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Predigten zu 1. Johannes 5,15
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Die Kraft des Gebets
In seinem ersten Brief spricht Johannes von der Sicherheit des Glaubens, wenn er sagt: »Wir wissen, dass, wenn wir nach seinem Willen bitten, er uns hört. Und wenn wir wissen, dass er uns hört, so wissen wir auch, dass wir die Bitten haben, die wir von ihm erbitten« (vgl. 5,14-15). Mit diesen Worten beschreibt Johannes, wie ein wirklich gläubiges Herz beim Beten eingestellt ist, dass es nämlich gar nichts anderes denkt, als dass es bereits erhört sei und die Bitte schon bekommen habe. Und das stimmt auch. Aber solchen Glauben und solche gewisse Sicherheit muss uns der Heilige Geist geben. Darum kann man ohne den Heiligen Geist überhaupt nicht richtig beten. Versuche einmal, so zu beten, und du wirst empfinden, wie wunderbar die Verheißungen Gottes sind, welchen Mut sie machen und wie sie das Herz trösten. Dabei darfst du um alles bitten – einerlei, wie hoch die Bitte auch immer sein mag. Denn Elia war ein gebrechlicher Mensch, wie wir es sind. Trotzdem regnete es nach seinem Gebet drei Jahre und sechs Monate lang nicht. Und als er wiederum bat, regnete es. Sieh genau hin! Denn hier erkennst du, dass ein Einzelner betet und mit seinem Gebet über die Wolken, ja, über Himmel und Erde regiert. Möge Gott uns sehen lassen, welche Macht und Gewalt ein wahres Gebet hat, damit wir erkennen, dass ihm nichts unmöglich ist.
Wir wissen, dass wir haben
In dieser Epistel klingt überall das Echo: „wir wissen“; sie in voll Gewissheit. Die obigen Worte geben uns eine Sicherheit, besonders in Bezug auf das Gebet. Gerade auf diesem Gebiet herrscht sonst wohl in der Christenheit am meisten Ungewissheit; vielleicht ist dies auch der Grund, warum so wenig gebetet wird. Man zweifelt, ob es geraten sei, Pfeile abzuschießen, wovon nur die wenigsten das Ziel treffen.
1. Bedingung
Die erste Bedingung erhörlichen Gebets ist: die Überzeugung, dass es mit Gottes Willen übereinstimme. Es ist nicht schwer, dazu zu gelangen, wenn wir unsere Bitten auf eine Verheißung stützen. Nichts ist unserem Vater wohlgefälliger, als wenn seine Kinder, im Gebet Ihm seine Verheißungen vorhalten, und um deren Erfüllung bitten: „Tue, wie du gesagt hast!“ – In solchen Fällen, wofür wir seine Verheißungen vorbringen können, werden wir während des Gebetes Gottes Willen schon entdecken können.
2. Bedingung
Die zweite Bedingung ist: der Glaube, dass Gott uns hört. Um dies zu erfahren, braucht es nicht eines langen Gebetes. Sei nur ruhig und stille vor Ihm, so wird bald ein vom heiligen Geist bewirktes Bewusstsein dein Herz und deine Seele durchdringen, dass du buchstäblich das Ohr und das Herz deines himmlischen Vaters erreichst, und dass Er so aufmerksam deinen Bitten lauscht, als ob Er sonst auf der ganzen Welt nichts anderes zu besorgen hätte.
3. Bedingung
Die dritte Bedingung ist: dass wir an die schon gewährte Erhörung unserer Bitte glauben. Du magst sie noch nicht in Händen haben, und sie mag dir nicht genau in der Weise zukommen, wie du es erwartest; aber du hast sie dennoch. Wir müssen wagen, es zu glauben, dass die Erhörung an uns abgegangen ist, mit unserer Adresse versehen, und eingeschrieben, ob auch Jahre vergehen mögen, ehe sie ankommt.