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Predigten zu 1. Korinther 12,26

"Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; oder wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit."

Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Wie die Glieder des menschlichen Leibes angenehme und schmerzliche Empfindungen miteinander teilen, so soll kein Glied der Gemeine für sich allein sein und empfinden; sondern es soll eine so innige Gemeinschaft unter ihnen bestehen, daß durch alle hindurch einerlei Gefühl zu erkennen ist und daß eine Art Schwingung - wie bei einem Instrumente - durch alle hindurch fühlbar wird, namentlich soweit sie auch in einer äußeren Beziehung zueinander stehen. Trübsal und Kummer des einen sollte den andern allen nachgehen, und Freude und Erquickung des einen wiederum die andern alle freudig stimmen. Das Abgetrenntstehen voneinander, da jedes für sich seine Sache hat, ist nicht das vom HErrn Gewollte.

Dem entgegen hatte es sich bald in der christlichen Gemeine so gemacht, daß einer, wenn er recht fromm sein wollte, dies damit zu werden glaubte, daß er sich ganz abgesondert hielte. So machen's heute noch viele, die in einer besonderen Gemeinschaft mit Gott stehen und sich ganz fromm und andächtig bezeigen wollen. Sie haben ihre Sache nur für sich und schließen sich ein und halten sich verborgen, wollen alle Einflüsse von außen her von sich abwenden und verlieren allmählich alles Gefühl für ihre Mitwelt - sowohl in der Freude als im Leid. Schon darin sieht man das Verkehrte dieser Art von Andacht und Frömmigkeit: denn wo bleibt da die Bruderliebe? wo die allgemeine Liebe?

Auch sonst ist es gar häufig, daß jedes für sich seinen Heiland will, aber in der Gemeinschaft keinen Fuß hat. Da bleibt immer die Liebe zurück, namentlich die Liebe, die andern auch gerne ins Licht hinein helfen würde - und was ist alle Andacht ohne solche Liebe? Bei den meisten, die ernster sein wollen, muß es hierin besser werden, daß sie einen Zug zur Gemeinschaft der Kinder Gottes bekommen, daß sie sich mit allen freuen, mit allen leiden, sich für die andern zu opfern verstehen. Solches ist die echte, wahre Frömmigkeit. Ist sie doch so der Anfang dessen, was im Himmel werden soll, da alle zusammen eines sind in Gott dem Vater und Seinem Sohne Jesus Christus durch den Heiligen Geist.

Wollen wir's denn so machen! Wollen wir uns ineinander finden, unser Herz auch für andere schlagen, unser Gemüt auch für anderer Leid und Freude offen lassen und nicht immer selbstsüchtig nur in uns hineinsehen - dabei wir des Segens der Gemeinschaft mehr oder weniger verlustig gehen! Der größte Segen ist immer der, den man mit vielen gemein hat; und den wolle der HErr uns schenken nach Seiner Barmherzigkeit!


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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So ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit.

Ich kann mir keine Ehe denken, in der nicht eine Leidensgemeinschaft wäre. Der Mann trägt die kleinen Sorgen des Weibes, ihre Anliegen und Ängste, und die Ehegattin sucht sich in die beruflichen Sorgen des Mannes einzufühlen und einzuleben. Was wäre das für eine Lebensgemeinschaft, wo der eine Teil mit entwölktem Angesicht heiter und froh das Leben genösse, während der andere Teil unter der Last des Lebens seufzt. Manche Eheleute, die sich am Tag des Glückes mehr nur äußerlich gefunden und verstanden hatten, wurden von dem Tag des Leidens aneinander gewiesen, lernten und bewährten sich in und unter dem Kreuz. Eine Arbeitsgemeinschaft würde geradezu dem Tod die Tore und Läden öffnen, wenn sie sich des Leidens entschlüge. So ein Glied leidet, so leiden sie alle, und so eine Not über ein Haupt geht, werden sie alle gebeugt und verletzt.