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Predigten zu Amos 7,1
Siehe, es war das Spätgras, nach des Königs Mähen
Unser König muss oft das Gras abmähen lassen in unseren Herzen, – die Maßliebchen und Butterblümchen unserer Erfahrungen, auf die wir so stolz sind, die schönen schlanken Gräser in ihrer Blüte. Wenn Er sie stehen ließe, so würde die ganze Wiese zu sehr verwildern.
Mähen schließt ein sterben in sich. Alle die hübschen Blümchen, die unzähligen Grashalme liegen da in langen Reihen, im Tode, um bald hinweggeräumt zu werden. Die letzten Seufzer von tausend dahinsterbenden Blumen werden von dem leichten Frühlingshauch davongetragen. Auch wir müssen bereit sein, unserer selbstgefälligen Freude, unseren seligen Stimmungen und Gefühlen, unseren Klagen und Tröstungen zu sterben – wenn sie zwischen uns und unseren König eindringen wollen. Aber nach des Königs Mähen kommt das Spätgras. Die zartesten, saftigsten Schösslinge sollen auf dem Rasen zu finden sein, der wiederholt gemäht worden ist. Da weiden die jungen Lämmer am liebsten, wenn es ihnen gestattet wird. So gibt es auch sicherlich seine so innige Frömmigkeit, als solche, die der wiederholten Anwendung der Sense Gottes folgt. Wenn solche Schläge uns der Gesundheit, unserer Liebe, unsers Geldes, unserer angenehmen Verhältnisse beraubt haben, dann sprossen die zartesten Triebe der Liebe, des Gebets, der Hingabe an Gott. O fürchte die Sense nicht! Der König liebt dich zu sehr, um dich zu beschädigen. Sei getrost; du wirst noch Spätgras tragen.
„Was denken sie jetzt von Ihrem Gott?“ so fragte ein Ungläubiger einen bewährten Christen, der zwanzig Leidensjahre hinter sich hatte. „Da Er mich in so heftigen Schmerzen doch völlig stille erhalten kann“, war die Antwort, „so denke ich größer von Ihm als je.“ Das war wahrhaftig herrliches Spätgras.