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Predigten zu 1. Johannes 1,1
"Was von Anfang war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben, betreffend das Wort des Lebens;"
Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung
"Das wir gehört haben, das wir gesehen haben mit unseren Augen, das wir beschaut haben und unsere Hände betastet haben vom Wort des Lebens, ."
Welch mächtiger Trost und welche Stärke war es für den Apostel Johannes, dass er so zeugen konnte! Es ist die triumphierende Gewissheit, die hiermit ausgesprochen wird: Ich verkündige nichts Ungewisses, sondern das, was ich mit meinen Augen gesehen, mit meinen Ohren gehört und mit meinen Händen betastet habe. Johannes war der Glückliche, der an der Brust Jesu gelegen, mit Ihm gewandelt, geruht und gewacht, an Seinem Kreuze gestanden hatte und auch bei Seiner Himmelfahrt zugegen war. So wundern wir uns nicht, dass Johannes mit Freuden alles tun und leiden konnte. Er hat sich auch in seinem Evangelium auf sein eigenes Schauen berufen: "Wir sahen Seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit." Ebenso hat auch der Apostel Petrus triumphiert und sein Zeugnis mit seinem eigenen Schauen bekräftigt: "Wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt," sagt er, "da wir euch kundgetan haben die Kraft und Zukunft unseres Herrn Jesus Christus, sondern wir haben Seine Herrlichkeit gesehen!" Gott sei Lob und Preis!"Aber", so sagst du, "welche Gewissheit haben denn wir, die wir es nicht mit eigenen Augen gesehen haben?" Gott sei Lob und Preis! In Vers 9 des fünften Kapitels seines ersten Briefes sagt Johannes: "Wer an den Sohn glaubt, der hat solches Zeugnis in sich selbst," der hat gesehen und beschaut! "Gott hat sich nicht unbezeugt gelassen." Wer dem Zeugnis Gottes nicht glaubt, der ist mit allem Recht mit Blindheit geschlagen; er sieht nichts, selbst das nicht, was gerade vor ihm steht, wie wir an den ungläubigen Juden sehen, die ebenso wie Johannes und Petrus den Herrn Jesus und alle Seine Werke vor Augen hatten, und doch sahen sie nichts. Derjenige aber, der an den Sohn Gottes glaubt, sieht in Ihm "Urim und Thummim", Licht und Vollkommenheit, und geht auch täglich mit Ihm um. Sollte er Ihn dann nicht kennen?
Wer an den Sohn Gottes glaubt, sieht herrliche Dinge, zuerst in sich und in der Geschichte seines Lebens, nämlich eine neue Schöpfung, die nicht weniger bewunderungswürdig ist als die erste Schöpfung. Ferner sieht er um sich her viele Bestätigungen des Wortes Gottes. Was sieht er z. B. in den Überresten des alten Israel, den Juden, die unter uns wohnen, oder gar in der Erbärmlichkeit der Götterlehren aller Heiden? Was sieht er in der blossen Tatsache, dass das Wort von dem Gekreuzigten nicht mit Seinem Tod aufhörte, sondern in alle Lande hinausgegangen ist? Was braucht er mehr zum Beweis für die Auferstehung Christi oder um zu wissen, wer dieser Herr war? Ist alles das nicht ein Sehen? Dank und Lob, o Gott! Wir haben gesehen, wir haben geschaut. Aber man muss sich unter die gewaltige Hand Gottes demütigen und um Gnade, um geistliche Augen und um Licht bitten; denn dies kommt nur von oben herab, von dem Vater des Lichts.
Das andere, was Johannes uns hier lehrt, ist dieses, dass wir täglich mit dem Wort des Lebens umgehen müssen. Dies deutet er mit den mehrfach wiederholten Worten an: "Das wir gehört haben, das wir gesehen haben mit unseren Augen, das wir beschaut haben und unsere Hände betastet haben vom Wort des Lebens." Dies nämlich ist die andere notwendige Bedingung, um einen alles besiegenden Trost in und eine innige Freude über Jesus zu haben, dass wir nämlich diese Dinge nicht nur gehört oder gesehen haben, sondern wieder und immer wieder hören, sehen und beschauen und aufs neue beschauen und "betasten" oder mit diesen unseren himmlischen Reichtümern umgehen. Hier liegt das Geheimnis, Kraft und Trost im Herzen zu haben.
Wir berühren damit einen Punkt, auf dem alles beruht. Hier liegt auch die Ursache, weshalb so wenig Friede, Freude und Kraft in unseren Herzen wohnen. Wir beschauen alles andere tausendmal, nur nicht das, was Leben und Frieden gibt. Mitten unter einem fleißigen Hören und Lesen kann man doch das Auge seiner Seele nur auf sich oder auf das Elend gerichtet haben; - in die Herrlichkeit Christi aber und in die ewige Auserwählung Gottes, in unsere himmlischen Reichtümer also, kann man sich nicht versenken. Was helfen dann alle Wort Gottes? Was unsere Seele beschaut und womit sie umgeht, das erfüllt das Herz. Es ist darum eine beklagenswerte Schwachheit vieler Christen, dass sie so wenig das Große, Herrliche betrachten, das sie mit Friede und Freude erfüllen würde. Stattdessen beschäftigen sie sich mit Dingen, mit denen Qual und Unruhe verbunden sind. Was man am meisten betrachtet, davon hat man auch den stärksten Eindruck. Gott helfe uns, Sein Wort auch in dieser Beziehung ganz ernst zu nehmen! Auch sollten wir einander dazu verhelfen mit Ermahnungen und Aufmunterungen, auf dass wir anfangen möchten, fleißiger mit unserem großen Reichtum in Christus umzugehen. Es gibt ja keine andere Weise, Freude und Stärke ins Herz zu bekommen. Luther, der täglich nichts anderes tat, als im Worte und in der Lehre zu arbeiten, nahm wegen des Bedürfnisses seiner eigenen Seele täglich die Glaubensartikel und die zehn Gebote Gottes und einige wohlbekannte Sprüche von Christus vor sich, die er aufs neue zum vielleicht schon tausendsten Mal betrachtete. Kein Christ hat bis jetzt eine andere Weise gefunden, Kraft im Herzen zu gewinnen und zu behalten. Möchte Gott uns helfen, dieses ins Werk zu setzen!
Jesu, Du bist unaussprechlich Herrlich Deinem Kind. Gnad' und Frieden, Heil und Leben Herr in Dir ich find!