10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...
Predigten zu 1. Korinther 6,15
Zitate von Christoph Blumhardt anzeigen
Der Apostel will lockeren Vorstellungen und Grundsätzen entgegentreten, wie sie manche Christen damals noch nicht ganz überwunden hatten, weil sie vorher nach heidnischer Weise wandelten und ungescheut den Lüsten des Fleisches dienten. Noch sahen sie ja die Heiden um sich her so leben, auch solche, von denen sie sich um der Verwandtschaft willen nicht ganz abtrennen konnten. Mit Leichtigkeit konnten sie wohl auch vieles vollbringen, was christliche Zucht und Lehre verbot. Und weil verbietende Gesetze im übrigen nicht da waren - auch allerwärts die Lockungen nur zu offen vor ihnen lagen -, so regte sich in den Christen leicht wieder die alte Natur, oft bald nach der Bekehrung. Da fingen dann ihrer etliche an, den Lüsten gar das Wort zu reden und Unzuchtssünden geradezu zu verteidigen, als hätten sie nicht so viel zu sagen und seien etwas Natürliches und Erlaubtes. Sie machten dabei wohl auch die christliche Freiheit geltend, indem sie sagten: „Ich habe es alles Macht“ - wobei aber Paulus hinzusetzt: „Aber es frommt nicht alles“ („Es ist nicht alles zuträglich“)! Machen's doch heutzutage manche lockeren Leute auch so - namentlich mit Berufung auf das Alte Testament -, um ihr strafendes Gewissen vor sich und andern zu beschwichtigen. Hiegegen nun sagt Paulus sehr ernst: „Wisset ihr nicht, daß eure Leiber Christi Glieder sind?“ Wissen sollten sie es, so daß ein Apostel nicht erst nötig haben sollte, es ihnen zu sagen. Das eigene Gefühl sagt's allen, die Christus liebhaben, von selber, daß man den Heiland nur betrübe durch Mißbrauch seines Leibes zur Unreinigkeit. Wie leicht aber lassen sich viele durch lose Geschwätze betören und Wissen und Gewissen übertäuben!
Merken wir's uns aber überhaupt, daß unsre Leiber Christi Glieder sind! Wir dürfen sie nicht nach eigener Willkür gebrauchen, weil sie nicht unser, sondern Sein sind. Er ist mit uns auch leiblich verwandt, weil Er Fleisch und Blut mit uns gleichermaßen angenommen hat, und zwar so, daß Er mit uns sogar einerlei Blut hat: indem alle von dem einen Menschen (Adam) leiblich abstammen. Es besteht also eine Einheit der Leiber unter den Menschen, so auch mit Christus. Was wir daher uns und andern am Leibe wehtun, das tun wir Ihm zuleide, der uns mit Seinem Blute auch erkauft hat und unsern Leib an Sich heiligen wollte. Solches ist so wichtig, daß Paulus daraus den Schluß zieht, daß Gott auch unsre Leiber wie den Leib Christi - weil sie auch Seine Glieder sind - einmal auferwecken werde. Wir kurzsichtigen Menschen haben freilich in dergleichen Dingen wenig Einsicht und Verstand; aber es ist, als wollte Paulus sagen, Christus sei erst dann ganz auferstanden, wenn Er auch uns, Seine Glieder, auferstanden sehe.
Lernen wir daher unsre Leiber achten als nicht unser Eigentum, sondern als Christi Glieder! Lernen wir sie schonen, daß wir sie nicht durch verkehrte Behandlung und durch ungeordnetes lüsternes Wesen verderben - und so Christus an uns wehe tun! Es macht sich ohnehin gleich erkennbar, daß der ganze Mensch verdirbt, wenn leibliche Unordnung mit Essen und Trinken und anderem eintritt! Jede Unordnung des Leibes hat einen Einfluß auf das Verderben des ganzen Menschen, indem auch der Geist dadurch angegriffen wird. Auch Überreizung des Leibes durch Arbeit und Anstrengung, ferner Unreinlichkeit und Verwahrlosung des Leibes, ebenso Bequemlichkeit und Faulheit kann Einfluß haben auf den Ruin des ganzen Menschen nach Leib und Seele. Solches ist tägliche Erfahrung; und wie viel verderben wir da an uns dem HErrn, der beides, unsern Leib und unsre Seele, durch Sein Blut Sich zu Seinem Eigentum erkauft hat!
Lernen wir doch fleißig - besonders, wenn Versuchung naht - bei uns selber sagen: „Mein und Anderer Leib ist Christi Glied; Ihm darf ich an meinem und Anderer Leibe nicht wehe tun!“ Es mag eine Macht in solchem Gedanken liegen.