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Predigten zu 1. Samuel 16,1

"Und der HERR sprach zu Samuel: Bis wann willst du um Saul trauern, da ich ihn doch verworfen habe, dass er nicht mehr König über Israel sei? Fülle dein Horn mit Öl und gehe hin, ich will dich zu Isai, dem Bethlehemiter, senden; denn ich habe mir unter seinen Söhnen einen König ersehen."

Autor: William MacDonald (* 07.01.1917; † 25.12.2007) US-amerikanischer Prediger der Brüdergemeinden
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"Bis wann willst du um Saul trauern, da ich ihn doch verworfen habe, dass er nicht mehr König über Israel sei?"

Es kommt eine Zeit im Leben, wo wir mit dem Trauern über das Vergangene aufhören und uns an die Arbeit der Gegenwart machen müssen.

Gott hatte Saul als König verworfen. Das war eine endgültige, irreversible Tatsache. Aber Samuel fiel es schwer, sie zu akzeptieren. Er war mit Saul eng verbunden gewesen und weinte nun über seine enttäuschten Hoffnungen. Er betrauerte immer noch einen Verlust, der unwiederbringlich war. Gott sagte deshalb zu ihm: "Hör auf mit dem Trauern. Geh und salbe Sauls Nachfolger. Meine Pläne sind nicht vereitelt. Ich habe einen besseren Mann als Saul, der nun die Bühne der Geschichte Israels betreten wird."

Wir können annehmen, dass Samuel die Lektion nicht nur für sich selbst lernte, sondern sich auch an David weitergab, der Sauls Stelle als König einnahm. Auf jeden Fall zeigte David, dass er diese Lektion gut gelernt hatte. So lange sein kleiner Sohn im Sterben lag, fastete und betete er in der Hoffnung, dass Gott das Kind vielleicht retten würde. Doch als es gestorben war, badete er sich, wechselte die Kleider, ging ins Haus Gottes, um anzubeten, und ließ sich dann eine Mahlzeit vorsetzen. Denjenigen, die mit seinem Realismus Probleme hatten, sagte er: "Nun es aber tot ist, warum sollte ich denn fasten? Vermag ich es wieder zurückzubringen? Ich gehe zu ihm, aber es wird nicht zu mir zurückkehren" (2. Samuel 12,23).

Das hat auch uns etwas zu sagen in unserem Dienst und Leben als Christen. Manchmal geschieht es, dass uns ein Dienst genommen und jemand anderem gegeben wird. Wir trauern über das Ende einer Möglichkeit zum Dienen.

Vielleicht zerbricht eine Freundschaft oder Partnerschaft und als Folge davon scheint uns das Leben leer und schal. Oder wir wurden von jemand grausam enttäuscht, der uns sehr nahestand. Wir betrauern das Ende einer geschätzten Beziehung.

Oder vielleicht zerbricht ein lebenslang gehegter Traum oder eine hohe Ambition wird zunichte. Wir trauern über das Ende unseres Sehnens und Trachtens.

Trauern ist an sich nicht verkehrt, aber es sollte sich nicht so lange hinziehen, dass es unsere Fähigkeit verkrüppelt, den Herausforderungen der Gegenwart zu begegnen. E. Stanley Jones sagte, er habe sich angewöhnt, sich "innerhalb einer Stunde von den Kümmernissen und Schlägen des Lebens zu erholen" . Eine Stunde dürfte für die meisten von uns zu kurz sein, aber wir dürfen nicht für immer untröstlich bleiben über Umstände, die sich nicht ändern lassen.


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Und der Herr sprach zu Samuel: Wie lange trägst du Leid um Saul, den Ich doch verworfen habe, dass er nicht König sei über Israel?" 1.Sam. 16,1

Hier stehen wir vor einer der schwersten Fragen in dem so schicksalsreichen Leben Sauls. Gott überließ das Volk Israel als seinen Erstgeborenen auch dem jeweiligen Könige nicht. Anspruch auf das Volk hatte Gott allein. Nur Er konnte König in Israel sein. Israels Könige konnten daher nicht selbstherrlich in ihrem Volk herrschen, wie es die Könige der anderen Völker taten. Ihr Wollen und Handeln stand dauernd unter der Kontrolle eines weit Höheren. Sie waren mit ihrem königlichen Beruf dem Herrn als dem wahren König ebenso verantwortlich, wie der Prophet und Priester des Volkes es waren.

In der Schonung des Königs Agags und eines Teils der Kriegsbeute kam nun zum Ausdruck, dass Saul auch unabhängig von Gottes Auftrag zu handeln wagte. Gott hatte die Amalekiter um ihrer Stellung willen längst dem Gericht übergeben. Sie hatten sich unfähig erwiesen, innerhalb der damaligen Völkerwelt eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Völker gingen unter, wenn sie erst keinen positiven Beitrag zum Aufbau der Zukunft zu liefern vermochten. Amalek lebte aber nur noch vom Raub und nicht von der Produktion seines Geistes und seiner Hand. Er konnte stehlen, aber nicht schaffen. Daher war sein Gericht gekommen. Vollzieher dieses Gerichtes sollte Saul sein. Ein harter Auftrag, wie die Geschichte so oft voll Härte ist. Gott lässt in seiner Liebe Bestehendes untergehen, um in seiner Gerechtigkeit die Zukunft retten zu können.

Daher konnten Israels Könige nicht Geschichte machen, sie konnten immer wieder nur Geschichte erleben. Und zwar jene Geschichte, die Gott im Verborgenen zum Heil der Zukunft machte. In der Handlung Sauls sah Gott offenbar voraus, dass dessen Grundeinstellung in Zukunft auch nur die eines Königs sein würde, wie auch die anderen Völker Könige hatten. An dieser seiner von Gott unabhängigen Grundeinstellung musste Saul aber zu Grunde gehen. Seine empfangene Salbung hatte ihn unabhängig gemacht von der Kraft und dem Willen eines anderen. Dieser andere aber war Gott.

Daher war Sauls Handeln so eng verbunden mit seiner Verwerfung als Auserkorener und Gesalbter des Herrn für die Zukunft. Auf der von ihm eingenommenen Stellung musste sein königliches Handeln dem Volk zum Fluch und zum Gericht werden. Darum verwarf ihn der Herr, damit nicht durch ihn das ganze Volk der Verwerfung anheim fiele. Gott kann auch einen König opfern, wenn durch dessen Verwerfung ein ganzes Volk für die Zukunft gerettet werden kann.