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Predigten zu 1. Samuel 1,10

"Und sie war bitteren Gemütes, und sie flehte zu der HERR und weinte sehr."

Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Man muss wissen, um was man bittet

Beim Beten ist es nötig, dass der Mensch sich zunächst überlegt, was und worum er beten will. Dann erst weiß er, etwas Wichtiges vorzubringen, was er Gott, dem Herrn, klagen und wofür er Trost und Hilfe von ihm erbitten will. Warum ist das so? Es ist dasselbe, wie wenn ich zu meinem Fürsten gehe, ihn um etwas zu bitten. Da muss ich eine Ursache für mein Bittgesuch haben, sonst stehe ich sehr beschämt da und werde mit großen Unehren hinausgewiesen. Ach, warum kommen wir dann so unvorbereitet vor die hohe Majestät Gottes und fallen dann ganz unbedacht und unvorbereitet wie die Fliegen in den Brei, als sei die Sache keines Nachdenkens wert! Nein, wir wollen uns vorher überlegen, was wir vorbringen möchten und was nicht. Denn wir kommen ja zu dem unbegreiflich großen, allmächtigen Herrn. Darum sollen alle Beter erst bedenken, was unsere Freunde und andere bedrückte Herzen in der gesamten Christenheit nötig haben.


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Und sie war von Herzen betrübt und betete zum Herrn und weinte sehr. Und gelobte ein Gelübde und sprach: Herr Zebaoth, wirst Du deiner Magd Elend ansehen und an mich gedenken, und deiner Magd nicht vergessen, und wirst deiner Magd einen Sohn geben, so will ich ihn dem Herrn geben sein Leben lang, und soll kein Schermesser auf sein Haupt kommen." 1.Sam. 1,10-11

Seelen, die in ihrem inneren Schmerz über die geistliche Unfruchtbarkeit ihres Lebens erst weinen können, werden eines Tages fähig sein, ihrem Volk eine Glaubensfrucht zu schenken, die Leben bedeutet für viele. Denn das ist gewiss, hätten wir mehr Kinder Gottes, die über ihr unfruchtbares Leben wie eine Hanna weinen könnten, unser Auge würde im Reiche Gottes mehr solche Früchte sehen, die ihrem Wesen nach einem Samuel gleichen. Unser Errettetsein, unser Geliebtwerden, unsere reiche Gemeinschaft in Gottesdiensten und auf Glaubenskonferenzen mit so vielen Heiligen, unsere Glaubensverbindung mit Christo, dem Haupte der Gemeinde, - ist uns nicht alles vom Herrn zu dem Zweck gegeben worden, dass auch durch unser Leben eine wirklich geistliche und bleibende Frucht gewirkt werde für Gott? Das empfangende Leben ist berufen, zum fruchtbringenden zu werden.

Hannas Kummer wurde zum Gebet. Als sie wieder mit ihrem Manne zum Hause Gottes hinaufgezogen war, da beugte sie sich daselbst vor dem Herrn und schüttete vor Ihm ihr ganzes Herz aus. Sie legte den Schmerz ihrer Seele nieder zu den Füßen Gottes und erflehte vom Herrn einen Sohn. Sie erflehte sich denselben jedoch nicht, um ihn selbst zu besitzen, sondern gelobte, dass die Frucht ihres Leibes dem Herrn gehören solle.

Das war der Weg, auf dem das Leben Hannas fruchtbar wurde für ihr Volk. Es ist auch der Weg für unser Leben. Hat Gott uns durch seinen Geist die Unfruchtbarkeit unseres geistlichen Lebens zeigen können, beugt es uns und können wir es nicht mehr ertragen, ohne Frucht für die Ewigkeit durchs Leben zu gehen, dann lasset uns mit diesem Schmerz direkt zu Gott gehen! Auch unser Kummer werde zu einem Gebet um einen bestimmten Segen! Nicht für uns soll die erbetene Frucht sein, sondern für Gott, damit sie ein Segen werde für sein Volk.

Hanna empfing den Samuel und erlebte die Macht des Gebets. Es war jedoch nie das Gebet an sich, das Macht hatte. Das Gebet auch des Glaubens ist an sich so ohnmächtig wie wir selbst. Aber ist unser Gebet eine Hingabe an Gott, aufgrund derer Gott handelnd in unser Leben eingreifen kann, dann äußert sich die Macht Gottes auch in unserem Gebet.