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Predigten zu Apostelgeschichte 15,39

"Es entstand nun eine Erbitterung, so dass sie sich voneinander trennten, und dass Barnabas den Markus mitnahm und nach Cypern segelte."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Der weitere Verlauf des Zwiespalts.

Da eine Einigung zwischen Paulus und Barnabas nicht zu erzielen war, so blieb nichts anderes übrig, als dass beide sich trennten. Trotz aller menschlichen Schwachheit und Irrung mag doch in dieser Trennung eine göttliche Absicht gewaltet haben, weil jetzt Paulus in der zweiten Missionsreise die führende Stelle einnahm, zu der Gott ihn bestimmt und ausgerüstet hatte. Die an den Trennungsbericht sich anschließenden Schlussverse enthalten eine dreifache Bestätigung des Paulus.

1. Zuerst ist der bei den Aposteln zu Jerusalem in hohem Ansehen stehende Silas (V. 27) bereit, Paulus zu begleiten. Hätte derselbe Barnabas zugestimmt, so würde er wohl kaum zu diesem Weg Freudigkeit gehabt haben.

2. Sodann reist Paulus ab unter den Segenswünschen der übrigen Brüder, was bei Barnabas nicht erwähnt wird. So deutet der Text wohl an, dass die Brüder in der vorliegenden Frage mehr auf der Seite des Paulus als auf der des Barnabas standen.

3. Endlich geht eine gesegnete Wirkung von der Arbeit des Paulus aus. "Er stärkte die Gemeinden". Sehen wir zu, dass wir in allen Schwierigkeiten solche Stellung einnehmen, dass bewährte Jünger Jesu gern auf unsere Seite treten, dass die Segenswünsche des Volkes Gottes unsere Arbeit begleiten, und dass Ewigkeitssegen unsere Arbeit begleiten kann.

Mit diesen Versen ist aber die Geschichte des Zwiespaltes von Barnabas und Paulus noch nicht beendigt. Vielmehr erfahren wir aus anderen Stellen, dass Paulus in späterer Zeit doch wieder den Johannes Markus als Mithelfer bei sich hatte, so dass die Meinungsverschiedenheit über die Hinzuziehung dieses Bruders im Laufe der Zeit völlig verschwunden ist. Sobald Markus sich wirklich bewährte, trug Paulus keine Bedenken mehr, ihn als Mithelfer zu gebrauchen. Gebe Gott, dass alle Differenzen zwischen Gotteskindern unter der Zucht der Gnade auch also beseitigt werden mögen wie diese, und nicht durch Satans List in Hass und Feindschaft ausarten.


Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

" Und sie kamen scharf aneinander, also dass sie voneinander zogen ..."

Warum stehen solche "Ärgernisse", fragt mancher, der am liebsten alles nach seiner Meinung eingerichtet sähe - in der Natur, in der Bibel und am Leben. Um der Wahrheit willen! Weil die Großen am Reich Gottes auch schwache fehlende Menschen geblieben sind. Du brauchst ja daran kein Ärgernis zu nehmen. Ärgernis nehmen kann ebenso oft Sünde sein wie welches geben. - Mir sind solche Stellen nicht ein behagliches Polster für das Sichgehenlassen, sondern ein Trost. Der Herr warf beide darum nicht fort. Der Herr hat Geduld und möchte auch aus den Fehlern seiner Knechte noch etwas Gutes schaffen. Wenn ich also manchesmal ähnlich gesündigt habe wie jene, dann beuge ich mich, wie sie es später auch getan haben (denn Markus ist einige Jahre später mit Paulus zusammen), und suche Vergebung und finde sie. Lieber wäre es mir, es käme dergleichen nie mehr bei mir vor. Denn des Menschen Zorn richtet keine Gerechtigkeit vor Gott an. - Ob aber in der Sache nicht doch Paulus recht hatte, wie die Zukunft lehrte! Aber das Rechthaben in der Sache entschuldigt das Unrecht in der Form nicht! Rechthaberei bleibt für uns eine böse Klippe, an der schon mancher Segen gescheitert ist.

Und du, Herr Jesus, hattest gewiss recht und hast doch das Widersprechen der Sünder erduldet. Sie sprachen dich sogar in den Tod hinan, und du betetest für sie und starbst für sie! Ach, Herr, gib uns nur etwas von deiner Art. Erbarme dich unser, o Jesu. Amen.