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Predigten zu 5. Mose 24,11
Der, dem du borgest, soll sein Pfand zu dir herausbringen
Welches Zartgefühl und welche Achtung für die Gefühle anderer spricht aus dieser Vorschrift! Ein Armer bedarf eines Darlehens und geht deshalb zu seinem reichen Nachbarn. Es wäre möglich, dass dieser, im Bewusstsein seiner Stellung und seines gefüllten Geldbeutels, rücksichtslos die Schwelle des armen Mannes überschritte, mit verächtlichen Blicken das armselige Geräte musterte, und dann in unzarter Eile seine Hand auf etwas legte, das des Armen kostbarster Besitz wäre. Dies – das seinem Vater teuer gewesen war! Weites – das ihn an glücklichere, bessere Tage erinnerte! Nein, das durfte nicht sein nach dem göttlichen Gebot. Wenn der Arme um ein Darlehen bat, so sollte er selbst sein Pfand auswählen und mit eigener Hand aus dem Hause tragen; es sollte seine Tat sein.
1. Gott achtet die Würde, die Er uns verliehen hat
Er will sich keinem Menschen aufdrängen. Obwohl Er uns gemacht hat, so wartet Er doch, bis wir Ihm den Eintritt bei uns gewähren. Er steht vor der Türe und klopft an. Er bittet um unsere Übergabe an Ihn, dass wir Ihm unser ganzes Wesen, als Pfand und als Gegengabe für das Anerbieten Seiner unendlichen Gnade darbieten; aber Er nimmt nichts an, bis wir es Ihm geben; Er betrachtet nichts, das unser ist, als Sein Eigentum, bis wir auf Seine Aufforderung bin, Ihm Geist, Seele und Leib geweiht haben.
2. Gott erwartet, dass auch wir die Würde anderer achten
Wir wollen jenes wunderbare Seelenleben, das der eigenste Besitz jedes einzelnen ist, ehrerbietig behandeln. Wir haben kein Recht, uns da einzudrängen. Der Beichtvater darf sich nicht in den heiligen Vorhof des Gewissens stellen. Sind wir des zarten Erbarmens Gottes teilhaftig geworden, so müssen wir das auch an unseren Mitmenschen beweisen.