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Predigten zu Apostelgeschichte 13,1
Zitate von Alfred Christlieb anzeigen
Die leitenden Brüder in der Christengemeinde zu Antiochien.
Unser Text zeigt uns die vornehmlich am Wort dienenden Brüder in der jungen Christengemeinde zu Antiochien. Lasst uns aufmerksam ihre Zahl und Bezeichnung, ihre Reihenfolge und ihre Vorgeschichte betrachten!
1. Zahl und Bezeichnung der leitenden Brüder.
Die Zahl und Bezeichnung derselben zeigt uns, wie reichlich Gott sein Volk dort mit dem Wort des Lebens versorgte! Hätte die Gemeinde nur einen gläubigen Prediger in ihrer Mitte gehabt, so wäre das schon eine Ursache zum Danken gewesen. Nun gab ihr Gott fünf Zeugen der Wahrheit! Welch eine Gnade!
Dazu teilte er die Gaben unter denselben mannigfaltig aus, wie ihre Bezeichnung erkennen lässt. Einigen schenkte er prophetischen Gaben, indem er sie unmittelbar durch seinen Geist erleuchtete ("Propheten"). Anderen gab er die Fähigkeit, Gottes Wort in verständlicher Weise auszulegen und zu erklären ("Lehrer").
Wer will die innere Stärkung und Bereicherung ausdenken, die Gott seiner kleinen Herde durch solche Männer gab!
Wenn sich ringsumher von seiten der Welt Hass und Feindschaft zeigte, so erfuhr sie in ihren Zusammenkünften immer neue Erquickungen durch den Mund dieser Knechte. Hier war "des Herrn Wort" nicht "teuer", wie einst in Samuels Jugendzeit (1. Samuel 3, 1). Hier erfüllte sich vielmehr das Wort: "Ich will euch Hirten geben nach meinem Herzen, die euch weiden sollen mit Lehre und Weisheit" (Jeremia 3, 15). Hier hatte "Gott etliche gesetzt zu Propheten ..., etliche zu Hirten und Lehrern, dass die Heiligen zugerichtet werden" (Epheser 4, 11. 12).
Lasst uns die Fürsorge Gottes für die inneren Bedürfnisse seines Volkes rühmen (Psalm 115, 12 a).
2. Die Reihenfolge der leitenden Brüder
ist nicht gleichgültig. Barnabas, der Abgesandte und Vertreter der Muttergemeinde Jerusalem, steht an erster Stelle. Nach dem Ansehen, das dieser Knecht Gottes damals genoss (Kap. 4, 36; 9, 27; 11, 22 - 26), erscheint dies gerecht und billig. Nach ihm folgen drei in der Heiligen Schrift sonst unbekannte Männer. An letzter Stelle steht der damals noch jüngere und erst später in die Arbeit eingetretene (Kap. 11, 25) Saulus.
Im Reich Gottes herrscht nicht Willkür, Unordnung und buntes Durcheinander. Wenn es in demselben auch keine Rangstufen im Sinn der Welt gibt, wenn dort auch alle als Brüder unter einem Meister gleichgestellt sind (Matthäus 23, 6 - 12), so gibt es doch gottgewollte Voran- und Hintanstellungen. Nicht umsonst heißt es im Anfang der ersten Missionsreise lange Zeit "Barnabas und Saulus", später aber "Saulus (Paulus) und Barnabas". Jeder wird an die Stelle gesetzt, die ihm zukommt. So ist es auch nicht umsonst, dass Saulus in jener Zeit unter den am Worte dienenden Brüdern an der letzten Stelle genannt ist. Der Mann, welcher nach Gottes Rat alle anderen an Bedeutung weit übertreffen sollte, nahm zunächst im Kreis seiner Mitarbeiter die letzte Stelle ein! Gewiss übertraf Saulus schon damals manchen der genannten Lehrer an Gaben und Fähigkeiten zum Dienst im Reich Gottes. Trotzdem übergab man ihm nicht sofort die führende Rolle unter den dienenden Brüdern. Diese behielt Barnabas.
Sicherlich lag in der Saulus zugewiesenen Stellung eine weise, göttliche Absicht. Gott erzieht immer zur Demut. Er sorgt dafür, dass seine Knechte nicht zu früh den Führerstab in die Hand bekommen, ehe sie dazu ausgereift sind .
Wohl allen, die sich wie Saulus in Antiochien an den letzten Platz im Brüderkreise stellen lassen (1. Petrus 5, 5; Epheser 5, 21).
3. Die Vorgeschichte der leitenden Brüder
ist uns nur bei Barnabas, Saulus und Manahen bekannt und zeigt uns die Mannigfaltigkeit der Wege, auf denen Gott seine Werkzeuge zubereitete und an diesen Platz führte.
Erwähnt wird in unserem Text nur die Vorgeschichte Manahens. Dieser war ein Jugendgenosse des gefährlichen Christenfeindes Herodes, der Johannes den Täufer enthaupten ließ. ("Manahen, der mit Herodes, dem Vierfürsten, erzogen war").
Lasst uns bei dieser Geschichte Manahens etwas verweilen. Wer wie Manahen an einem Fürstenhof aufgewachsen ist, wer wie dieser Beziehungen zu den höchsten Gesellschaftskreisen hat, der ist in der Regel mit besonders starken Fäden und Ketten an die Welt gebunden (Johannes 12, 42. 43). Er hat es nicht leicht, durch alle Standesvorurteile durchzubrechen und in die Gemeinschaft der verachteten Jesusjünger einzutreten. Manahen muss diesen großen Schritt getan haben. Wann und wie dies geschah, wird nicht berichtet. Wir erfahren nur die Tatsache, dass der ehemalige Spielgenosse des Herodes ein gläubiger Christ und ein Führer der Christengemeinde geworden ist. Manahen hätte versuchen können, seine Beziehungen zu Herodes zur Gewinnung irdischer Ehren auszunützen. Er konnte als Mann von Rang und Bildung nach glänzender Laufbahn in der Welt trachten. Er muss sich bewusst gewesen sein , dass sein Bekenntnis zu Christus ihm die Türen zu vielen Ehren- und Rangstellungen zuschloss. Er hat ohne Zweifel gewusst, welch ein Kopfschütteln und Spott von seiten der vornehmen Welt entstehen würde, wenn er Christ wurde. Dennoch betrat er den verschmähten Weg der Nachfolge Jesu. Er verzichtete auf eine vergängliche Ehrenlaufbahn und erwählte eine unvergängliche. Er glich Mose, der sich trotz seiner Stellung am Pharaonenhof dem Volk Gottes anschloss (Hebräer 11, 24 - 26).
Manahens Beispiel kann all denen Mut machen, welche durch gesellschaftlich hohe Stellung aufgehalten werden, sich auf Jesu Seite zu stellen. Wohl allen Nachfolgern dieses einstigen Jugendgenossen des Herodes! (Kap. 17, 34; Johannes 4, 47; 19, 38).