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Predigten zu Amos 1,1
Die Worte des Amos, der unter den Hirten von Tekoa war
Gott zaudert nicht, einen Hirten in seinen Dienst zu nehmen, wenn nur sein Herz Ihm lauterlich ergeben ist. Einen solchen ruft Er aus der Mitte seiner Genossen heraus, und bestimmt ihn zum Dienste am Heiligtum. Das Joch eines Ochsen, das Horn eines Bockes, eine Hirtenschleuder kann seinem Zwecke dienen. Nicht was ein Mann hat, sondern was er ist, gibt den Ausschlag.
Wenn wir dieses kräftige Buch alter Weissagung durchschauen und beachten, wie viele Bilder darin sich auf das Hirtenleben beziehen, so empfinden wir es tief, dass ein edler, Gott geweihter Geist, die niedrigste Arbeit verrichten, und den alltäglichsten Beschäftigungen eine Würde verleihen kann. Die gewöhnlichen Ereignisse auf einem Bauernhofe können die Gedanken Gottes eben so gut ausdrücken, wie die heiligen Gebräuche des Tempels, mit denen Hesekiel vertraut war. Nichts ist an sich selbst gering oder unrein; aber durch eine ungöttliche Gesinnung können wir alles entwerten. Wenn wir alles vom göttlichen Standpunkt aus betrachten, so sehen wir überall heiliges Licht durchschlagen, gleich jenem, das die Kleider Jesu so hell machte, wie kein Färber auf Erden sie so weiß hätte machen können. Die Herrlichkeit strahlte aus seinem Herzen heraus. Es kommt verhältnismäßig selten vor, dass Gott jemand aus den obern Klassen der Gesellschaft zu hervorragender Tätigkeit braucht. „Sehet an, liebe Brüder, euern Beruf; nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Gewaltige, nicht viele Edle sind berufen, sondern . . . was schwach ist vor der Welt . . . das Unedle, . . . das Verachtete hat Gott erwählet.“ Hier und da tritt ein Edler, ein Gewaltiger auf: ein Zinzendorf, ein Shaftesbury; aber viel häufiger sind die Fischer und Zöllner: Luther des Bergmanns Sohn, Tersteegen, der Bandweber, Carey, der Schuhmacher.