Herren, was muß ich tun, auf dass ich errettet werde?"

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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2. Wie kam der Kerkermeister zu seiner Frage?

Was und wie Gott im Verborgenen am Herzen des Kerkermeisters gearbeitet hat, weiss niemand. Zwei Dinge aber wissen wir:

1. In dem Erdbeben empfing er einen Eindruck von der furchtbaren Macht Gottes, die in einem Augenblick alle menschlichen Pläne vernichten kann.

2. In der Freundlichkeit Pauli leuchtete ihm ein Strahl der göttlichen Liebe entgegen.

Beides zusammen ist wohl geeignet, ein hartes Herz zu schmelzen. Ob er Paulus vorher predigen hörte, wissen wir nicht, gewiss aber ist, dass er die Behandlung, welche die Apostel erfuhren, und die Art, wie sie die Behandlung ertrugen, mit seinen Augen geschaut hat. Diese Predigt des Wandels hat er sicherlich beobachtet, selbst wenn er sich um die bisherige Missionstätigkeit dieser Männer nie bekümmert haben sollte. Als nun das Erdbeben die Bande löste und die Türen öffnete, da wird er eine höhere Hand gemerkt haben, die schützend für diese Männer eingriff. Dies alles wirkte nicht vergeblich auf das Herz dieses Mannes ein. Ihn ergriff das Verlangen, innerlich das zu besitzen, was er an den beiden Gefangenen beobachtet hatte. So kam er dazu, dass er zitternd vor Schrecken und innerer Bewegung ihnen zu Füßen fiel und nach dem Weg zur Seligkeit fragte.

Gott hat gar verschiedene Weisen, um Menschen zum Fragen nach der Seligkeit zu bringen. Doch pflegt er in seinem Wort und in seiner Führung die beiden Mittel des Ernstes und der Liebe zu gebrauchen, die er bei dem Kerkermeister anwandte (Römer 11, 22; 2. Mose 19, 4).


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Der Anfang des Glaubens ist das, wenn ein Mensch über seinen Herzenszustand verlegen wird und sich in seiner Verlegenheit an den Heiland wendet. Sind wir denn von Natur in Verlegenheit über unsern Herzenszustand? Nein! Von Natur sind wir tote Klötze, welche nichts von Gott wissen und zufrieden sind, wenn sie ihren Bauch füllen oder ihre sonstigen Bedürfnisse, Lüste und Begierden befriedigen können. Dies ist der Zustand aller Heiden; ohne Hoffnung, ohne Trost, ohne einen rechten Begriff von Gott und unserem Verhältnisse zu ihm, in dumpfer Finsternis ihres Herzens gehen sie dahin, jämmerliche Knechte der Begierden und Gelüste ihres Herzens. Schon darin ist uns Jesus zu Hilfe gekommen, daß er uns hat in der christlichen Kirche geboren werden lassen, wo wir doch von Jugend auf etwas von Gott, vom Heiland, von unserer Bestimmung, von Himmel und Hölle und vom Willen Gottes an uns gehört haben. Aber damit ist es noch nicht ausgerichtet. Wenn nicht Jesus ferner Barmherzigkeit an uns tut, so können wir vielleicht die ganze Bibel in unserem Kopf haben und sind und bleiben doch geistlich tote Leute, sicher, faul und kalt. Es fällt uns wohl hin und wieder etwas ein von Gott, aber wir meinen, wir stehen gut zu ihm, oder wir wollen uns schon mit ihm zufrieden stellen; es fällt uns wohl etwas ein von der Ewigkeit, aber wir erschrecken nicht davor; es fällt uns wohl ein, daß wir Sünder sind, aber wir denken: Alle Menschen sind Sünder, und dafür ist ja das Verdienst Christi da; es fällt uns wohl hin und wieder ein Spruch ein, aber er hat keine Kraft an unsern Herzen; dabei gehen wir eben dahin nach unsers Herzens Gutdünken oder nach den Gewohnheiten der Welt; kurz, wir sind und bleiben ohne Leben aus Gott, wenn nicht Jesus selbst eine Verlegenheit über unsern Zustand in uns erweckt.

Wie teuer, Gott, ist deine Gut, daß du erleuchtet mein Gemüt, und selbst zur Buße mich gebracht, als ich in Nacht mit jenen fortging unbedacht.