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Predigten zu 1. Timotheus 6,11

"Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge; strebe aber nach Gerechtigkeit, Gottseligkeit, Glauben, Liebe, Ausharren, Sanftmut des Geistes."

Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Nur nicht aus der Ruhe bringen lassen!" Es gibt sehr viele Leute, die diesen ach! so weisen Satz zu ihrer Parole gemacht haben, – alte und junge!

Es muss offen gesagt werden: Für diese Leute ist das Evangelium nichts. Nein, das Evangelium ist nichts für bequeme Leute. Die werden es auf sich beruhen lassen. Allerdings werden sie an jenem Tage mit Schrecken erfahren müssen, dass Gott wohl imstande ist, sie aus ihrer satten Ruhe aufzuscheuchen. Und sie werden es sehen müssen, wie sie um ihrer fleischlichen Ruhe willen die ewige Ruhe bei Gott verspielt haben.

Wohl dem, der sich hier schon von Gott aus der Ruhe bringen lässt! Nein, Christenstand ist nichts für bequeme Leute. Das sagt uns unser Textwort. Es nennt zwei Tätigkeitswörter, welche allerhöchste Kraftanspannung bezeichnen: „Fliehen" und „Nachjagen".

„Fliehen" kann eine sehr schimpfliche Sache sein. Aber es gibt auch andere Fälle. Ein Teilnehmer des Weltkrieges erzählte: „Als im Weltkrieg der Gaskrieg begann, bin ich einmal vor einer Gaswolke geflohen. Ich hatte keine Gasmaske. Und gerade die Mulde, in der ich lag, wurde mit Gas beschossen. Da bin ich vor dem weißen Tod geflohen. Eine Höhe hinauf. Die tödlichen Schwaden zogen hinter mir her. Oh, wie habe ich die letzte Kraft eingesetzt!"

So – sagt die Schrift – flieht ein Gottesmensch. Wovor? Die Verse vorher nennen die tödlichen Gaswolken: Sorgengeist – Reich-werden-Wollen – schädliche Lüste – Geiz. Kurz: das Verlorensein mit der Welt und ihrem Wesen. Davor lasst uns fliehen! Und auch das andere Wort bezeichnet Kraftanspannung: „Nachjagen". Wie ein Jäger die Ruhe drangibt, um ein edles Wild zu jagen, so jagt der Gottesmensch dem nach, was allein wertvoll ist: der Gerechtigkeit vor Gott


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Aber du Gottesmensch fliehe solches! Jage aber nach der Gerechtigkeit, der Gottseligkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmut.

Der Apostel sprach unmittelbar vor obigen Worten von der Genügsamkeit und den traurigen Folgen des Geizes, vor dem er den Timotheus mit den Worten warnt: aber, du Gottesmensch, fliehe solches! Es ist ein schöner, tief bedeutsamer Name: Mensch Gottes! Timotheus war ein Mensch, der Gott angehörte; der das Siegel des Geistes Gottes an seiner Stirne trug, dessen Leben Gott geweiht war. Als solcher sollte er sich keine irdischen Schätze sammeln, sondern nach d em trachten, was droben ist. Paulus ermahnte ihn nicht, weil er ihn über alle Versuchung erhaben glaubte; er wusste wohl, dass der alt böse Feind auf allerlei Wegen auch an die Knechte Gottes zu kommen sucht, weshalb sie in besonderer Weise zu wachen haben. In der Ermahnung: fliehe! spricht der Apostel die Entschiedenheit und den vollen Ernst aus, in dem er sich der Geldliebe gegenüber stellen soll, weil sie, wie für jeden Christen, so für Knechte Gottes besonders, eine der gefährlichsten Sünden ist. Knechte und Mägde des Herrn haben keine Zeit, sich Motten- und Rostfraß zu sammeln, sie jagen nach himmlischen Kleinodien. Der Ausdruck „nachjagen“ zeigt uns, wie wir von ganzem Herzen in der Sache des Herrn stehen sollen; Jesu Jüngerschaft und Dienst soll alles halbe, geteilte und laue Wesen ausschließen. Wenn Timotheus nachjagen soll der Gerechtigkeit, der Gottseligkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmut, so konnte er es nur tun, weil er ein Mensch Gottes war; es war kein äußerliches, sondern ein tief innerliches Nachjagen, so dass der heilige Geist seine Kraft hierzu war. Alle sechs Stücke, denen er nachjagen soll, sind Früchte des Geistes, und Pauli Ermahnung zeigt uns, dass ein Gottesmensch in allen Stücken zu wachsen hat, es gibt für ihn kein Stehenbleiben, keine Zeit, in der er sich mit Selbstbefriedigung in seiner eigenen Heiligung spiegeln kann. Seine Losung muss bleiben: vorwärts, dem Ziele zu! Und so bewahrt ihn der Herr vor den Dingen, in die andere sich verstricken und Schaden nehmen an ihrer Seele.

Treuer und barmherziger Gott! Hilf Du mir, zu fliehen die Dinge, die Du hassest, und nachzujagen dem Kleinod der himmlischen Berufung. Bewahre mich vor den Netzen und Stricken, die der Feind mir legen will, um Deines Namens willen. Amen