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Predigten zu Amos 5,21
Zitate von Jakob Kroeker anzeigen
"Ich hasse eure Feste, Ich mag eure Gottesdienste nicht riechen. Tue weg von mir das Geplärre deiner Lieder, Ich mag dein Harfenspiel nicht hören. Sondern Recht quelle hervor wie Wasser und Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Strom." Am. 5,21 f
So hatte sich Amos des göttlichen Auftrags erledigt. Er brachte seinem Volke die große Kunde: Gott ist ein Gott der Gerechtigkeit! Nicht äußerlich gepflegte, religiöse Kulte regeln das Verhältnis zu Gott und zum Nächsten, sondern die sittliche Herzensstellung, in der der Mensch vor Gott wandelt. Nicht das blosse Sich-verlassen auf Gottes schützende Macht erhält den Staat, sondern die Pflege der von Gott geoffenbarten Gerechtigkeit. Das war Morgendämmerung! Das war die Ankündigung eines neuen Tages durch den Anbruch einer wahren Gotteserkenntnis.
Damit stand Amos am Anfang jener Stufe des Gottesdienstes und der Gottesverehrung, die Jahrhunderte später Jesus so unvergleichlich tief mit den Worten bezeugte: "Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, und ist schon jetzt, wo diejenigen, die den Vater anbeten, Ihn anbeten werden im Geist und in der Wahrheit." Amos verlegte somit das Schwergewicht des Verhältnisses des Menschen zu Gott in das innerste Heiligtum des Menschen: in dessen Seele und Gesinnung.
Durch seinen prophetischen Dienst durchbrach Amos mithin die nationalen Schranken der israelitischen Volksreligion. Er eröffnete seinen Brüdern nach dem Fleisch den Blick für eine Gottesverehrung, wie sie von Gott herbeigesehnt wurde, und zwar nicht nur für Israel allein, sondern für alle Völker. Nicht die kultische Gesetzesreligion eines Mose, sondern die prophetische Herzensfrömmigkeit eines Amos konnte daher allein auch das Erbe jener Völker werden, die sich nach wahrer Gotteserkenntnis und beseligender Gottesverehrung in den kommenden Jahrhunderten und Jahrtausenden sehnen würden. Amos ist daher eine der größten und bedeutendsten prophetischen Persönlichkeiten auf dem Boden der göttlichen Offenbarungsgeschichte. Durch ihn wurde die Menschheit vom kultischen Gottesdienst auf die innerliche Geistesgemeinschaft geführt, in die Gott unser Leben hineinziehen will. Denn Gott ist es zu tun um den Umgang von Person zu Person, um die Gemeinschaft des Geistes mit denen, die Er liebt, und die Ihn lieben. Ihnen ist Er der Gebende, sie sind Ihm die Empfangenden. So baut sich alsdann im Leben der Glaubenden ein Umgang mit Gott auf, in welchem nicht entscheidend die kultische Handlung vor Gott ist, sondern die Gemeinschaft des Geistes zwischen dem menschlichen Ich und dem göttlichen Du.