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Predigten zu Apostelgeschichte 14,5
Zitate von Alfred Christlieb anzeigen
Die Verfolgung in Ikonien
Je mehr wir der Zeit der letzten antichristlichen Christenverfolgung entgegengehen, um so mehr interessieren uns die einzelnen kleinen Vorspiele, die in der Geschichte des Reiches Gottes vorkamen. Auch hier in Ikonien sehen wir ein solches. Lasst uns den Ansturm der Feinde, das weise Verhalten der Apostel ansehen und den Segen, der aus dieser Verfolgung erwuchs.
1. Der Ansturm der Feinde.
Wie eine große, schwere Wetterwolke zog sich die Macht der Evangeliumsfeinde in dieser Stadt zusammen. So verschieden sonst die Anschauungsweise der Juden und Heiden auch war, so misshellig beide manchmal untereinander sein mochten, hier, wo es gegen die gläubigen Christen und Zeugen Jesu ging, waren sie geschlossen einig. Mit ihren Führern an der Spitze verbündeten sie sich, der Tätigkeit des Paulus und Barnabas ein Ende zu machen. Auch vor Mord und Totschlag schreckten sie nicht zurück, um ihr Ziel zu erreichen.
Welch eine unheimliche Höllenmacht tritt uns hier entgegen! Wie könnte man bei ihrem Anblick erzittern und erbeben und für die Sache des Evangeliums das Schlimmste befürchten! So hat es oft ausgesehen, und so wird es einst außehen, wenn der letzte Ansturm gegen das Christentum hereinbricht (Offenbarung Johannes 19, 19). Wenn einst der große Zusammenschluss aller christusfeindlichen Mächte erfolgen wird, und unser Herz vor ihm erbeben will, dann lasst uns daran gedenken, dass frühere ähnliche Gewitterstürme der Gemeinde Jesu nicht haben schaden und sie nicht haben vernichten können. Der Herr, der damals sein Volk hindurchtrug, wird es auch dann tun. Wir brauchen also nicht zu erschrecken und zu verzagen. (Psalm 76, 11; 1. Petrus 3, 14).
2. Das weise Verhalten der Apostel bei dem feindlichen Ansturm.
Das Verhalten der Apostel in dem gegen sie hereinbrechenden Ansturm zeigt uns eine große Weisheit. Drei Abwege vermieden sie, die in solchen Stunden naheliegen können:
1. Sie mieden den Abweg irgendwelcher fleischlichen Gegenwehr. Sie sammelten nicht etwa die zu ihnen haltenden Einwohner der Stadt, die ja auch "eine große Menge" bildeten (V. 1), um Macht gegen Macht zu entfalten. Das lag ihnen völlig fern. Sie kannten ihres Meisters Wort: "Wer das Schwert nimmt, soll durchs Schwert umkommen" (Matthäus 26, 52).
2. Sie mieden aber auch den Abweg der völligen Untätigkeit. Es wäre Gottversuchen gewesen, wenn sie auf wunderbare Bewahrung und Schutz von oben gehofft hätten, wo es in ihrer Macht lag, für die eigene Sicherheit zu sorgen. Sie kannten auch das andere Wort Jesu: "Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so flieht in eine andere" (Matthäus 10, 23). Dieser Weisung folgend, entzogen sie sich der Gefahr durch die Flucht.
3. Endlich mieden sie auch den Abweg der Furcht und Verzagtheit. Sie hätten durch die Macht und den Hass der Feinde Mut und Freudigkeit zu weiterer Missionstätigkeit verlieren können. Dass dies nicht der Fall war, beweist die Tatsache, dass sie sofort in der benachbarten Gegend, in Lykaonien, fortfuhren, das Evangelium zu verkündigen (V. 7). Von dem falschen Mut, der sich in fleischlicher Gegenwehr gezeigt hätte, und von dem falschen Vertrauen, das sich in untätigem Abwarten offenbart hätte, wollten die Apostel nichts wissen. Aber den richtigen Mut und das wahre Gottvertrauen bewiesen sie, indem sie fortfuhren, dem Befehl ihres Meisters gemäss sein Wort zu verkündigen.
Dies ist die richtige, Gott wohlgefällige Stellung in Zeiten hereinbrechender Verfolgung.
3. Der Segen der Christenverfolgung.
"Ihr gedachtet es böse zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen", sprach einst Joseph zu seinen Brüdern (1. Mose 50, 20). Dieses Wort dürfen wir auch auf die Feinde des Evangeliums in Ikonien anwenden, welche die Verfolgung gegen die Apostel herbeiführten. Ihr Treiben musste gegen ihren Willen sowohl den Aposteln, als auch der Christengemeinde zu Ikonien und endlich der ganzen Reichssache Jesu Gewinn bringen.
1. Für die Apostel bestand der Segen darin, dass sie nach all ihren großen Erfolgen und den herrlichen Erweckungen vor falschen Höhen bewahrt und in der Niedrigkeit und Demut gehalten wurden. Die Feinde mussten dazu dienen, dass ihnen das gefährliche Ausruhen auf Siegeslorbeeren unmöglich gemacht wurde.
2. Die Christengemeinde zu Ikonien wurde durch die Verfolgung wetterfest und selbständig gemacht. Die jungen Christen wurden davor bewahrt, an den Werkzeugen hängenzubleiben, durch die sie zum Glauben geführt worden waren. Wie es für den Kämmerer aus dem Mohrenland heilsam war, dass er von Philippus getrennt wurde, so hatte es für die Christen von Ikonien sein Gutes, dass sie sich nicht mehr auf menschliche Segensträger stützen konnten, sondern auf den Herrn selbst angewiesen waren.
3. Vor allen Dingen - und darauf weist uns der Text hin - musste die Verfolgung dazu dienen, dass das Evangelium auch an anderen Orten und in weiteren Gegenden noch schneller verbreitet wurde. Die Gegner glaubten, dem Wort Gottes eine große Niederlage bereitet zu haben; sie mussten aber gerade seinen Siegeslauf fördern.
Welch ein großer und herrlicher Gott, der das Treiben seiner Feinde seinen Knechten, seinem Volk und seiner ganzen Reichssache dienstbar macht (Psalm 119, 91; Philipper 1, 12).