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Predigten zu 2. Samuel 21,10
"Da nahm Rizpa, die Tochter Ajas, Sacktuch, und breitete es sich aus auf dem Felsen, vom Anfang der Ernte an, bis das Wasser vom Himmel über sie troff; und sie ließ das Gevögel des Himmels nicht auf ihnen ruhen bei Tage, noch das Getier des Feldes bei Nacht."
Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Da nahm Rizpa, die Tochter Ajas, einen Sack und breitete ihn auf den Fels von Anfang der Ernte bis das Wasser vom Himmel über sie troff, und ließ des Tages die Vögel des Himmels nicht auf ihnen ruhen, noch des Nachts die Tiere des Feldes."
Wenn die Liebe eines Weibes zu ihren erschlagenen Söhnen sie dazu vermochte, ihre Klagetrauer eine so lange Zeit hindurch zu halten, sollen wir müde werden mit dem Betrachten der Liebe unsers hochgelobten Heilandes? Rizpa vertrieb die Raubvögel, und sollen nicht auch wir von unsern Andachtsübungen all jene weltlichen und sündhaften Gedanken fern halten, welche sowohl unser Gemüt verunreinigen, als die heiligen Gegenstände entweihen, mit denen sich unser Nachdenken beschäftigt? Weg, ihr unheiliges Gezüchte! Lasset das Opfer unberührt! Rizpa ertrug die Sommerhitze, den Nachttau und den Regen; sie blieb obdachlos und einsam. Der Schlaf floh von ihren tränenschweren Augen; ihr Herz war zu voll, um dem Schlummer Einkehr zu gestatten. Siehe, wie sehr sie ihre Kinder liebte! Sollte Rizpa soviel über sich ergehen lassen, und wir sollten bei der ersten geringen Schwierigkeit zurückweichen? Sind wir denn solche Feiglinge, dass wir nicht vermögen mit unserm Herrn zu leiden? Rizpa verscheuchte auch die wilden Tiere mit einem für ihr Geschlecht ungewöhnlichen Mut, und wir sollten uns nicht bereit finden lassen, um Jesu willen allen Feinden zu widerstehen? Diese ihre Kinder wurden von fremden Händen erschlagen, und doch weinte und wachte sie: was sollen denn wir tun, die wir mit unsern Sünden den Herrn gekreuzigt haben? Unsre Schuld ist unermesslich, so sollte denn unsre Liebe inbrünstig und unsre Reue tief sein. Bei Jesu zu wachen, sollte unser Beruf, seine Ehre zu wahren, unser Geschäft, bei seinem Kreuze zu bleiben, unser Trost sein. Jene Leichname hätten wohl Rizpa Furcht einflössen können, aber unser Herr, an dessen Kreuz wir liegen, hat nichts Furchtbares für uns, sondern Er zieht uns mächtig hin. Wo ist je eine lebendige Schönheit so hinreißend schön wie der sterbende Heiland? Herr Jesu, wir wollen noch ein wenig bei Dir wachen, und enthülle Du Dich uns gnädiglich; dann sitzen wir nicht im Sack und in der Asche, sondern in einem königlichen Palast.