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Predigten zu 1. Petrus 2,11
Zitate von William MacDonald anzeigen
"Geliebte, ich ermahne euch als Beisassen und Fremdlinge, dass ihr euch der fleischlichen Lüste, die gegen die Seele streiten, enthaltet."
Petrus erinnert seine Leser daran, dass sie eigentlich Fremde sind, die kein Bürgerrecht besitzen: Eine Erinnerung, die wir zu keiner Zeit nötiger brauchten als gerade heute. Fremdlinge oder Pilger sind Leute, die von einem Land zum anderen reisen. Das Land, durch das sie gerade gehen, ist nicht ihr eigenes; sie sind Ausländer. Erst das Land, zu dem sie unterwegs sind, ist ihr eigentliches Heimatland.Das typische Kennzeichen eines solchen Fremdlings ist ein Zelt. Wenn wir also davon lesen, dass Abraham mit Isaak und Jakob in Zelten wohnte, sollen wir darunter verstehen, dass er Kanaan noch als ein fremdes Land betrachtete (selbst wenn es ihm verheißen worden war). Er lebte in einer behelfsmässigen Wohnung, denn "er erwartete die Stadt, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist" (Hebräer 11,10). So lässt sich ein Pilger also nirgendwo häuslich nieder. Er ist ein Mensch, der immer unterwegs ist.
Weil er auf einer langen Reise ist, kann er nur wenig Gepäck mitnehmen. Er lässt es nicht zu, dass er mit vielerlei materiellem Besitz belastet ist. Er kann es sich nicht leisten, mit unnötigem Ballast beschwert zu werden. Er muss alles abwerfen, was seine Bewegungsfreiheit hindert.
Ein weiteres Kennzeichen des Pilgers ist, dass er sich von den anderen Menschen um ihn herum, die in diesem Land wohnen, unterscheidet. Er passt sich nicht ihrem Lebensstil an, nicht ihren Gewohnheiten und schon gar nicht ihrer Form der Gottesanbetung. Für den christlichen Pilger bedeutet das, dass er die Warnung des Petrus ernstnimmt, sich von "den fleischlichen Lüsten, die gegen die Seele streiten", fernzuhalten. Er lässt es nicht zu, dass sein Charakter von seiner Umwelt geformt wird bis zur Anpassung. Er lebt zwar in der Welt, ist aber nicht von der Welt. Er zieht durch ein fremdes Land, ohne dessen Moral und Werturteile zu übernehmen.
Wenn der Pilger durch ein feindliches Gebiet zieht, dann achtet er sorgfältig darauf, dass er sich nicht mit dem Feind verbrüdert. Denn das wäre Untreue an seinem Anführer. Er würde Verrat an der Sache begehen.
Der christliche Pilger zieht durch feindliches Gebiet. Diese Welt hatte unserem Herrn nichts zu bieten außer einem Kreuz und einem Grab. Sich mit einer solchen Welt anzufreunden, hiesse, unseren Herrn Jesus zu verraten. Das Kreuz Christi hat alle Bindungen durchtrennt, die uns je an die Welt gefesselt haben. Wir haben kein Verlangen nach dem Beifall dieser Welt und fürchten auch nicht ihre Verurteilung.
Der Pilger wird auf seinem Weg gestärkt durch das Wissen, dass jede Tagesreise ihn seinem Heimatland näherbringt. Er weiss, dass er einmal sein Ziel erreichen wird und dass er dann schnell alle Mühen und Gefahren des Weges vergessen wird.
Zitate von Ludwig Hofacker anzeigen
»Ich ermahne euch als Fremdlinge und Pilger.« Er nennt die Christen, an die er schreibt, Pilger und Fremdlinge. Christen, wahre Christen sehen sich als Pilger und als Fremdlinge an auf dieser Welt; so denken sie, so reden sie, so handeln sie, so bauen und pflanzen sie, so machen sie Anschläge und Pläne, so arbeiten sie, nicht als Leute, die hier wohnhaft sind, sondern als solche, die hinwegeilen, keine bleibende Stätte haben und dagegen die zukünftige suchen. Nicht als ob nur zu gewissen Stunden besonderer Andacht und Anfassung es ihnen klar würde, daß sie hienieden kein Bürgerrecht haben und sie sich für die zukünftige Stadt und für den Eingang in dieselbe bereiten sollen; es ist diese Gesinnung: Ich bin ein Pilger und Fremdling hienieden - nicht bloß so ein vorübergehendes Gefühl des Herzens, das, wenn es lange genug von der Eitelkeit gefesselt war, sich einmal in einem gewissen Anflug aufrafft, wie oft Weltmenschen in Stunden des gesteigerten Gefühls sich über das Irdische und Vergängliche hinwegschwingen, sondern es ist bei einem Christen ein bleibender Grundgedanke seiner Seele: Ich bin ein Pilgrim und Fremdling, und habe keine bleibende Stätte; ein Grundgedanke, der ihm nicht immer in die Vorstellung fällt, aber aus welchem heraus er unbewußt handelt und wandelt; es ist etwas Festes, etwas mit dem innersten Seelenleben selbst Verwobenes, das er sich nicht erst recht klar machen darf durch allerhand Vorstellungen, sondern das ihm ganz zu eigen worden, und in seinem innersten Seelengrund Ja und Amen ist.
Es halten eitele Gemüter die Erde für ihr Vaterland! Wer aber Jesum hat erkannt und die wahrhaften Himmelsgüter, der sieht den ganzen Kreis der Erden für eine fremde Hütte an und sehnet sich, erlöst zu werden von seiner rauhen Pilgerbahn.